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Samstag, 30. Juni 2018

Autoreninterview Dorothea Stiller


Liebe Doro,
ich freue mich, dass Du Dich meinen Fragen stellst. Wir beide sind uns persönlich noch nicht begegnet, aber irgendwann wird es mit Sicherheit mal klappen. Auf jeden Fall war unser schriftlicher Austausch bisher immer sehr interessant. Im August 2014 habe ich zum ersten Mal ein Buch von Dir gelesen im April 2015 habe ich an einer Blogtour für ein Buch von Dir teilgenommen. Besonders bei den Vorbereitungen einer Blogtour lernt man sich etwas besser kennen.  Aber es gibt noch so viele Fragen, die ich stellen möchte.



Dein Debütroman hatte den Titel „Conny und die Sache mit dem Hausfrauenporno“ . Wie bist Du auf diesen Titel gekommen?

Die Hauptfigur hieß Conny und sie schreibt unter einem Pseudonym Erotikromane à la »Shades of Grey«. Ihr Verleger nennt dieses Genre salopp »Hausfrauenporno«. Ich wollte, dass der Titel witzig klingt, also habe ich das mit hineingenommen. Außerdem klang es dann wie eine kleine lustige Anspielung auf die Conni-Kinderbücher.



Und wie bist Du auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?

Ich habe immer schon gern Geschichten, Gedichte, Märchen und Fan Fiction geschrieben - nur für den Hausgebrauch. Inspiriert hat mich dazu auch quasi meine Oma. Die musste als junge Frau mal eine längere Zeit das Bett hüten. Da hat sie sich ihre Schreibmaschine geschnappt und hat einen Kurzroman geschrieben. Das war im Grunde eine Romanparodie auf diese Schicksals- und Liebesromane. Dabei hatte sie den Ehrgeiz, auf jeder Seite mindestens einen Schrei einzubauen. Dass sie so etwas konnte, habe ich immer bewundert. An Romane habe ich mich aber erst spät herangetraut. Das erste längere Werk, das ich verfasst habe, hatte etwa 50 Seiten und war eine Fanfiction, die ich für eine Freundin verfasst habe. Da habe ich mich also langsam herangetastet, bis ich irgendwann den Mut hatte, mal etwas bei einem Verlag einzureichen.



Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, erinnerst Du Dich noch an Buchtitel?

O ja! Gerne und viel. Alle drei Fragezeichen, Trixie Belden, dann die Bücher von Otfried Preußler (Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst etc.), Astrid Lindgren, Enid Blyton. In meiner Jugend waren diese Katastrophen-Bücher modern. Davon habe ich vermutlich ein klitzekleines Trauma. Die letzten Kinder von Schewenborn, Die Wolke und so etwas. Dann habe ich noch gern Die dreibeinigen Wächter gelesen und die Fantasy-Bücher von Susan Cooper, die sich alle um die Artus-Legende drehen (z.B. Bevor die Flut kam). Mit etwa 12 Jahren habe ich  mehrfach »Ayla und der Clan des Bären« gelesen. Das war aber eigentlich für Erwachsene und ich durfte es in der Bibliothek nicht ausleihen. Später als Jugendliche habe ich dann Hesse verschlungen.



Unter dem Namen Katharina Stiller schreibst Du Jugendbücher, bisher sind zwei erschienen, eins davon habe ich auch gelesen. Hast Du noch weitere Bücher geplant.

Im Prinzip schon. Eines sollte eigentlich im Frühjahr 2018 kommen, da wurde dann aber im Programm geschoben und jetzt kommt es voraussichtlich im Herbst 2020. Dann habe ich noch eine Trilogie in Planung, die in Richtung Urban Fantasy geht. Da prüfen aktuell ein paar Verlage (= Daumen drücken!). Eine Jugendbuchreihe - ein Gemeinschaftsprojekt mit befreundeten Autorinnen - ist zumindest als Konzept schon mal ausgearbeitet. Aber auch da müssen wir noch einen Verlag finden. Und ich habe da noch eine Kinderbuchidee, die darauf wartet, dass ich irgendwann mal Zeit für sie habe.



