Autorin: Heidi Rehn
Titel: Der Sommer der Freiheit
Genre: Historischer Roman
Version: eBook und Taschenbuch
erschienen: 26. Juni 2014
Seiten: 672
Altersempfehlung: Erwachsene
Die Autorin Heidi Rehn wurde 1966 in Koblenz/ Rhein geboren und wuchs in einer Kleinstadt am Mittelrhein auf. Zum Studium der Germanistik, Geschichte, BWL und Kommunikationswissenschaften kam sie nach München. Nach dem Magisterexamen war sie zunächst als Dozentin an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig, anschließend war sie PR-Beraterin in einer Agentur. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Zusammen mit ihrer Familie lebt sie mitten in München.
Kurzbeschreibung, übernommen:
Selma ist die Tochter einer angesehenen Zeitungsverlegerfamilie und fährt mit ihrer Familie wie jedes Jahr in die Sommerfrische nach Baden-Baden. Man genießt das elegante Ambiente, die Konzerte und Bälle. Selma hat gerade – zum Entsetzen der Mutter! – das Autofahren gelernt und wartet ungeduldig auf die Ankunft ihres Verlobten Gero. Da lernt sie bei einem Ausflug ins nahe gelegene Elsass den französischen Fotografen Robert kennen – und es ist um sie geschehen. Doch wir schreiben das Jahr 1913, und bald wird der Geliebte zu den Feinden zählen …
Meine Meinung:
Ich bin ja ein großer Fan von historischen Romanen und als solchen würde ich dieses Buch auch bezeichnen. Schließlich spielt die Geschichte vor 100 Jahren. Von dieser Zeit habe ich bisher nur wenig Bücher gelesen und deshalb war ich sehr neugierig darauf.
Heute möchte ich mal von meiner gewohnten Form, eine Rezension zu schreiben, abweichen und hier die Beteiligten vorstellen und etwas über ihre Charaktere schreiben.
Selma, die 21jährige Tochter einer bessergestellten Familie verbringt wie jedes Jahr die Sommerfrische in Baden-Baden. Das Jahr 1913 ist für sie ein besonderes. Sie hat den Führerschein gemacht und kann mit dem Auto ihres Verlobten sehr schöne Ausflüge machen. Anfangs kommt sie mir sehr oberflächlich vor, denn ihr Interesse liegt bei Kleidung und Vergnügen, was heißt, dass sie gerne nächtelang unterwegs ist und die Tanzhäuser sehr liebt. Einen Beruf geht sie nicht nach und eigentlich hat sie auch kein richtiges Ziel vor Augen. Im Laufe des Buches erlebt der Leser die Entwicklungen, die sie durchmacht.
Grischa, ihr um drei Jahre jüngerer Bruder hat gerade sein Abitur gemacht und möchte zur Fliegerstaffel. Ein Wunsch, über dessen Ausmass sich damals 1913 wohl niemand so klar war. Ihn habe ich im Laufe der Geschichte sehr lieb gewonnen und mit Spannung seinen Lebensweg verfolgt.
Hedda, die Mutter der beiden, kam mir ebenfalls sehr oberflächlich vor und sie wurde auch nicht meine Freundin. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es solche Frauen wie sie reichlich gab. Irgendwie hat sie nicht so recht begriffen, dass sich Deutschland im Krieg befand und ihr gutes Leben nicht so weiter gehen kann. Zu Gute halte ich ihr allerdings, dass sie eine Frau der damaligen Zeit war und wohl nicht anders sein konnte, denn in ihren Kreisen verschloss man gerne die Augen vor Unangenehmem. Dies konnten sich Frauen aus ärmeren Familien einfach nicht leisten.
Meta, Mutter von Hedda, war so richtig nach meinem Geschmack. Wenn ich richtig gerechnet habe, müsste sie ungefähr 1850 geboren sein und da stieg ihr Ansehen in meinen Augen, denn sie hatte einiges durchmachen müssen und ihre Ansichten waren in Augen vieler schon fast revolutionär. Auf jeden Fall mochte ich sie richtig gut leiden und so manches Mal musste ich auch über sie schmunzeln.
Joseph, Vater von Selma und Grischa, hat die Leitung seiner Bonner Zeitung an seinen Neffen übergeben und ist mit der Familie nach Berlin gezogen, weil er dort als Abgeordneter tätig war. Ich finde, dass er sein Herz am rechten Fleck trägt und ein sehr diplomatischer Mensch sein muss. Anders kann ich mir nicht vorstellen, wie er es jahrelang mit Hedda aushält. Ihm macht die Entwicklung Richtung Krieg sehr zu schaffen.
Constanze, eine sehr gute Freundin von Selma und ein sehr patentes Mädel. Sie ist so alt wie Grischa und weiß, welchen Weg sie nach ihrem Abitur einschlagen will. Die jungen Leute lernen sich 1913 in Baden-Baden kennen. Später studiert Constanze in Berlin und so bricht die Verbindung niemals ab.
Gero, der Verlobte von Selma, ist Jurist und steckt privat in einer großen Zwickmühle. Nicht nur sein Liebesleben macht ihm zu schaffen, auch die Erlebnisse im Krieg. Wie ihm und Grischa geht es sehr vielen jungen Männern, die, wenn sie den Krieg überlebt haben, sehr lange brauchen, bis sie wieder ins wirkliche Leben finden und die Erlebnisse verarbeitet haben. Gero war mir nicht ganz so sympathisch, allerdings hatte er es auch nicht leicht
Robert, ein junger Franzose, den Selma und Constanze ebenfalls 1913 in Baden-Baden kennen lernen. Da wissen sie noch nicht, dass sie sich im Leben sehr oft wieder treffen werden und ihre Schicksale miteinander verknüpft sind.
Jedem der Hauptbeteiligten wurde ein besonderer Charakter zugeordnet, was es insgesamt sehr interessant machte. Meiner Meinung nach ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Geschehnisse mit den Schicksalen ihrer Protagonisten zu verknüpfen.
Dieses Buch spiegelt die schwere Zeit von vor 100 Jahren wider und es hat mich auch sehr nachdenklich gemacht. Mal abgesehen davon, dass ich froh bin, damals noch nicht gelebt zu haben, waren aber meine Großeltern betroffen. Und ich habe oft überlegt, wie sie das alles empfunden haben. Leider kann ich sie nicht mehr fragen. Ich habe ebenfalls überlegt, wie ich wohl reagiert hätte. Welcher Typ wäre ich wohl gewesen.
Nach dem Lesen dieses Buches fühlte ich mich sehr aufgewühlt, denn es hat mich sehr berührt. Der Schreibstil hat mir wieder gut gefallen und ich wurde von Anfang bis zum Ende an das Buch gefesselt.
Fazit:
Ich könnte jetzt noch so vieles über dieses Buch schreiben, aber ich bringe es jetzt einfach mal auf einen Nenner. Das Buch ist Klasse! Ich empfehle es gerne weiter!
Dem Verlag Knaur danke ich vielmals für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.