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Mittwoch, 29. Juni 2016

Indie-Autoren-Challenge Nadine Kapp


Im März 2015 hatten einige Autoren die Idee sich einer besonderen Herausforderung zu stellen. Ihnen sollten 15 Begriffe genannt werden und sie wollten eine Geschichte daraus machen, die mindestens drei Seiten lang sein sollte. Nach und nach möchte ich die Autoren und deren Geschichten vorstellen:



Nadine Kapp stellt sich vor: Mein Name ist Nadine Kapp, geboren und wohnhaft in Köln. Ende 2012 erblickte mein Sohn das Licht der Welt und zu diesem Zeitpunkt stand für mich bereits fest, dass ich meinem alten Beruf als gelernte Fachkraft für Lagerlogistik nicht mehr nachgehen möchte. 2014 begann ich damit, ein paar Kapitel zu schreiben, doch so „richtig“ startete ich erst Anfang 2015 als Autorin, auch wenn es nach all der Zeit immer noch seltsam ist, sich als solche bezeichnen zu dürfen.

Im Juli 2015 gründete ich den Booklover Verlag, um so auch anderen Autoren die Chance zu geben, sich im Buchdschungel einen Namen zu machen. Somit steuere ich hauptberuflich die Abläufe im Verlag, habe mich außerdem mit dem Designen von Buchcovern selbstständig gemacht, schreibe aber täglich an meinen Romanen, da es einfach eine Leidenschaft von mir ist.

Das vollständige Interview,  aus dem ich zitieren durfte, kann hier nachgelesen werden: klick mich


Übersicht der Bücher, die bei Amazon erworben werden können.


Und hier kommen nun die Begriffe, die Nadine Kapp von  Violet Truelove & Lindsay Lovejoy genannt wurden:

1.Schimmel
2. Wolkenbruch
3. Handtasche
4. Haare
5. Schreibtisch
6. Müsli
7. Kuh
8. Flasche
9. Arzt
10. Schlaf
11. Landstrasse
12. Urlaub
13. Geist
14. Unfall
15. Chaos



Müde öffnete ich die Augen und ein gewaltiger Kopfschmerz erinnerte mich daran, dass ich, am gestrigen Abend eine ganze Flasche Wein geleert hatte.

Das ist alles bloß deine Schuld, Sam!, dachte ich.

Das laute Klingeln des Telefons trug keineswegs dazu bei, dass ich mich besser fühlte. Ich griff nach dem Handy, das auf meinem Nachttisch lag und flüsterte regelrecht ein »Hallo?«, in den Hörer.
»Du schläfst doch nicht immer noch, oder?«, brüllte jemand ins Telefon und aufgrund meines Zustandes brauchte ich einige Minuten, um die Stimme zu erkennen.
»Schrei doch bitte nicht so!«, flehte ich, doch meine beste Freundin Laura zeigte kein Erbarmen und fuhr mit ihrer Predigt fort. »Hast du wieder getrunken? Natürlich hast du das! Wieso frage ich überhaupt? Dein neuer Mitbewohner tut dir nicht gut. Im Gegenteil! Wenn das so weitergeht, schleppe ich dich zu einem Arzt!«, tadelte sie mich.
»Du redest Blödsinn! Sam und ich haben uns gestern einen Film angesehen und dabei einige Gläser getrunken. Was ist schon dabei?« Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, ahnte ich, dass sie im Stillen die Augen verdrehte.
»Hör zu, Laura. Wenn es dich beruhigt, lasse ich es die nächsten Tage erst mal mit dem Alkohol. Einverstanden? Du benimmst dich zwar gerade wie meine Mutter, aber ich versuche dir zumindest entgegen zu kommen«, seufzte ich ins Handy. »Aber ich brauche jetzt wirklich noch ein paar Stunden Schlaf, damit ich wieder fit bin. Ist das für dich in Ordnung? Ich melde mich einfach heute Abend bei dir und dann können wir meinetwegen irgendetwas unternehmen.«
»Lisa«, begann sie und blieb für einige Sekunden still. «Du redest mir jetzt einfach nach dem Mund, damit ich Ruhe gebe. Ist es nicht so?« Unwillkürlich musste ich grinsen. »Natürlich nicht. Wie kommst du denn auf so einen Schwachsinn?«, erwiderte ich, auch wenn sie genau ins Schwarze getroffen hatte. Vor einigen Wochen war Sam bei mir eingezogen, nachdem meine alte Mitbewohnerin ein Studium in den Staaten begonnen hatte. Seither gab es bloß zwei Wochenenden, an denen wir ein wenig getrunken hatten. Laura musste jede Situation völlig dramatisieren, das lag ihr im Blut.
»Na ja, wie dem auch sei. Meld' dich heute Abend!«
»Mache ich!«, antwortete ich und legte erleichtert auf.