Bisher hast Du Liebesromane und Jugendbücher geschrieben, möchtest Du vielleicht noch in einem anderen Genre Bücher schreiben, wie Krimi oder Fantasy?

Schon geschehen. :) Mein Krimi liegt noch bei zwei Verlagen zur Prüfung und ich hoffe, dass er bei einem davon erscheinen darf. Leider heißt es jetzt aber erst einmal wieder Warten. Einen weiteren Krimi schreibe ich jetzt gerade. Es ist quasi ein Spin-Off zu meinem historischen Liebesroman, spielt drei Jahre später und hat eine der Nebenfiguren aus »Lehrstunden des Herzens« zur Hauptfigur. Diese wird dann zur unfreiwilligen Ermittlerin in einem Mordfall. Und Fantasy wäre dann die Jugendbuchtrilogie, die ich in Planung habe. Mein Problem ist immer: zu viele Ideen, zu wenig Zeit.



Wenn ich das richtig gelesen habe, dann bist Du noch als Lehrerin tätig. Das heißt nebenbei schreibst Du Bücher?

Jain. Bis vor kurzem habe ich das noch nebenbei gemacht. Das war ein kleiner Teufelskreis. Durch den Job konnte ich nicht in der Frequenz schreiben, die es braucht, um davon leben zu können. Aber solange ich nicht davon leben kann, braucht es ja im Prinzip noch den sicheren Job. Im Februar habe ich dann den Sprung gewagt und mich selbstständig gemacht. Drei bis fünf Jahre gebe ich mir, um »abzuheben« (oder auch nicht). Ich schreibe jetzt hauptberuflich, gebe Schreibkurse/-workshops, biete Lektorat, Korrektorat und Übersetzungen an und hoffe, dass es nach der gesetzten Frist trägt und ich davon leben kann. Irgendeinen Vorteil musste es ja auch mal haben, dass ich nicht verbeamtet war. So konnte ich kündigen und kann mich - sollte es mit dem Schreiben dann doch nicht klappen oder mir die Ideen ausgehen - auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder als Lehrerin bewerben.



Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Das ist sehr unterschiedlich, aber so ca. drei Monate. Manchmal geht es auch schneller.



Wie sieht Dein Alltag aus?

Ich stehe morgens auf, mache die Kinder fertig für Schule und Kindergarten, räume auf, was noch so rumliegt, und mache, was im Haushalt noch anliegt. Dann setze ich mich an den Rechner, mache zwischendurch kleine Pausen, in denen ich auch noch andere Dinge erledige oder mal spazieren gehe und dann hole ich die Kinder ab und verbringe den Nachmittag damit, sie davon abzuhalten, dass sie sich gegenseitig umbringen. Also im Prinzip habe ich eine Halbtagsstelle - nur eben selbstständig.
Wenn ich ganz ganz diszipliniert bin - ich hoffe, das schaff ich bald wieder - stehe ich ganz früh auf, mache Frühstück für die Kids, Pausenbrot für den Großen, schreibe schon mal etwas, gehe dann joggen, dusche und schreibe dann weiter, bis ich die Kinder holen muss. Da ich jetzt wegen einer OP länger keinen Sport machen durfte, bin ich aus dieser Routine leider raus und muss, wenn ich wieder darf, dann erst einmal gegen den fiesen inneren Schweinehund ankämpfen. :)



Wer darf Deine Bücher als erstes lesen?

Meine Freundinnen Kari, Evelyn und Angelika (wenn sie Zeit haben), meine Mutter und - wenn er mag - mein Mann.



Wie kommen die Ideen zu Dir?

Auf unterschiedlichen Wegen. Man sieht/hört/oder liest etwas, das sich als Idee festsetzt, manchmal springen die Ideen einen auch einfach an und man weiß nicht, woher oder wieso. Manchmal liest man kuriose Schlagzeilen oder belauscht in der Bahn ein Gespräch, das Ideen freisetzt. Es entstehen auch Ideen in meinen Schreibworkshops.



