Dienstag, 24. September 2013

Rezension - Das Kastanienhaus


Autorin: Liz Trenow

Titel: Das Kastanienhaus

Genre: Historischer Roman

Version: eBook und Taschenbuch

erschienen: 15. Juli 2012

Seiten: 448

Altersempfehlung: Jugendliche ab 16 und Erwachsene



Die Autorin Liz Trenow wuchs in der Nähe einer Seidenspinnerei auf, die auch heute noch in Betrieb ist. Obwohl ihre Vorfahren seit über dreihundert Jahren im Seidengeschäft tätig sind, entschied Liz Trenow sich für einen anderen Beruf. Sie arbeitete viele Jahre als Journalistin für nationale und internationale Zeitungen sowie für den Hörfunk und das Fernsehen, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete.

Kurzbeschreibung:
Lily Verner hat so vieles vor in ihrem Leben. Nach Abschluss der Schule möchte sie ins Ausland gehen und dort studieren. Aber der Krieg macht ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie bleibt in England und beginnt in der Seidenweberei ihrer Familie zu arbeiten. Dort lernt sie auch den deutschen Flüchtling Stefan kennen und lieben. Leider verläuft auch hier nicht alles so glücklich, wie sie es sich wünscht.


Meine Meinung:
Soeben habe ich das Buch ausgelesen und mit einem großen Seufzer zur Seite gelegt. Noch ganz beeindruckt von der Geschichte möchte ich auch gleich die Rezension schreiben.
Im Alter von 80 Jahren stirbt der Ehemann von Lily und beim Aufräumen fallen ihr alte Erinnerungsstücke in die Hand. Dies ist der Anlass für Lily sich an die Zeit des zweiten Weltkrieges zu erinnern. Sehr eindrucksvoll beschreibt Liz Trenow hier das Leben einer jungen Frau und mit welchen Problemen sie fertig werden muss. Anfangs kommt mir Lily etwas naiv vor, das mag daran liegen, dass sie sehr behütet aufgewachsen ist. Zunächst ist sie sehr verärgert, dass sie nicht ins Ausland darf und in der Weberei arbeiten soll. Wozu sie überhaupt keine Lust hat, aber bald erliegt sie der Seide und kann sich gar nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen.
Auch ich war ganz begeistert, was ich so nebenbei alles über Seide erfahren habe. Kenne ich doch einige Begriffe, da ich mich vor Jahren mit Seidenmalerei beschäftigt habe. Deshalb haben mir auch die Auszüge aus dem Buch der Geschichte der Seide zu Beginn eines jeden Kapitels sehr gefallen.

Mit Lily, der Protagonistin habe ich mich sehr schnell angefreundet und konnte mich in vielen Situationen so richtig in sie hinein versetzen. Ich habe mich mit ihr gefreut und auch gelitten. Denn Liz Trenow hat es wirklich gut verstanden, alles miteinander zu verbinden. Die Liebe zu einem deutschen Flüchtling, was nicht gern gesehen wurde. Die Probleme einer Seidenweberei, die keine Abnehmer mehr findet und die Produktion umstellen muss. Obwohl es in der Hauptsache um Lily und Stefan geht, sind auch die anderen Familienmitglieder und Freunde in die Handlung einbezogen, so erfährt der Leser sehr viel über die Dramatik der damaligen Zeit.

Über den Inhalt des Buches möchte ich auch hier nicht zu viel verraten. Mir hat es gefallen, wie Lilys Enkelin zum Schluss vieles geklärt hat und Lily die Schatten der Vergangenheit los wurde und mit sich ins Reine gekommen ist. Auch wenn Lily erfunden wurde, kann genau dies irgendwo passiert sein und viele Frauen mussten damals mit großen Anforderungen fertig werden und sind mit ihren Aufgaben gewachsen. Ohne weiteres hätte ich geglaubt, dass es eine wahre Geschichte sein könnte, so realistisch wurde alles geschildert.

Was mir persönlich auch sehr gut gefallen hat, war die anschauliche Beschreibung wie es in London nach einem Angriff ausgesehen hat. Lily und ihr Vater wollten nachsehen, ob Gebäude ihres Unternehmens beschädigt wurden. Sie kamen am Bahnhof Liverpoolstreet an. Den kenne ich sehr gut und auch viele der genannten Straßennamen. War ich doch gerade in London und hatte alles noch besser vor Augen. Nun war nicht jeder Leser schon in London, aber man konnte sich auch so gut vorstellen, wie es dort ausgesehen haben muss. Das Denkmal des "Kindertransportes" kenne ich ebenfalls. Auch das gehört zur Geschichte der jüngeren Vergangenheit.

Zu dem Buchtitel und Cover möchte ich gerne auch noch etwas schreiben. Neugierig wurde ich zunächst durch das Bild, was mir sehr gefallen hat. Der Titel hört sich auch interessant an. Für die deutsche Ausgabe wurde dieser Titel anscheinend gewählt, weil Lily Zeit ihres Lebens wohl im Kastanienhaus gewohnt hat. Das Haus und die Umgebung wurde ja auch sehr gut beschrieben, zumindest hatte ich alles sehr gut vor Augen.
Der englische Titel lautet:  "The Last Telegramm", was ich auch sehr gut nachvollziehen kann, ich bin mir aber nicht sicher, ob ich dann so neugierig geworden wäre. Deshalb finde ich, dass Cover und Titel für die deutsche Ausgabe gut gewählt wurde.

Fazit:
Ich möchte dieses Buch auf jeden Fall weiterempfehlen und zwar nicht nur Freunden von historischen Romanen. In diesem Buch wird ein Abschnitt der jüngeren Vergangenheit beschrieben. Viele wissen von Eltern oder Großeltern, was sie in unserem Land erlebt haben. Aber wie es in den anderen Ländern zuging ist vielen nicht so bekannt. Ich bin auf jeden Fall auch gespannt, mit welchen Büchern uns Liz Trenow noch erfreuen wird.

Ich danke dem Verlag Blanvalet, dass mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.

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