Freitag, 23. März 2018

Autoreninterview - Marleen Reichenberg

Buchmesse Frankfurt 2016 



Liebe Marleen,

ich habe es mir angewöhnt, dass ich zunächst einmal nachsehe, wann ich zum ersten Mal ein Buch der Autorin gelesen habe, die ich interviewen möchte und wann wir uns kennen gelernt haben.
Im November 2014 habe ich das Buch „Novemberhimmel“ gelesen und ab da noch jede Menge und alle haben mich begeistert.



Im März 2015 war ich dann zum allerersten Mal auf einer Buchmesse, es gab ein Meet & Greet und natürlich wollte ich dahin und einige Autoren treffen. Ich fand die Idee damals mit den Namen auf den Luftballons originell und so habe ich Dich dann auch gefunden.

Danach haben wir uns auf  jeder Messe getroffen und uns unterhalten können.




Aber nun möchte ich endlich mit dem Interview beginnen.

Liebe Marleen,
Du hast ja schon einige Interviews gegeben, wie ich auf Deiner Homepage klick hier sehen konnte, trotzdem möchte ich hier noch einmal fragen, wie Du auf die Idee gekommen bist, eine Autorin zu werden.

Seitdem ich lesen kann, wollte ich selbst Bücher schreiben. Bei einem Kurzgeschichtenwettbewerb unserer Tageszeitung erreichte ich mit zehn Jahren den ersten Platz und ab da war mir klar, dass ich Autorin werden wollte. Allerdings habe ich – auch weil meine Großmutter erklärte, Schriftstellerei  sei eine brotlose Kunst – diesen Plan im Laufe meiner Jugend wieder verworfen, erstmal Jura studiert und mich an juristischen Schriftsätzen ausgetobt. Durch eine plötzliche, schwere Krankheit konnte ich meinen Beruf als Anwältin nicht mehr ausüben und habe mich dann wieder auf meinen Kindheitstraum besonnen.



Hast Du als Kind auch gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher kannst Du Dich erinnern?

Ja, ich habe unglaublich viel gelesen – meine Mutter sagte immer, ich würde Bücher nicht lesen, sondern fressen.
Besonders erinnere ich mich an Bücher von Otfried Preußler, „Das kleine Gespenst“und „Die kleine Hexe“, an „Ronja Räubertochter“ von Astrid Lindgren und an die Bücher von Karl May. Von Letzteren hat mein Vater, als ich etwa zwölf Jahre alt war, aus einer Haushaltsauflösung einen ganzen Karton voll nach Hause gebracht. Obwohl der blumige und teilweise langatmige Schreibstil gewöhnungsbedürftig war, fand ich die Geschichten alle toll.



Gibt es ein Buch, dass Du unbedingt mal lesen möchtest, aber noch nicht dazu gekommen bist?

Nein, das gibt es nicht. Wenn mich ein Buch wirklich interessiert, dann lese ich es sofort. Zum Glück bin ich Schnellleserin und schaffe es auch locker, mal eine Nacht lang durch zu lesen.



Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Meine Bücher haben durchschnittlich etwa 320 bis 350 Seiten. Dafür benötige ich mit Recherche, Schreiben sowie allen Überarbeitungsdurchgängen, bevor ein Manuskript zur Lektorin geht, ungefähr vier bis fünf  Monate.



Wie sieht Dein Autorenalltag aus? Du hast ja auch eine Familie um die Du Dich kümmern musst. Kannst Du alles unter einen Hut bringen?

Ja, ich bin ein ziemlich disziplinierter Mensch. Soll heißen, ich kann mir gut in den Hintern treten. J Ich arbeite mit täglichen To-Do-Listen, die ich konsequent abhake. Außerdem respektiert meine Familie meinen Job und unterstützt mich darin.



Auf Messen ist Dein Mann immer dabei und ich bin jedes Mal begeistert, welch  tolle Fotos er macht. Liest er denn auch Deine Bücher?

Er hat ein paar davon gelesen und bei einem sogar den Titel erfunden. Aber generell liest er eher Fachbücher und repräsentiert nicht meine Zielgruppe. J



Wer darf Dein fertiges Buch als erstes lesen?

Meine Tochter und meine Mutter.


Wie ist das eigentlich mit den Ideen, kann es passieren, dass Dir auf einmal viele Ideen kommen und Du sozusagen eine Ideen-Warteliste für Bücher hast?

Ja, ich habe dafür einen eigenen Ordner namens  „Bücher die geschrieben werden wollen“ auf dem PC, der immer umfangreicher wird.  Sofern mir eine brauchbar erscheinende Inspiration zu einer Geschichte oder einem Buchtitel kommt, speichere ich sie darin ab.


Wie erreichen Dich die Ideen für Bücher?

Das ist ganz unterschiedlich. Oft lese ich etwas in der Zeitung, oder höre Geschichten von Bekannten und spinne diese Splitter dann mit dem Gedanken „Was wäre wenn?“ weiter.
Manchmal werde ich durch Bilder oder eine schöne Gegend inspiriert, oder mir fällt ein guter Buchtitel ein, zu dem ich dann eine Geschichte entwickle.


Kennst Du von Anfang an den Verlauf und das Ende des Buches, oder kann es sein, dass sich auf einmal Figuren oder Begebenheiten in die Geschichte mogeln und etwas ändern.

Ich bin ein Discovery-Writer und kenne meist nur meine Protagonisten sowie das ungefähre Ende eines Buches. Der Rest entwickelt sich während des Schreibens. Deshalb bin ich, was den Verlauf der Geschichte angeht, flexibel.



