Liebe Karin,
ich freue mich, dass Du Dich meinen Fragen stellen möchtest.
Wir beide haben uns bisher noch nicht auf einer Buchmesse getroffen und deshalb
„nur“ schriftlichen Kontakt. Dieser Kontakt entstand durch eine Empfehlung
eines lieben Bloggerkollegen. Er gab mir den Hinweis zu einem Deiner Bücher und
ich habe mich dann bei Dir gemeldet. Inzwischen habe ich mit Begeisterung
einige Deiner Bücher gelesen und werde jetzt auch sofort mit meinen Fragen
loslegen.
Danke, liebe Ulla. Ich
freue mich sehr auf Deine Fragen. Unser persönliches Treffen holen wir bald
nach.
Als freie Autorin
hast Du einige Jahre für verschiedene Zeitschriften gearbeitet. Wie kam es,
dann Du mit dem Schreiben „richtiger“ Bücher angefangen hast?
Romane zu schreiben,
war immer mein Traum. Ich hatte zeitlebens Ideen für ganz verschiedene
Geschichten im Kopf, schrieb auch hin und wieder, aber es bestand einfach keine
Gelegenheit, mich ausgiebiger damit zu beschäftigen. Bis 2009 habe ich ein
Museum geleitet, danach schrieb ich vorwiegend Fachartikel und Sachbücher. Im
Rahmen meiner Recherchen für meinen Reiseführer durch das Ahrtal stieß ich auf
eine historische Begebenheit, die meine Fantasie beflügelte. Daraus entstand
dann die Idee für meinen ersten Ahr-Krimi „Krähenzeit.“
Ich kenne von Dir
einige Krimis. Wie bist Du auf die Idee gekommen, in diesem Genre zu schreiben?
Die Idee zu meinem
ersten Krimi fand mich. Außerdem spukte mir schon eine Weile eine Protagonistin
im Kopf herum: Eine Tatortfotografin. Krimis sind für mich eine geeignete
Möglichkeit, die Geschichten spannend zu erzählen. In meinen Krimis verwebe ich
gerne reale historische Ereignisse mit der Gegenwart.
Hast Du mal darüber
nachgedacht, Bücher in einem anderen Genre zu schreiben?
Ich schreibe ja
bereits zeitgeschichtliche Romane. In „Domschattenträume“ und
„Großstadtflüstern“ macht sich die Kölner Fabrikantentochter Karolina Offermann
auf ihren ganz eigenen Weg und versucht, dem Einflussbereich ihres Elternhauses
zu entkommen. Sie möchte Filmschauspielerin werden. 1926 zieht es sie ins ferne
Berlin.
Wie findest Du die
Ideen zu Deinen Büchern?
Auf ganz
unterschiedlichen Wegen. Ich lese sehr viel, vor allem auch Sachbücher. Besuche
Museen, Ausstellungen, historische Orte, recherchiere in Archiven. Gute Ideen
notiere ich. Und wenn sie ausbaufähig sind, entstehen daraus meine Romane.
Kann es vorkommen,
dass während des Schreibens bereits neue Ideen auftauchen?
Während des Schreibens
bin ich meist ganz in meiner Geschichte gefangen. Ich konzentriere mich dabei
auf meine Protagonisten, versetze mich in sie hinein. Die Ideen für neue
Projekte kommen eher bei den Recherchen und im Alltag. Die möglichen
Fortsetzungen habe ich allerdings schon im Blick, wenn ich schreibe, denn was
in den Folgebänden geschieht, muss vorbereitet und angelegt werden.
Wie hältst Du sie
fest?
Ich habe dafür
verschiedene Notizbücher, in die ich dann auch kleine Schnipsel wie
Zeitungsartikel etc. klebe.
Wie lange schreibst
Du an einem Buch?
Die reine Schreibzeit
für die erste Fassung des Manuskriptes beträgt meist zwei bis drei Monate. Dann
arbeite ich so konzentriert, dass ich in dieser Zeit keine weiteren Termine vereinbare,
wenig schlafe und esse. Aber um so arbeiten zu können, muss ich umfangreich recherchiert
haben. Die Recherchen können ein bis zwei Jahre dauern. Zunächst schreibe ich
das Exposé, entwerfe Figurenbiografien und plotte. Nachdem die Erstfassung geschrieben
ist, gibt es wiederum mehrere Korrekturdurchgänge, bevor das Manuskript
überhaupt ins Lektorat geht. Alles in allem plane ich für einen Roman ein bis
zwei Jahre ein, manchmal auch drei.
Wer darf es als
erstes lesen?