Für so etwas hatte ich momentan wirklich keinen Nerv. Langsam stieg ich aus dem Bett und hielt mir meinen schmerzenden Kopf. Als ich die Küche betrat, begegnete mir ein gut gelaunter Sam, dem man nicht ansah, dass er genauso viel getrunken hatte, wie ich.
»Guten Morgen, Sonnenschein«, begrüßte er mich und ich zog eine Grimasse. »Du siehst nicht gerade fit aus. Bekam der Wein dir gestern Abend nicht?«, wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf.
»Überhaupt nicht. Ich fühle mich, wie vom LKW überfahren«, gab ich ehrlich zu und er lachte.
»Frühstück? Ich habe Rührei gemacht«, verkündete er stolz.
»Nein, Danke. Ich glaube, Müsli ist nun genau das Richtige.«

Ich öffnete den Küchenschrank und nahm die Schachtel mit dem Schokomüsli heraus, das mein Magen hoffentlich akzeptierte. Die Milch ließ ich weg, denn allein schon bei dem Gedanken daran, wurde mir übel. Interessiert beobachte ich Sam, wie er gefühlte Stunden seine Brote mit Butter beschmierte und dann angewidert sein Gesicht verzog.

»Wie alt ist denn der Käse? Da ist ja bereits Schimmel drauf«, fragte er und ich zuckte mit den Schultern.
»Ich bin kein Käse-Freund. Also frag mich nicht! Dafür bist du zuständig.« Bedächtig griff er stattdessen nach der Salami und setzte sich zu mir an den Tisch. »Was hast du heute vor? Sollen wir bei dem schönen Wetter nicht an den See fahren?«, schlug Sam vor. Ich würgte gerade einen Löffel Müsli herunter, als ich ihn erfreut ansah.
»Eigentlich eine gute Idee, aber ich fühle mich noch etwas schwach. Gib mir noch eine Stunde, um wieder auf die Beine zu kommen.«
Zufrieden nickte er und biss in sein Salamibrot.
»Ich glaube, mehr kriege ich nicht herunter«, sagte ich, lächelte ihn matt an und erhob mich von meinem Stuhl. Ich stellte die Schüssel in die Spüle und trat wieder den Weg in mein Zimmer an, um meinen Kleiderschrank zu durchforsten. Die Jogginghose, die ich trug konnte ich sicherlich nicht am See tragen, auch wenn ich dies am liebsten getan hätte. Seufzend griff ich nach einem kurzen Sommerkleid und schlüpfte hinein, als es an meiner Tür klopfte.

»Ich will dich nicht stören, aber vielleicht hilft dir ja das?«, fragte Sam und deutete auf das Glas Wasser in seiner Hand. »Ich habe dir eine Aspirin aufgelöst.«
»Danke! Du bist ein Schatz! Was würde ich bloß ohne dich tun?«, erwiderte ich gerührt und trank es in einem Zug aus. Grinsend verließ er mein Zimmer und ich ging nachdenklich ins angrenzende Badezimmer. Wenn ich ehrlich war, gefiel er mir. Seit zwei Jahren war ich bereits Single. Und obwohl ich momentan keine Beziehung wollte, bekam ich immer wieder ein Bauchkribbeln, wenn er mich bloß ansah. Wir teilten den gleichen Humor und ich hätte mich in seinen dunkelbraunen Augen verlieren können. Ich griff nach meiner Bürste und versuchte meine Haare zu bändigen, die in alle Richtungen standen.