Werden sie irgendwie festgehalten?

Aber sicher. Notizbuch oder auch gern die Aufnahmefunktion am Handy bzw. die Memos. Oder ich kritzle die Idee schnell auf irgendeinen Zettel, den ich finde.
Die übertrage ich dann in ein Dokument auf meinem Rechner. Dafür habe ich einen speziellen Ordner. Das ist quasi mein »Eisschrank«, indem ich die Ideen aufbewahre und sie rausholen kann, wenn ich Zeit habe oder etwas in der Richtung schreiben möchte/soll.



Kann es passieren, dass Dir während des Schreibens bereits Ideen für ein weiteres Buch einfallen?

Ständig. Ich schreibe ohnehin meistens parallel an zwei Sachen. Deswegen ist es auch so schwer zu sagen, wie lange ich für ein Buch brauche.



Hast Du Zeit Bücher Deiner Kolleginnen zu lesen?

Leider viel zu wenig, aber ich versuche es immer. Gerade arbeite ich mich zum Beispiel durch die Bücher meiner Kolleginnen von der Romance Alliance. Es gibt einfach zu viele tolle Bücher, denn ich habe super viele wahnsinnig talentierte Kolleginnen und Kollegen.



Du bist Mitglied in der Romance Alliance, möchtest Du uns Lesern dazu etwas schreiben?

Die Gruppe ist entstanden, weil einige von uns alle beim selben Verlag waren und eine gemeinsame Werbeaktion auf die Beine stellen wollten. Damals hat Bettina Kiraly es dann in die Hand genommen, uns für eine Adventskalenderaktion zusammenzutrommeln. Daraus hat sich dann eine immer intensivere Zusammenarbeit und Autorinnenfreundschaft entwickelt. Wir haben einen Chat, in dem wir Probleme und Ideen besprechen können und uns gemeinsame Aktionen ausdenken. Dadurch dass jetzt viele von uns bei dp digital publishers schreiben, hat sich eine Kooperation zwischen uns und dem Verlag ergeben. Wir haben eine eigene Reihe von Kurzromanen namens Romance Alliance Love Shots. Das sind alles kurze Geschichten, in denen die Liebe eine zentrale Rolle spielt und in denen es ums Unterwegssein oder Reisen geht. Die Idee war, kurze, leichte Lektüre für Reisen oder zum Beispiel das tägliche Pendeln zur Arbeit zu schreiben.



Außerdem bist Du Mitglied bei DELIA – Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und –autorinnen, kannst Du uns dazu auch etwas mitteilen?

Im Mai kann ich dazu bestimmt mehr sagen, denn dann war ich das erste Mal bei den Delia Liebesromantagen dabei. Da freue ich mich schon ganz riesig. Liebesromane werden ja gern ein bisschen mit Naserümpfen betrachtet und ich glaube, dass eine Organisation wie Delia zeigen kann, wie vielfältig dieses Genre ist, und dass längst nicht alles, wo »Liebe« draufsteht, trivial oder kitschig sein muss. Da muss sich absolut keiner schämen, weil er/sie Liebesromane schreibt oder liest.



Wie wichtig ist Dir die Zusammenarbeit mit Deinen Kolleginnen

Sehr sehr sehr. Die RA ist mittlerweile wie eine zweite Familie. Zwei meiner besten Freundinnen schreiben auch, da habe ich ohnehin Austausch. Obendrein habe ich in Angelika Lauriel noch eine Kollegin gefunden, die ähnlich tickt und mit der ich alles besprechen kann - beruflich wie privat. Das ist ganz wichtig. Denn jammern können wir alle gut - und haben auch oft Grund dazu. Die Branche kann verrückt sein und hart. Kontakte und Vernetzung sind da extrem wichtig. Allein, damit man sich auch mal ungestraft ausheulen kann. Ich habe aber auch einfach sehr viel von Kolleginnen lernen dürfen. Nicht nur fürs Schreiben.