Wenn ich ein Buch lese, dann sind die Beteiligten für mich real, ich leide und freue mich mit ihnen, ich kann aber auch böse werden und schimpfen. Wie ist das bei Dir, lassen Dich die Beteiligten wieder los. Wie ist das Gefühl, wenn ein Buch zu Ende geschrieben wurde.

Nachdem ich ein Buch beendet habe, stecke ich gedanklich schon noch einige Zeit in der Geschichte drin. Einerseits ist es ein erhebendes Gefühl,  wieder einen mehrere hundert Seiten starken Roman fertig geschrieben zu haben, andererseits bin ich auch ein bisschen wehmütig, weil ich mich von den handelnden Personen „trennen“ muss.



Hast Du Dir schon mal Gedanken gemacht, ob Du ein Buch in einem ganz anderen Genre schreiben möchtest?

Ich lese alle Genres außer Horror und bewundere Krimi- und Thrillerautoren, denen es gelingt, eine spannende Geschichte zu entwerfen und den Leser aufs Glatteis zu führen, oder Fantasy-Autoren, die Parallelwelten erschaffen.
Aber ich selbst schreibe gerne Romance und kann mir momentan nicht vorstellen, das Genre zu wechseln.



Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor würdest Du dann gerne mal besuchen?

Eine Zeitreise müsste ich dazu nicht machen, sondern lediglich in die USA fliegen. Ich würde sehr gerne einmal Kristin Hannah treffen und mich mit ihr unterhalten, da ich ihre Bücher und ihre Art zu schreiben liebe.


Seit ein paar Jahren gehörst Du zu einer Gruppe Autoren,  die sich auf der Frankfurter Messe mit dem schicken roten Autorensofa präsentieren. Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu den Lesern.

Ich schätze den Kontakt zu Lesern sehr, freue mich über jede persönliche Zuschrift, die mich über meine Homepage oder per Mail erreicht und beantworte sie zeitnah.
Ich  bin unter anderem deshalb Mitglied des Autorensofas, weil ich mit unserem Stand eine wunderbare Möglichkeit habe, auf der FBM einen Teil meiner Leser persönlich kennenzulernen, mich mit ihnen zu unterhalten und auszutauschen. Mittlerweile haben sich dadurch schon einige Freundschaften ergeben.




Gibt es etwas, dass Du uns Lesern unbedingt mal sagen wolltest.

Ja. Ich sage ein riesengroßes, von Herzen kommendes DANKE an alle, die meine Bücher mögen, sie kaufen, leihen, lesen, rezensieren und weiterempfehlen.  Durch euch bin ich in der Lage, meinen Kindheitstraum zu leben und darf mich sogar Bestseller-Autorin nennen.



Was fällt Dir zu folgenden Begriffen oder Namen ein:

Erich Kästner
Ein wunderbarer Schriftsteller, von dem ich “Das doppelte Lottchen“, „“Das fliegende Klassenzimmer“ sowie  “Emil und die Detektive“ gelesen habe. Er musste – und das stelle ich mir schrecklich vor – im Dritten Reich aus nächster Nähe miterleben, wie seine Werke bei der Bücherverbrennung vernichtet wurden.


Der Graf von Monte Christo
Ein Klassiker und toller Abenteuerroman, der nach vielen Irrungen und Wirrrungen zu einem für den Leser befriedigenden Ende führt. Ich habe das Buch mit etwa 16 gelesen und fand es spannend. Die Gefängnisinsel bzw. Festung, wo Dantès eingesperrt wurde, das Chateau d’If, gibt es wirklich, und ich habe beides von Marseille aus gesehen.


Oliver Twist
Gesellschaftskritischer Roman, der Armut, Kinderarbeit und Kriminalität im England des neunzehnten Jahrhunderts schildert. Ich habe die Geschichte gelesen, weil sie zu den Klassikern der Weltliteratur gehört, war aber nicht sonderlich beeindruckt. Mich haben der teils langatmige, umständliche Schreibstil sowie die Schwarz-Weiß-Malerei der handelnden Personen gestört.



Nun habe ich soviel gefragt und bestimmt doch noch das eine oder andere vergessen. Hier hast Du nun Gelegenheit noch etwas loszuwerden. Kaum schreibe ich diesen Satz fällt mir ein, dass ich doch nach weiteren Buchplänen fragen wollte.

Weitere Buchpläne habe ich genügend, siehe oben die Frage zu der Ideen-Warteliste. J
Was ich noch loswerden möchte:
Liebe Ulla, ich freue mich, dass wir uns nun schon einige Jahre kennen und regelmäßig auf Buchmessen treffen. Ich möchte Dir für Deine wertvolle Arbeit als Buchbloggerin danken  – nicht nur deshalb, weil Du auch meine Romane liest und rezensierst. Du machst Dir viele Gedanken um ein gelesenes Buch und schreibst ausführliche, gut begründete Rezensionen. Auf Deiner Seite habe ich schon öfter gute Tipps für lesenswerte Bücher gefunden.



Liebe Marleen, ich bedanke mich vielmals, dass Du Dir die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet hast.

Ich danke Dir für dieses Interview. Die Fragen waren interessant und ich habe sie sehr gern beantwortet.



Manchmal zeige ich an dieser Stelle Cover der bereits erschienenen Bücher, aber das würde hier den Rahmen sprengen und deshalb stelle ich hier einige Links ein.

Übersicht der bisher erschienenen Bücher: klick hier

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