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Mittwoch, 25. März 2020

Verlag edition oberkassel - Detlef Knut

Detlef Knut am Stand seines Verlages 
edition oberkassel auf der Buchmesse 
in Düsseldorf im April 2019


An anderer Stelle erwähnte ich das auch schon einmal, seit ich als Buchbloggerin tätig bin, lerne ich viele Autoren und auch Verlage kennen. Manchmal ist es aber wirklich reiner Zufall.  Auf jeden Fall hatte ich irgendwann ein Buch in der Hand, das im Verlag edition oberkassel erschienen ist. Kurz zur Info, ich wohne in Düsseldorf und Oberkassel ist ein Stadtteil davon. Natürlich wurde ich sofort neugierig und nahm Kontakt auf. Für mich war es schon etwas besonders und gerne hätte ich das Verlagshaus mal besucht. Unwissend, wie ich war, nahm ich also Kontakt zu Detlef Knut auf. Ich möchte hier nun keinen mit Einzelheiten langweilen, nur kurz erwähnen, dass wir uns inzwischen persönlich kennen gelernt haben. Außerdem habe ich bereits einige Bücher des Verlages gelesen, die ich gerne weiterempfehle.


Aber nun will ich endlich zu meinen Fragen kommen. Ich habe ja noch nicht so viele Verlage vorstellen können, die ich ja meist über den Autor als Verleger kennen gelernt habe. Ich muss ganz ehrlich gestehen, von Dir kenne ich gar kein Buch. Was hast Du bisher geschrieben?

Seit den 1990er Jahren habe ich Fach- und Sachbücher geschrieben, u. a. Reisebeschreibungen, jede Menge IT-Bücher, Biografien und Kurzgeschichten in einigen Anthologien, auch solchen, die bei edition oberkassel erschienen sind, wie z. B. „Düsseldorf linksrheinisch“.


Ich habe gelesen, dass Du den Verlag 2010 gegründet hast, also ist es noch ein relativ junger Verlag. Wie bist Du auf die Idee gekommen, einen Verlag zu gründen?

Mein ganzes Leben besteht aus Büchern. Zu der Zeit der Verlagsgründung war ich schon einige Jahre in den Autorenkreisen aktiv, habe im BVJA Förderkurse für junge Autoren angeboten, Lesungen in Düsseldorf veranstaltet, mit Elisabeth Esch das Autorenfrühstück in der Destille ins Leben gerufen. Dabei ging es nie ausschließlich um meine Texte und mich als Autor. Ich wollte immer für andere Autoren etwas machen, sie fördern. Da ich viele Jahre in der IT tätig war, war die neue Technik im Buchhandel, die digitale Schiene, für mich persönlich kein Neuland. Die Zeit war reif, dass ich im Hinblick auf die sich anbahnenden Entwicklungen in der Lage sein werde, Bücher herzustellen. Also gründete ich den Verlag. Doch zunächst dachte ich, ich würde in die Steinzeit zurückkatapultiert. Außer den großen Buchhandelsketten hatte kein Buchhändler einen Onlineshop oder gar eine E-Mail-Adresse. Darüber war ich sehr erstaunt. Mittlerweile hat sich das geändert. Wobei dann zur Förderung von Autoren nicht nur der Verlag gehörte. Fast gleichzeitig mit dem Verlag hatte ich die edition oberkassel Akademie, als erste Fortbildungsstätte für angehende und professionelle Autorinnen und Autoren im Westen Deutschlands gegründet. Ich konnte namhafte Dozenten für die Seminare gewinnen, wie Nina George, René le Riche oder Horst Eckert. Und auch die Teilnehmer an den Workshops waren nicht immer unbekannte AutorInnen, einige von ihnen sind überaus bekannt als Schriftsteller und Schriftstellerinnen.


Inzwischen wurden in dem Verlag schon eine Reihe Bücher veröffentlicht. Wie hast Du die Autoren gefunden bzw. wie haben sie Dich gefunden?

