Donnerstag, 5. September 2013

Rezension - Die Kerzenzieherin



Autorin: Caren Benedikt

Titel: Die Kerzenzieherin

Genre: Historischer Roman

Version: gebundenes Buch

erschienen: 2013 als Weltbild Premiere

Seiten: 609

Altersempfehlung: Jugendliche und Erwachsene





Die Autorin Caren Benedikt, geboren 1971, wuchs in einer norddeutschen Kleinstadt auf. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten und arbeitete danach als freie Journalistin. Heute lebt sie gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in einem kleinen Ort bei Bremen.

Kurzbeschreibung:
Zufällig hört die junge Novizin Ellin, wie ein Komplott zur Ermordung des Erzbischofs Engelbert geschmiedet wird. Leider wird die Lauscherin erkannt und ist sich seitdem ihres Lebens nicht mehr sicher. Auf ihrer Flucht lernt sie viele hilfsbereite Menschen kennen, die dadurch leider selbst  in sehr großer Gefahr schweben.

Meine Meinung:
Ein sehr spannendes Buch mit echtem historischem Hintergrund. Die Geschichte spielt im Jahr 1225. Die Ermordung fand tatsächlich statt und die Autorin hat es bestens verstanden etwas mehr Spannung in dieses Thema zu bringen, indem sie die Lauscherin Ellin und ihre Freunde erfunden und in die Geschichte einbezogen hat.
Ellin, eine junge Novizin muss mit ihrer Freundin Jonatha, einer weiteren Novizin einen Korb mit bestellter Ware aus dem Kloster auf der Burg Isenberg abgeben. Sie kommen leider in einen starken Hagelschauer und werden nach einer Stärkung zum Trocknen und Aufwärmen in einen abgelegenen Raum gebracht. Dort hört dort Ellin etwas, was nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Durch einen Zufall merken die beiden Verschwörer, dass die beiden Novizinnen anwesend sind. Leider findet Jonatha dort den Tod, Ellin kann von der Burg fliehen, aber ins Kloster kann sie nicht zurück. Anscheinend wurde der Äbtissin erzählt, dass sie für den Tod verantwortlich ist. Deshalb muss sie weiter und trifft auf sehr unangenehme, aber auch auf sehr liebe und hilfsbereite Menschen.
Ellin wurde als kleines Mädchen von ihrer Mutter einfach im Kloster abgeben und dies spiegelt ja eine nicht unübliche Handlung der Zeit wieder. Mädchen und Frauen mussten oft ihr Leben hinter Klostermauern verbringen. Bei Ellin war es besonders schlimm, hatte sie in letzter Zeit einige Zweifel, ob alles so richtig ist. Bei ihrer Flucht durch große Städte wie Bremen, Hamburg und Lübeck lernte sie das wirkliche Leben kennen, was ihr ihm Kloster durch andere Erzählungen auch vorenthalten wurde. Der neue Erzbischof von Köln hätte sie am liebsten wieder ins Kloster gesteckt, weil er der Meinung war, nur dort ist eine Frau gut aufgehoben und ein "gottgefälliges" Leben wäre das beste für sie.
Überhaupt hatten Frauen es damals nicht leicht. Ich hatte mich schon gewundert, dass Ellin mit ihrer neuen Freundin Berblin so alleine und unbehelligt von dem kleinen Dorf bei Bremen über Hamburg bis nach Lübeck gehen können. Aber diese Wanderung ist ja nur Nebensache in dem Buch, die Haupthandlung ist ja eine ganz andere.
Immer wieder versuchen Männer von Friedrich von Isenberg Ellin zu fangen und wollen sie umbringen, damit sie vor Gericht keine Aussage machen kann. Dabei werden leider sehr liebe Menschen, die Ellin helfen, umgebracht. Die Zeit ist immer sehr kurz, in der Ellin das neue Leben außerhalb der Klostermauern kennen und lieben lernt. Zu oft kommen ihr die Männer zu nahe. Ihrer Arbeit als Kerzenzieherin kann sie deshalb auch immer nur kurze Zeit nachgehen. Beim Verkauf auf den Märkten lernt sie dann nicht nur weitere Hilfsbereitschaft, sondern auch Neid anderer Händler kennen. Ohne Männer waren die Frauen damals nichts wert, sie durften nicht selber für ihren Lebensunterhalt sorgen und auf dem Markt verkaufen. Dies war nur möglich, wenn sie einen Mann haben, der die Lizenz dazu hat. Es wurde ihnen damals wirklich nicht leicht gemacht.
Es hat mir richtig Spaß gemacht, die Entwicklung von Ellin zu beobachten, über welche Fähigkeiten sie verfügt, welche Ideen sie zur Herstellung der Kerzen und beim Verkauf entwickelt hat. Ihre Freundin Berblin ist mir ebenfalls sehr sympathisch geworden und ich hatte Spaß, die Gespräche der beiden zu lesen.

Zum Schluss wurde es immer spannender und es ist wirklich sehr schwer gefallen, das Buch zur Seite zu legen. Aber so schnell wie möglich habe ich es mir dann wieder gegriffen und jeden böse angeguckt, der mich mit Nichtigkeiten stören wollte. Wenn ich ein Buch zu Ende lesen möchte, dann am liebsten so schnell und ungestört wie möglich.

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gefallen. Neben der Handlung: Ermordung von Engelbert und Ellin suchen und finden, was der rote Faden war, habe ich noch vieles aus der Zeit und der Situation der Frauen erfahren.
Die Autorin hat es sehr gut verstanden, dies alles in einem flüssigen Stil zu schreiben, mir war nie langweilig. Wie so oft, bin ich direkt in das Buch abgetaucht und war selber mittendrin im Geschehen.
Ich kann dieses Buch auf jeden Fall empfehlen und freue mich jetzt noch mehr, dass ich es bei einem Gewinnspiel gewonnen habe. Mit einer sehr netten Widmung von Caren Benedikt habe ich das Buch erhalten und weiß, dass dies nicht das letzte sein wird, das ich lesen werde.