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Montag, 30. November 2020

Autoreninterview Marco Toccato

 

Lieber Marco,

ich freue mich, dass ich Dich ebenfalls interviewen darf. Persönlich sind wir noch nicht begegnet, aber vielleicht ergibt sich auf der einen oder anderen Buchmesse einmal, wenn wir mal wieder teilnehmen können.

Kennen gelernt haben wir uns über die Bloggerlounge des Self Publisher Verbandes und dort hast Du mir mitgeteilt, dass Du Dich gerne meinen Fragen stellen möchtest. Das finde ich klasse und lege dann auch direkt mit meinen Fragen los.

 

Ich habe auf Deiner Homepage gelesen, wie es dazu kam, dass Du ein Buch geschrieben hast. Möchtest Du dies hier noch einmal kurz erklären?

Ja gerne, es war aus Wut und Stress! Ich hatte beruflich Ärger und ganz schlimm war ein Streit in der Nachbarschaft, der mich dann auch noch privat erwischte. Da die betreffende Person selbst schreibt, wollte ich sie damit ärgern, von mir in einem Buch verewigt zu werden. Es wurde ein Regionalkrimi mit fiktionalem Charakter im schönen Ort Kronenburg, weil ich alle Namen und Orte umbenannt habe. Ich hatte Angst vor juristischen Problemen, deshalb auch mein Pseudonym. Das Buch heißt „Amor Amaro und die tote Nachbarin“

 

Wenn ich das richtig gesehen habe, hast Du in der Hauptsache Krimis geschrieben. Wie kam es zu der Entscheidung, in diesem Genre zu schreiben?

Das ergibt sich zum Teil aus dem, was ich vorher sagte, denn erstens schreibt die Nachbarin auch Krimis, dann wird „meine Nachbarin“ ermordet aufgefunden und last but not least ist mir ein lustiger Protagonist eingefallen, nämlich ein Deutschitaliener namens Amor Amaro, der als Privatdetektiv arbeitet. Den gibt es nun in noch vier weiteren Büchern. Der isst übrigens gerne, weshalb es in den Amor Amaro-Büchern immer Rezepte aus der italienischen Küche gibt.

 

Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Oh, das hängt ganz davon ab, wie die Ideen kommen. Bei den „Amor Amaros“ genügt meistens die Grundidee und dann geht’s los. Mir ist es mal passiert, dass ich an einem Tag 60 Seiten geschrieben habe. Trotzdem brauche ich für ein Buch in der Regel 2-3 Monate.

Bei den anderen Büchern, besonders den zweien der „Wiener Träume“-Reihe habe ich viel länger gebraucht, weil da die Recherche umfangreicher war und ich dem Thema wirklich ungewöhnliche Drehs und Wendungen passend zu dem Vorbild „Die Traumnovelle“ geben wollte. Die habe ich auch schon einmal mehrere Monate liegen lassen und dann wieder fortgesetzt, sobald die nächste richtige Eingebung kam.

 

Wer darf es als erstes lesen?

Meine Frau! Sie ist auch meine Korrektorin!

 

Wie sieht Dein Autorenalltag aus?

Da gibt es keinen festen Ablauf außer, dass ich vor allem abends schreibe. Meistens beginne ich um 17, 18 Uhr und zur Tagesschau (die möchte ich möglichst immer sehen) höre ich auf. Es gab aber auch schon Tage – siehe oben mit 60 Seiten – da hatte ich einen Einfall und den wollte ich am Stück schreiben. Da bin ich dann nachmittags gegen halb drei angefangen.

 

Wie findest Du die Ideen zu Deinen Büchern?

Wenn ich das wüsste, ha ha! Nein, Spaß beiseite, beim ersten Buch war klar, dass es schon wehtun sollte für meine ehemalige Peinigerin. Ich habe sie auf einem Duschklo sterben lassen.  Das hat sich als geniale Wahl herausgestellt, weil  mir damit später noch ein kriminaltechnischer Dreh eingefallen ist. Ich weiß in der Regel nicht, wie meine Bücher ausgehen, wenn ich anfange!