Wie Deine Frage schon andeutet, musste ich keine Autoren finden. Sie haben den Verlag gefunden. Natürlich auch, weil sie mich kannten. Ich war und bin in vielen Netzwerken aktiv. Außerdem hatte ich bereits vor dem Verlag einen Blog für Literaturrezensionen und schrieb in diversen Literaturzeitschriften Buchbesprechungen. Deshalb war ich in Verlagen bekannt, die dann später meine Kollegen wurden. Nicht unerheblich war aber auch der sehr gute Auftritt des Verlages im Internet. Unsere Website war von Anfang an professionell. Nicht selten werden wir auch heute noch mit einem Verlagskonzern verwechselt, was wir an den Erwartungen erkennen, die an uns gestellt werden.


Hast Du Dich auf ein bestimmtes Genre festgelegt oder dürfen auch mal ganz andere eingereicht werden?

Auf ein bestimmtes Genre hatten wir uns nie eingestellt. Zielrichtung mit der Gründung war: Gute Unterhaltung und Reiseerzählungen. Ausgenommen wurden aber von vornherein SF und Fantasy. Warum wir immer auf Krimis festgenagelt werden, ist uns heute noch unverständlich. Nun gut, unsere Krimireihe hatte zur Zeit der Gründung ein noch markanteres Rot in den Umschlägen. Damals waren alle Krimis in den anderen Verlagen hauptsächlich schwarz, ein Verlag hatte und hat immer noch weiß als tragende Farbe. So stachen wir mit Rot von der Masse ab. Heute ist dieses Rot stark reduziert, aber die alten Umschläge schauen immer noch darauf hervor. Und dieses Rot steht eben für „Krimi“. Unsere historischen Romane und die Gegenwartsromane haben nie eine solch erkennbare Reihengestaltung erhalten. Sie gehen wohl deshalb in der Wahrnehmung unter, sind aber auch vom Umsatz her genauso stark wie die Kriminalromane.


Liest Du eigentlich jedes Manuskript? Oder hast Du dafür Mitarbeiter?

Ja, ich lese jedes Manuskript. Bei unbekannten, neuen Autoren zur Prüfung auf Eignung. Bei Autoren, die schon mehrere Bücher bei der edition oberkassel veröffentlicht haben aus Interesse. Schließlich bin ich als Rezensent immer noch ein Vielleser.


Wer entscheidet, welche Bücher im Verlag veröffentlicht werden?

Vorschläge werden gerne von den Lektoren und anderen entgegengenommen, aber die Entscheidung obliegt ganz allein dem Verleger.


Hat der Verlag eigene Lektoren?

Was heißt denn schon „eigene“ Lektoren. Ich wurde schon mal abgewatscht, weil ich meine Autorinnen und Autoren als „meine“ bezeichnete, Also, insofern kann ich gar keine Lektoren besitzen. Aber klar, wir arbeiten im Verlag mit einem festen Stamm an freien Lektorinnen und Lektoren zusammen. Und das schon seit Jahren


Jedes Jahr erscheinen reichlich Bücher auf dem Markt, was wird getan, damit die Bücher sichtbarer werden?

Einem kleinen Verlag sind im deutschen Buchmarkt die Hände gebunden. Jede einzelne Maßnahme erzeugt mehr oder weniger hohe Kosten. Das ist heute nicht anders als damals. Nur reichte vor Jahren eine gewisse Sichtbarkeit im Buchhandel, um die Bücher darüber den Lesern sichtbar zu machen. Dies hat sich komplett mit dem Internet geändert. Die Leser bekommen direkt Informationen von den Verlagen, von den „Machern“. Hier kam mir meine Vernetzung zur Zeit der Verlagsgründung zugute. Ich hatte auch nie Scheu, Presse und Rezensenten anzusprechen. Das wird heute genauso wie damals gemacht. Die Blogger, wie auch Du, sind in den Fokus gerückt. Ich kommuniziere mit mehreren hundert Bloggern, um eine „Mundpropaganda“ für jedes einzelne Buch ins Rollen zu bringen und es damit sichtbarer zu machen.


Haben neue Autoren die Möglichkeit bei Dir auch weitere Hilfe zu bekommen? Überarbeitung, Schreibstil und so weiter?