Planst Du einen Besuch auf der nächsten Buchmesse?

Klar. Hotel ist gebucht. Frankfurt, ich komme!



Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern und wie hältst Du ihn?

Ich bin auf sozialen Netzwerken recht aktiv und komme darüber mit Leserinnen und Lesern in Kontakt. Leider müsste man viel mehr Zeit haben, um sich wirklich intensiv um all die tollen Menschen da draußen bemühen zu können. Doch mein Tag dürfte auch so gern 48 Stunden haben. Kurzum, ich tu, was ich kann und denke mir immer nette kleine Aktionen aus, um Leser einzubinden.



Hast Du Klassiker gelesen?

Klar. Schon allein beruflich. Ich habe ja lange Deutsch unterrichtet. Zwar an einem Berufskolleg, aber im Wirtschaftsgymnasium gab es natürlich auch Literaturunterricht.



Gibt es ein Lieblingsbuch, das Du schon mehrmals gelesen hast?

Nicht besonders originell, ich weiß, aber: Harry Potter 1-7. Dann besagtes »Ayla und der Clan des Bären«, Hesses »Narziss und Goldmund« und die Vampire Chronicles von Anne Rice (bis »Memnoch the Devil«, danach bin ich irgendwie ausgestiegen).



Hast Du einen Lieblingsautor?

Nein, nicht direkt. Es gibt so viele tolle Kolleginnen und Kollegen da draußen. Es gibt welche, von denen ich immer wieder gerne etwas lese, aber einen »Lieblingsautor« in dem Sinne habe ich nicht. Außer vielleicht Joanne Rowling - aber die ist ja so etwas wie eine Halbgöttin. Ich habe - mein größter Schatz - eine signierte Ausgabe vom »Seidenspinner«, den sie unter dem Pseudonym Robert Galbraith geschrieben hat. Das ist so etwas wie mein Autorenglücksbringer.



Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor würdest Du dann gerne mal besuchen?

Shakespeare. Über modernere Autoren hat man so genaue Informationen und über Shakespeare liegt noch so vieles im Dunkeln. Das wäre sicher spannend.
Ansonsten würde ich natürlich auch super gern Jane Austen besuchen, mit ihr Tee trinken und mir ein paar Tipps abholen, wie man so herrlich ironisch und pointiert schreiben kann.



Habe ich bei meinen Fragen etwas vergessen? Hier hast Du die Möglichkeit uns Lesern das mitzuteilen, was Du schon immer mal loswerden wolltest.

Habt eure Autoren lieb, sie sind auch nur Menschen. Wenn euch ein Buch gefallen habt, schreibt eine (ganz kurze) Rezension oder uns eine Mail/einen Brief. Da geht das Herz auf und ihr helft uns. Wenn euch ein Buch nicht gefallen hat, zerreißt uns auch nicht in der Luft, sondern denkt bei eurer (berechtigten) Kritik daran, dass wir Liebe und Arbeit in das Buch gesteckt haben. Und: bitte kauft eure Bücher im Buchhandel. Ob on- oder offline - aber bitte nicht bei Piratenseiten. Wir müssen davon leben und das ist verdammt schwer.



Ich stelle in meinen Interviews immer wieder gerne die Frage, was einem zu folgenden Namen oder Begriffen einfällt:


Astrid Lindgren
Michel, Pippi, Die Brüder Löwenherz - meine Kindheit! Vorlesestunde für meine Kinder.

Vom Winde verweht
Habe gleich die Titelmelodie der Verfilmung im Kopf. Aber ich bin kein großer Fan.

Harry Potter
Joanne Rowling hat Kinder wieder ans Lesen gebracht! Allein dafür gebührt ihr der Literaturnobelpreis. Jawohl!


Liebe Doro, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet hast.




Durch dieses Buch habe ich die Autorin kennen gelernt

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