Ich hatte mal eine Lesung bei einem Deutsch-Italienischen Verein und die Moderatorin hat mich mit folgenden Worten anmoderiert: „Marco Toccato ha raccolto un cassetto pieno di eventi e di idee durante la sua vita“, was so viel heißt wie „Marco Toccato hat im Laufe seines Lebens eine Schublade voll Ereignissen und Ideen gesammelt.“

Das zweite Buch war mit Ideen aus meiner Berufszeit angefüttert und spielt deshalb im Bereich Software, Internet usw.

Die andere Linie „Wiener Träume“ entstand aus meiner Liebe zu Wien und dem Buch „Die Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler, was mich fasziniert hat und ich meinte, dass das eine moderne, neue Version vertragen könnte. Hört sich größenwahnsinnig an, aber es gibt auch Hobbymaler, die mal einen Rubens kopieren.

 

Du veröffentlichst Deine Bücher als Self Publisher, bist Du mit Deiner Entscheidung zufrieden?

Auf meiner Website gibt es einen Blog, der aber häufiger gefüttert werden müsste. Dort habe ich mal etwas dazu geschrieben, als ich Frust hatte. klick hier

Ehrlich gesagt, kann ich es mir anders nur schwer vorstellen. Es ist die Freiheit, dann zu schreiben wenn ich Lust dazu habe, das zu schreiben, was mir gefällt und nicht einem Lektor  und vor allem auch, wenn ich etwas fertig geschrieben habe, möchte ich es am liebsten nächste Woche als Buch in Händen haben. Als Verlagsautor schreibst du vielleicht ab März ein Buch für die Frankfurter Buchmesse im nächsten Jahr im Oktober, der Lektor versucht seine Vorstellungen durchzusetzen und das Buch gibt es dann über ein Jahr später als fertiges Werk. Du hast es dann zwar noch nicht gesehen, aber vielleicht den Inhalt schon vergessen.

Schlecht am Selfpublisher-Dasein ist, dass wir nicht ernst genommen werden. Tageszeitungen rezensieren nur Verlagsautoren, Wettbewerbe sind ebenfalls in der Regel so, dass wir SPler außen vor bleiben und Marketing macht sowieso kein Mensch für einen.

 

Hast Du noch weitere Bücher geplant?

Mit meinem Realnamen habe ich gerade ein Kinder-/Jugendbuch fertiggestellt. Parallel schreibe ich an dem dritten und letzten Teil von „Wiener Träume“. Der liegt gerade ein wenig in der Warteschlange, mir fehlt die Idee zum Weitermachen bzw. ich habe so viele, dass ich noch nicht weiß, wie ich sie hintereinander sortiere. Wahrscheinlich muss „Amor“ wieder ran oder ich mach noch einmal einen Krimi mit der Kommissarin Karin Kwiatkowski aus dem realen Dortmund. Das erste Buch mit ihr „SAUBER“ kam gut an und es gibt Leser*innen, die Nachschlag fordern.

 

Hast Du Zeit und Lust Bücher Deiner Kollegen zu lesen?

Wenn ich nicht schreibe, esse oder schlafe, lese ich wie ein Verrückter. Es ist unglaublich, wie viele Ideen ich durch das Lesen bekommen habe. Wohlgemerkt, ohne zu klauen!

 

Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit würdest Du besuchen und warum?

Ganz klar den Arthur Schnitzler und ihn bitten, mein „Nur ein Traum im Traum?“ zu lesen und dann von ihm den Kopf gewaschen zu bekommen, weil ich sein Werk verhunzt habe, ha ha. Wenn ich schon mal da wäre, müsste ich unbedingt noch mit Joseph Roth ein Glaserl trinken. Von dieser Zeitmaschine träume ich seit Jahrzehnten.

 

Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher erinnerst Du Dich?

Ich habe ALLES gelesen, was mir in die Hände kam, Comics, Homers Ilias und Odyssee, Gisel und Ursel von meiner Schwester, wenn nichts anderes da war, so ab 12, 13 Jahren habe ich dann Heinrich Böll Haus ohne Hüter, Der Zug kam pünktlich), Günter Grass (Hundejahre) und Zeitgenössisches entdeckt. Wenn die Sommerferien begonnen haben, war ich in unserer Stadtbibliothek und habe mir so an die 10 Bücher mitgenommen.

Außerdem bin ich bekennender Fan von Douglas Adams und „Per Anhalter durch die Galaxis“.

