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Mittwoch, 17. Juni 2015
Rezension - Der Ort. Das Herz
Autorin: Anna Cron
Titel: Der Ort. Das Herz
Genre: Roman
Version: eBook
erschienen: 26. März 2015 als eBook
Seiten: 203
Altersempfehlung: Erwachsene
Verlag: Schruf & Stipetic
Mit diesem Cover ist das Buch nun
als Taschenbuch erschienen.
Mich macht nun besonders stolz,
dass ein Zitat aus meiner Rezension
auf dem Buchrücken zu lesen ist.
Die Autorin Anna Cron, geboren 1949 in Bayern, hat nach eigener Aussage als Kind furchtbar gelogen und kam so dazu, Geschichten zu erfinden und aufzuschreiben. Zunächst aber studierte sie Theaterwissenschaften und wurde Schauspielerin, war Mitbegründerin der ersten freien Theatergruppe in Köln, leitete ein Kinder- und Jugendtheater, schrieb Theaterkritiken und Kabaretttexte und arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin. Sie schrieb selbst Theaterstücke und Hörspiele und übersetzte Cyrano von Bergerac von Edmond Rostand und Shakespeares Stücke ins Deutsche. Heute lebt sie in Berlin und den italienischen Marchen und arbeitet als Autorin und Übersetzerin.
Kurzbeschreibung, übernommen:
Nach dem Selbstmord ihres Schwiegervaters engagiert Shulamit von Weltenau den arbeitslosen Dramaturgen Erwin Ruckriegel als Ghostwriter. Er soll über die Familie ihres Mannes schreiben, in der mit Härte und Arroganz das Unglück von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Doch sie erzählt Erwin auch von ihrer eigenen jüdischen Familie, die den Holocaust überlebte und sich in einer eigenen Welt abschottete. Erwin wird im Laufe der Zusammenarbeit selbst immer tiefer in Shulamits Geschichte hineingezogen und bald fragt er sich, ob er nur Ghostwriter ist oder ob ihm in der Geschichte eine ganz andere Rolle zugedacht ist. In einem Haus in Italien laufen die Fäden zusammen: Nichts, und sei es noch so lange her, scheint zufällig geschehen zu sein, jede noch so unbedeutende Begebenheit entpuppt sich am Ende als Teil einer unaufhaltsamen Tragödie.
Meine Meinung:
Schon lange nicht mehr hat ein Buch so viel bei mir ausgelöst. Ich war natürlich neugierig, aber auch sehr wütend, richtig sauer, manchmal traurig und habe mich aber auch freuen können. Ich habe eine beeindruckende und dramatische Familiengeschichte kennen gelernt. Wie es dazu kam? Ich habe mich auf ein Buch eingelassen, dass ich normalerweise nie gefunden hätte.
Shulamit von Weltenau bittet den arbeitslosen Dramaturgen Erwin Ruckriegel als Ghostwritter tätig zu werden und erzählt ihm viele Familienereignisse. So erfahre ich als Leserin, genau wie Erwin, die Geschichte ihrer Familie und die ihres Mannes Michael. Zu Anfang musste ich mich etwas konzentrieren, denn Shula sprang zeitlich immer hin und her, aber schnell gewöhnte ich mich an ihren Erzählstil, was ja in Wirklichkeit der Schreibstil der Autorin war.
Um alle Handlungen und Entwicklungen verstehen zu können, musste Shula, wie Erwin sie nach kurzer Zeit nannte, weit ausholen. So lernte ich Menschen kennen, deren Handeln ich aus vollem Herzen verurteilte. Für andere konnte ich kein Verständnis aufbringen und ich weiß nicht, wie ich als Betroffene in dieser Situation gehandelt hätte. Auf jeden Fall freute ich mich, dass sich dieses Drama nicht in jeder Generation abspielte. Ich habe nun das Problem, meine Empfindungen zu schildern, ohne großartig auf den Inhalt des Buches eingehen zu können.
Mich hat die Geschichte jedenfalls gefesselt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Außerdem gab es im Laufe des Buches Entwicklungen, mit denen ich so gar nicht gerechnet hatte. Lupi, wie Erwin schon nach kurzer Zeit von Shula genannt wurde, war auf einmal nicht nur derjenige, der alles aufschreiben sollte, er gehörte plötzlich dazu. Ich war jetzt die alleinige Beobachterin und somit überall dabei, aber eben nicht als Betroffene.
Ich erwähnte ja schon den Schreibstil der Autorin, mir hat es sehr gut gefallen. Oft ist es im wirklichen Leben ja auch so, dass jemand eine Geschichte erzählt und dabei hin und her springt und man sich manchmal fragt, warum wird das jetzt erzählt. Am Ende fügt sich alles zusammen und so war es auch in diesem Buch. An einigen Stellen hatte ich als Leserin eher den Durchblick als die Beteiligten und es machte mir richtig Spaß, sie dabei zu beobachten, wenn sie die Zusammenhänge begriffen oder der Wahrheit auf die Spur kamen.
Allen Beteiligten hat Anna Cron sehr interessante Charaktere zugeordnet, es versteht sich von selbst, dass ich einige Personen gut und andere überhaupt nicht leiden konnte. Sie hat es auch wunderbar verstanden, die Örtlichkeiten in Italien zu beschreiben, ich hatte alles vor Augen und das Gefühl, dort zu sein. Vor diesem Tunnel hätte ich mich sicher auch gegruselt.
Das Buchcover finde ich sehr interessant gestaltet. Über den Sinn des Buchtitels grübel ich noch nach. Manchmal erschließt sich auch mir nicht alles ;)
Fazit:
Ich fand das Buch sehr eindrucksvoll und empfehle es wirklich gerne weiter.
Zum Verlag:
Viele wissen, ich bin neugierig auf neue Bücher und unterstütze deutsche Autoren. Ich bin gegen die eBook-Piraterie und erwerbe eBooks auf legalem Weg. Durch eine Flasmob-Aktion zum Kauf und ehrlichen Erwerb von eBooks, an der ich teilnahm, wurde Dagmar Schruf auf mich als Buchbloggerin aufmerksam und hat mir dieses Buch zum Lesen und Rezensieren angeboten.
Schruf & Stipetic ist ein kleiner junger eBook-Verlag. Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Anfrage erhielt und helfe gerne mit meinen Rezensionen neue Bücher publik zu machen. Ich behaupte jetzt einfach mal von mir, dass ich auch bei Büchern, die mir kostenlos zur Verfügung gestellt werden, ehrlich bin und in meiner Rezension nichts schönfärbe. Auf jeden Fall werde ich mir weitere Bücher ansehen, sobald es meine Zeit und mein SUB zulassen.
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