Die Indie-Autor-Challenge, die seit März 2015 läuft,ist immer noch aktiv und beliebt. Jetzt hatten einige Autoren die Idee, eine weitere Challenge, mit Hilfe der Leser zu veranstalten.
Ava Innings/Viola Plötz stellt sich der Herausforderung und den Worten von Nina Grey.
Schneeflocken
Lichterketten
Weihnachtsleckereien
geschmückte Fenster
Familie
Chandler sah sich in dem Haus, in dem Willow aufgewachsen war, um. Es wirkte warm, einladend und behaglich und stand daher in krassem Widerspruch zu Willows Erzählungen. Chandler warf einen Blick zu seiner Freundin, die an einem der geschmückten Fenster stand, hinaus in die Nacht stierte und verzweifelt versuchte, ihre Schwester zu erreichen.
„Ich weiß nicht wo Harper steckt“, wisperte sie fast verzweifelt, als Chandler sich hinter sie stellte und seine Hände beruhigend auf ihre Schultern legte. Als er merkte, wie sie sich entspannte, trat er dichter an sie heran und umarmte sie.
Willow wölbte ihm ihren Rücken entgegen, neigte den Hals und forderte ihn stumm dazu auf, diesen zu küssen. Chandler tat es. Er schloss die Augen, rieb seine Nase über Willows Hals und knabberte an ihrem Ohrläppchen.
„Du bist so schön!“, raunte er ihr zu.
Willow schmunzelte unwillkürlich. „Ich bin so froh, dass du bei mir bist.“
„Ich bin froh, dass ich bei dir sein darf. Jeden Tag auf ein Neues!“, versicherte er ihr.
Er betrachtete ihr gemeinsames Spiegelbild in der Fensterscheibe. Willow, klein, zierlich, blond und quirlig wirkte seit ein paar Tagen wie verändert, doch Chandler sorgte sich nicht. Er war sich sicher, dass ihr sonderbares Verhalten nichts mit ihm zu tun hatte, sondern lediglich mit diesem Tag hier.
Chandler nahm sich vor, sich nicht von den Lichterketten, den Weihnachtsleckereien, vor allem jedoch von den Worten seiner Schwiegereltern in spe einlullen zu lassen. Willow fühlte sich unwohl. Sie war das reinste Nervenbündel und er war sich sicher, dass daran ihre Eltern, die sich bisher nett und charmant gezeigt hatten, schuld waren und genau deshalb sehnte Willow sich nach Harper. Ihre Schwester war stets ihre Verbündete gewesen, ihre Rückendeckung, doch jetzt war er an ihrer Seite und …
Ein Räuspern hinter ihm ließ ihn aufblicken.
„Ihr seid so ein nettes Paar“, säuselte Willows Mutter und fügte dann hinzu: „Vom Größenunterschied hat Patric zwar deutlich besser zu dir gepasst, Liebes, aber immerhin hat Chandler im Vergleich zu diesem unsäglichen Strider einen ordentlichen Beruf.“
„Auch noch Ansprüche stellen, man sollte meinen Millionär sei Millionär“, raunte Chandler Willow kaum hörbar zu und entlockte ihr ein amüsiertes Glucksen.
Laut sagte er: „Weihnachten ohne Schnee ist kein echtes Weihnachten.“
„Wie recht Sie haben, mein Lieber! Aber wir sind hier in Kalifornien und mit dem Schnee nicht so verwöhnt, wie Sie von der Ostküste.“
Zu Willow sagte Chandler im Flüsterton: „Ich liebe es, wenn ich meinen Kopf in den Nacken lege, die Zunge rausstrecke und Schneeflocken darauf fallen.“
Sie sah ihn an und ihre Augen funkelten amüsiert. Chandler mochte, wie Willow ihre Nase krauszog, wenn sie lachte. Er legte eine Hand an ihre Wange und küsste sie sachte auf den Mund.
Während des Essens musste er Willows Eltern Rede und Antwort über seine Absichten in Bezug auf ihre Tochter stehen. Bereits nach dem Kommentar hinsichtlich des Größenunterschiedes zwischen Willow und ihm war Chandler klar gewesen, dass er nicht als die Nummer eins bei der Partnerwahl für Willow galt. Er ignorierte die weiteren, zahlreichen Spitzen, die Willow und ihm deutlich machen sollten, dass Patric der bevorzugte Schwiegersohn wäre, denn obwohl Chandler noch immer unsicher war, so interessierte es ihn nicht im Geringsten, was die Ramseys von ihm hielten. Er wusste, dass Willow ihn glücklich machte und er sie und alles andere war ihm schlicht und ergreifend egal.
Später, als sie zusammen im Bett in seiner Penthouse-Wohnung, in die Willow vor Kurzem gezogen war, lagen, sagte Willow: „Es tut mir so leid. Es war ein furchtbarer Abend und du hast das wirklich nicht verdient.“
Chandler drehte sich auf die Seite, er spielte mit Willows Locken und erwiderte: „Es war ein wundervoller Abend, weil ich ihn mit dir verbringen durfte.“
„Du bist so lieb und einfach zu gut für diese Welt.“ Sie seufzte leise und schwermütig. Chandler wusste, dass ihr all die verletzenden Worte zugesetzt hatten. Die unterschwellige Feindseligkeit, die in jeder gesprochenen Silbe mitgeschwungen hatte, nagte nun an Willow.
„Lass uns etwas vereinbaren“, sagte Chandler und betrachtete Willow liebevoll.
„Was denn?“
„Lass uns vereinbaren, dass nur wir zählen. Nur du und ich. Lass uns abmachen, dass es egal ist, was andere über uns denken und dass wir uns immer unterstützen und wertschätzend behandeln. Lass uns daran arbeiten, dass wir uns erhalten, was wir jetzt für einander empfinden. Ich weiß, dass das nicht immer einfach sein wird, denn im Laufe der Zeit werde ich dich enttäuschen und du mich. Es werden kleine oder vielleicht sogar große Enttäuschungen sein, aber ich möchte, dass wir uns nicht auf diese konzentrieren, sondern auf all das Gute und Richtige, denn du bist gut und richtig. Um genau zu sein, bist du perfekt für mich und ich liebe dich von ganzem Herzen. Du bist meine Familie.“
Willow blinzelte gegen die Tränen an und erwiderte leise: „Und du bist meine.“
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