 

Haben Dich irgendwelche Autoren geprägt?

Mich persönlich als Mensch Heinrich Böll und später Arthur Schnitzler, Joseph Roth und deren Epoche.

 

Als Self Publisher bist Du unter anderem auch für die Werbung zuständig. Was unternimmst Du?

Alles Mögliche, aber leider nicht genug und nicht erfolgreich genug! Ich versuche meine Website à jour zu halten, vor Corona habe ich mich bemüht, wenigstens eine Lesung pro Monat zu veranstalten, ich twittere, facebooke, in den Buchhandlungen meiner Umgebung liegt Werbematerial  und auch Bücher von mir in Kommission und manchmal wird auch eine liebe Bloggerin auf mich aufmerksam und macht ein Interview mit mir. Ach ja, ab und zu blogge ich auch über Gott und die Welt, aber da bin ich zu undiszipliniert. Das müsste ich regelmäßiger tun.

 

Machst Du Lesungen?

Ja, sogar sehr gerne! Mein Motto ist „Ich kämpfe um jede Seele!“ Ich würde auch für eine Einzelperson lesen, wenn nicht mehr Interessenten kommen würden. Corona macht mich übrigens fertig!

 

Hast Du Kontakte zu Bloggern und viel wichtiger zu Deinen Lesern?

Da muss ich die Initiative vom Selfpublisher Verband einmal feste loben. Seit es die Bloggerlounge gibt, entstehen wunderbare Kontakte zu Bloggerinnen. Ach übrigens ich fordere eine Männerquote, denn es gibt, was Bücher angeht, scheinbar nur Bloggerinnen. Wo bleiben die ganzen Kerls? ;-)

Zu einzelnen Lesern, es sind übrigens auch scheinbar fast nur Frauen, die lesen, habe ich Kontakt und tausche mich mit denen aus. In jedem meiner Bücher ist meine eMail-Adresse, aber leider machen nur sehr wenige Gebrauch davon. Ich mag jede Rückmeldung, auch wenn darin steht, dass dieses oder jenes in einem meiner Bücher nicht gefiel. Besonders darauf bin ich aus, denn dann kann ich nachfragen und meine Motive erklären bzw. daraus für die Zukunft lernen.

 

Liebe Marco,

ich denke mal, dass ich Dich nun genug gelöchert habe. Vielen Dank für Deine Bereitschaft

Liebe Ulla,

ich habe zu danken. Das hat richtig Spaß gemacht!

 

 

Marco Toccato hat einige Bücher geschrieben, stellvertretend für alle, weise ich hier auf sein neuestes Buch hin:

Sauber
erschienen am 3. August 2019

Im Dortmunder Kreuzviertel geht ein wahnsinniger Serienmörder um. Junge Frauen werden mit heißem Wasser, Dampf und mit Stahlbürsten zu Tode gequält. Die Leichen legt der Mörder an einem Bahndamm ab, immer an dieselbe Stelle. Die Kriminalhauptkommissarin Karin Kwiatkowski ist Leiterin der Mordkommission. Sie versucht mit ihren Mitarbeitern Alex Bender und Karla Schaller die Morde aufzuklären. Alles deutet auf einen jungen Unternehmer aus dem Technologiezentrum hin, dessen Ehe mit seiner bildschönen Frau Nora nicht mehr zu funktionieren scheint. Nora wurde als Kind von ihrem Vater missbraucht! Außerdem kommt ein Ex-Freund von Karla Schaller als Mörder in Frage. Er hat Karla geprügelt und vergewaltigt. Es sind schon zwei Leichen gefunden worden, da verschwindet Karla. Genau wie die zwei toten Frauen ist sie groß, schön und hat vor allem eine wunderbare Ausstrahlung. Solche Frauen sucht der Mörder.

 Mehr über den Autor und Bücher kann hier nachgelesen werden:

Amazon Autorenseite klick hier

Homepage Marco Toccato klick hier

1 Kommentar:

  1. Das war schön, von Ulla interviewt zu werden. Kann ich nur jedem/r Autor/in empfehlen. Sie bringt einen wirklich auf den Punkt und man sagt Sachen, die man bisher für sich behalten hat. Aber alles ist gut!

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