Sie bekommen selbstverständlich die Unterstützung unserer Lektorinnen und Lektoren. Da die Akademie, und damit die von Dir angefragte weitergehende Unterstützung für Autoren, in den letzten drei Jahren zunehmend auf deutlich weniger Interesse stieß, wurde sie geschlossen. Damit haben sich die Autoren dieser Möglichkeit entzogen. Um AutorInnen weiterhin zu unterstützen habe ich daraufhin den Verlag Buchkomplett.de gegründet. Dies ist ein Dienstleistungsverlag, in welchem Selfpublisher und Verlage jeden einzelnen Prozessschritt der Buchherstellung (quasi scheibchenweise) hinzukaufen zu können, also auch Coaching, Lektorat, Marketing. Aber natürlich sind auch schon ganze Bücher als Taschenbuch und E-Book bei Buchkomplett.de erschienen.


Ich weiß, dass es für kleinere Verlage nicht sehr leicht ist.  In Düsseldorf habe ich schon mal Bücher des Verlages entdeckt, was wird unternommen, dass auch andere Buchhandlungen die Bücher zum Kauf anbieten?

Buchhandlungen werden direkt angesprochen. Mit einigen Buchhandlungen, z.B. der Thalia, haben wir Partnervereinbarungen. Sie werden direkt von unserer Auslieferung beliefert. Grundlage für die Präsenz im Handel sind die Vereinbarungen mit dem Großbuchhandel. Wir haben mit allen drei Großbuchhändlern Deutschlands entsprechende Vereinbarungen. Den Einzelhändlern stehen somit alle Wege offen, unsere Bücher zu bestellen.


Kann ich als Leser eigentlich direkt beim Verlag bestellen?

Ja, wegen der momentanen Corona-Krise haben wir sogar einen zweiten Onlineshop eröffnet. Bücher können bei uns entweder auf unserer Website editionoberkassel.de im Buchkatalog oder bei unserer Auslieferung (erreichbar über librando.de) bestellt werden. Außerdem haben wir Shops bei Amazon und bei Booklooker, wo die Bestellungen direkt an uns gehen und von uns bzw. unseren Dienstleistern versendet werden.


Auf der Verlagsseite habe ich gesehen, dass Blogger sich für Rezensionsexemplare melden können. Wie eng ist die Zusammenarbeit mit Buchbloggern?

Wie ich oben schon erwähnte, arbeiten wir seit der Gründung des Verlages mit Bloggern zusammen. Sie werden deshalb auch grundsätzlich bevorzugt mit Informationen beliefert. Das geschieht über unsere E-Mail-Verteiler oder auch über einen speziellen Verteiler auf Bücherportalen.


Bei meiner Recherche habe ich einen Blog gefunden, auf dem Du Rezensionen einstellst. Wie lange gibt es diesen Blog schon und wie bist Du auf diese Idee gekommen?

Seit 2008 betreibe ich einen Literaturblog. Er entstand zu einer Zeit, als sehr viele Literaturzeitschriften starben. Wegen des zu geringen Interesses waren solche Zeitschriften damals nicht mehr gefragt. Sowohl der Abruf von Informationen über Bücher als auch das Angebot dieser Informationen verlagerte sich zum Internet hin. Da ich für meine Buchbesprechungen keine Zeitschriften mehr fand, die sie abdruckten und finanziell honorierten, ich aber immer noch stark an Büchern interessiert war, begann ich zunächst bei Leselupe.de Bücher zu empfehlen und machte kurz darauf noch vor Verlagsgründung meinen Blog „Krimi und mehr“ auf. Dieser hat gerade zum vergangenen Jahreswechsel einen Umzug und Relaunch erfahren. Auf meiner eigenen Website detlef-knut.de firmiert der Blog jetzt unter „Der Krimi und mehr Blog“.  Seit 2010 unterstützen mich zwei weitere Bloggerinnen (Gaby Hochrainer und Marion Brunner/ Buchwelten) beim Verfassen von Empfehlungen.


Lieber Detlef, ich bedanke mich bei Dir. Es hat mich sehr gefreut, dass Du Dir die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet hast. 



An dieser Stelle möchte ich die Links zu den genannten Seiten nennen:







Gerne weise ich auf meine Rezensionen zu den Verlagsbüchern hin: klick hier