Die Indie-Autor-Challenge, die seit März 2015 läuft,ist immer noch aktiv und beliebt. Jetzt hatten einige Autoren die Idee, eine weitere Challenge, mit Hilfe der Leser zu veranstalten.
***Weihnachtshäppchen***
Mila Summers nominiert von Ulrike Meiss
Bratapfel
Strohsterne
Krippe
Chorgesang
Blockflötenkonzert
Die Kurzgeschichte nimmt Bezug auf das Ende von „Irrepressible Desire“
Eine schöne "unperfekt/perfekte" Weihnachtsgeschichte....
Eigentlich hätte der Abend in einer Katastrophe enden müssen. Jede Komponente des Weihnachtsessens ist im Backofen oder im Kochtopf verbrannt, Bradleys Vater hat sich ausgiebig mit unserem Spirituosenvorrat vertraut gemacht und das Jesuskind aus unserer Krippe wurde von Finn, meinem kleinen Neffen, auf den Boden geworfen und zerbrach.
Kurz vor dem Durchdrehen entschied ich mich dazu, im Schlafzimmer endlich in mein Kleid zu schlüpfen – leider war dafür vor dem Eintreffen meiner Gäste keine Zeit gewesen, da sie es vorzogen, früher als vereinbart aufzutauchen.
Genervt und nur widerwillig kehre ich also wenige Minuten später ins Wohnzimmer zurück und staune nicht schlecht, als ich dort ankomme.
»Was …?«
Das Licht des Raumes ist gedimmt. Unzählige Kerzen tauchen den Raum in diese verklärt romantische Atmosphäre, die Weihnachten so einzigartig macht. Ein Blockflötenkonzert wird gerade von einem kindlichen Chorgesang abgelöst. Ich staune nicht schlecht über ihre Interpretation von Jingle Bells.
Mit weit geöffnetem Mund starre ich meine Familie an, die dazu übergegangen ist, Strohsterne zu basteln. Strohsterne! Das ist einfach … Mir fehlen die Worte.
Was zum Henker war im Punsch und wo zum Geier haben sie das Strohzeugs aufgetrieben?
»Na, da staunst du, was?«
Bradley kommt zu mir, legt mir seine Hand behutsam in den Rücken, während er mir einen sanften Kuss auf die Schläfe gibt und läuft mit mir gemeinsam zu dem großen Tisch, an dem die neuen Hobbybastler emsig an ihren Kunstwerken basteln.
»Was ist denn hier los? Ich war doch keine fünf Minuten weg. Das ist alles so …«
»Wundervoll. Nicht? Das wolltest du doch sagen«, beendet Mom meinen Satz. Sie strahlt so viel Zufriedenheit und Ruhe aus, dass sich diese auch auf mich übertragen.
Plötzlich kann ich mich an den ganzen Stress, der nur wenige Minuten zurückliegt, gar nicht mehr richtig erinnern.
»Liegt da eine Playmobilfigur in der Krippe?«, frage ich skeptisch, als ich mich weiter im Raum umblicke.
»Ja, eine freundliche Leihgabe von Finn.«
Hope lächelt und fährt ihrem kleinen Jungen behutsam übers Haar.
Der Kleine schaut mich reumütig an und versucht sich in einem »Entschuldigung«, das mehr nach »Tschuldidung« klingt.
»Ach, mach dir darüber keine Sorgen, mein Großer. Alles halb so schlimm.«
Noch während ich das sage, steigt mir ein nur allzu bekannter Geruch in die Nase.
»Sagt mal, riecht es hier immer noch oder schon wieder verbrannt?«
»Mist, das sind die Bratäpfel.«
Bradley hastet zum Backofen, während ich das Lachen nicht mehr zurückhalten kann. Dieses Weihnachten wird mir sicher ewig in Erinnerung bleiben.
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