Sehr gute
Freund*innen.
Wie sieht Dein
Autorenalltag aus?
Ich bin schon sehr
diszipliniert. Mein Tagesablauf sieht vermutlich nicht sehr anders aus, als der
anderer Berufstätiger. Allerdings arbeite ich oft bis spät in die Nacht, stehe
dann am anderen Morgen trotzdem zeitig auf. Zum Glück erinnert mich mein Hund
regelmäßig daran, dass ich auch Pausen machen muss. Bewegung an der frischen
Luft ist so wichtig.
Ich habe gesehen,
dass Du auch Lesungen machst, leider wurde in diesem Jahr alles ein bisschen
ausgebremst. Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu den Lesern?
Ich liebe Lesungen und
den Austausch mit den Leserinnen und Lesern. Im Vorfeld stelle ich ein Programm
zusammen, das durchaus unterhaltsam ist. Je nach Buchthema gibt es auch
kleinere kabarettistische Einlagen. Für die Lesungen aus „Großstadtflüstern“
(erschienen im Sommer 2020) war die Zusammenarbeit mit Musikern geplant, die
Filmmusik der 1920er-Jahre spielen. Das wäre etwas ganz Besonderes geworden.
Hast Du Zeit und Lust
Bücher Deiner Kollegen zu lesen?
Ja. Aber da ich sehr
viele Sachbücher und Fachliteratur lese, bleibt dafür eher wenig Zeit.
Wenn Du eine
Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit würdest Du gerne
besuchen und warum?
Ich fände es spannend,
mit Vicki Baum zu sprechen. Sie war eine sehr erfolgreiche Schriftstellerin, die
z.B. 1929 den Roman „Menschen im Hotel“ schrieb, der auch mehrfach verfilmt
wurde. Sie emigrierte in den 1930er-Jahren und starb 1960 in Los Angeles.
Hast Du als Kind
gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher erinnerst Du Dich?
Ich habe als Kind
gerne gelesen, aber ich war keine typische Leseratte. Ich habe immer schon
gerne die Welt erkundet, Museumsbesuche, Besichtigungen historischer Stätten
und Städte gehörten immer dazu.
Du lebst Deinen
Traum, wann ist er zum ersten Mal aufgetreten?
Irgendwann in der
Schulzeit. Einer meiner Berufswünsche war übrigens auch Kriminalkommissarin,
weil ich es mag, Zusammenhänge zu ergründen.
Du bist als
Verlagsautorin tätig, fühlst Du Dich dort gut aufgehoben?
Ja. Ich bin wirklich
glücklich, dass der Gmeiner-Verlag meine Romane verlegt. Die Kontakte zu den
Mitarbeiter*innen sind eng und die Zusammenarbeit mit meinem Lektor ist sehr
konstruktiv.
Hast Du jemals den
Gedanken gehabt, Bücher als Self Publisherin herauszubringen?
Bislang noch nicht.
Ich mag es, in ein Team eingebettet zu sein.
Wie immer frage ich
sehr viel und kann doch etwas vergessen haben, deshalb gebe ich Dir hier die
Möglichkeit, uns Lesern zu sagen, was Du schon immer mal sagen wolltest.
Ich möchte mich an
dieser Stelle ausdrücklich für die Unterstützung bedanken, die ich von
Buchblogger*innen, Buchhändler*innen und natürlich den Leser*innen bislang
erfahren durfte. Ich finde es bewundernswert, wie viel Arbeit sich
Buchblogger*innen zuweilen machen, wie ausführlich sie unsere Bücher besprechen
und wie liebevoll sie diese präsentieren. Über Rückmeldungen meiner Leser*innen
freue ich mich besonders. Schreibt mir gerne, z.B. in den sozialen Netzwerken
oder auch per persönlicher Nachricht. Mehr dazu gibt es auf www.karinjoachim.de.
Ganz zum Schluss
frage ich gerne, was meiner Interviewpartnerin zu bestimmten Namen oder
Begriffen einfällt:
Berlin – Eine spannende Stadt, vor allem in den
1920er-Jahren
Astrid Lindgren –
Eine Frau mit einer interessanten Vita
Rotwein – Die Tatortfotografin Jana Vogt, die
Protagonistin meiner Ahr-Krimis, liebt Rotweinkuchen.
Liebe Karin, ich möchte mich vielmals bei Dir bedanken, dass Du meine Fragen beantwortet hast
Herzlichen Dank, liebe
Ulla, für diese interessanten Fragen.
Gerne möchte ich an dieser Stelle noch etwas zu dem Buch schreiben, das die Autorin in den Händen hält:
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