Verflucht! Warum musste ich blöde Kuh, auch so viel trinken?
Nach zehn Minuten wirkte ich schon wesentlich frischer, auch wenn das Make Up einen großen Teil dazu beigetragen hatte. Grinsend griff ich nach meiner Handtasche und klopfte an Sams Zimmertür.
»Ich wäre fertig!«, ließ ich ihn wissen, woraufhin er seine Tür öffnete. »Also sollen wir los?«, fragte er und ich nickte. Wir liefen in Richtung Haustür, als er plötzlich stehen blieb und sich suchend umsah.
»Du siehst wunderschön aus!«, verließen die Worte seinen Mund, bei denen ich weiche Knie bekam.
»Du Charmeur!«, grinste ich und versuchte einigermaßen gelassen zu wirken, auch wenn ich mich ganz und gar nicht so fühlte.
»Hast du meine Autoschlüssel gesehen?«, fragte er zerstreut, doch im gleichen Atemzug schien es ihm einzufallen. »Ich habe sie eben auf den Schreibtisch gelegt.« Er schüttelte lachend den Kopf.
»Du wirst anscheinend alt!«, erwiderte ich grinsend.
»Nein, deine Anwesenheit sorgt dafür, dass ich völlig durch den Wind bin.«

Und wieder dieses warme Gefühl in meinem Bauch. Fühlte er etwa ebenso wie ich?
Als wir wenige Minuten später in seinem Auto saßen, vernahm ich wieder den herben Duft seines Aftershaves, bei dem ich regelrecht dahinschmolz. Sam fuhr Richtung Landstraße und schaltete das Radio ein. Ausgerechnet ein Liebeslied wurde gespielt und mein Herz klopfte, als würde es mir in der nächsten Sekunde aus der Brust springen. Was war bloß los mit mir?

Ein Unfall auf der anderen Fahrbahn riss mich aus meinen Gedanken. Drei Autos waren ineinander gefahren und ich hoffte, dass niemand zu Schaden gekommen war. Die gesamte Autofahrt über sprach Sam kein Wort und ich wunderte mich, da er sonst kaum zu stoppen war. Verträumt blickte ich ihn an, als wir den See erreichten und aus dem Auto stiegen. Als er sein Gesicht zu mir drehte, sah er aus, als sei er einem Geist begegnet.
»Ist alles in Ordnung? Du bist doch sonst nicht so wortkarg«, unterbrach ich die Stille und er zuckte zusammen.
»Quatsch! Ich bin so wie immer!«
Auch wenn dies natürlich keineswegs der Wahrheit entsprach, beschloss ich, es auf sich beruhen zu lassen. Gemeinsam liefen wir die Wiese hinunter, bis wir am Wasser standen.

»Diese Ruhe. Da möchte man doch glatt wieder Urlaub machen. Findest du nicht auch?«, warf ich ein, doch er antwortete nicht. Stumm blickte ich auf das Wasser und ignorierte das Herzrasen, was er durch seine bloße Anwesenheit in mir verursachte. Seit er bei mir wohnte, herrschte bei mir innerlich das Chaos. Woran es genau lag, wusste ich nicht. Gerade, als ich noch etwas sagen wollte, um die Stimmung aufzulockern, brach ein Wolkenbruch über uns herein und wir rannten schnell zum Auto. Durchnässt setzten wir uns zurück in den warmen Wagen.

»Das war es dann wohl mit dem schönen Wetter«, sagte ich grinsend und nun endlich lächelte er.
»Sieht wohl so aus!«
Sanft strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und mir stockte der Atem. Seine Hand streichelte über meine Wange und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen.
»Was machst du bloß mit mir?«, flüsterte ich.
»Das könnte ich eher dich fragen«, erwiderte er und beugte sich zu mir herüber. Unsere Lippen berührten sich und ich sog das elektrisierende Gefühl in mir auf.

Obwohl ich bereits einige Männer geküsst hatte, übertraf dieser Kuss alles. Er war sanft, leidenschaftlich, voller Gefühl und hätte ich nicht gesessen, wären mir wahrscheinlich die Beine weg geklappt. Als er sich wieder von mir löste und mir tief in die Augen blickte, sah ich ihn fragend an.
»Was … ?«, begann ich, doch Sam unterbrach mich bestimmt.
»Bereits vom ersten Moment an, als ich deine Wohnung betreten hatte, fühlte ich dieses warme Gefühl in meinem Bauch. Obwohl wir uns erst ein paar Wochen kennen, kann ich nicht abstreiten, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich wusste bloß nicht, wie ich es dir sagen soll«, gestand er.
Mein Herz machte einen freudigen Sprung und ich lächelte.

Als wir wieder Zuhause waren, griff ich nach meinem Handy und verfasste eine Nachricht an Laura.

>Ich bin wieder betrunken, diesmal allerdings vor Liebe!<

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