Sonntag, 1. September 2019

Rezension - Blumen für ein Chamäleon


Autorin: Valeska Réon

Titel: Blumen für ein Chamäleon

Genre: Biografie, Gegenwartsliteratur

Version: eBook und Taschenbuch

erschienen: 1. April 2012

Seiten: 228

Altersempfehlung: Erwachsene

Verlag: Männerschwarm Verlag




Über die Autorin:
Valeska Réon wurde in Liège (Belgien) geboren und wuchs bei Ihrer Tante in Düsseldorf auf. Sie absolvierte eine Ausbildung zur Visagistin, um danach die Seiten zu wechseln: als Model ließ sie sich mehrere Jahre lang von den besten Visagisten der Fashionbranche verschönern. Unter Pseudonym schrieb sie drei Sachbücher / Ratgeber. Vor fünf Jahren gründete sie eine Privatdetektei mit Niederlassungen in Antwerpen, London und Wien.


Kurzbeschreibung, übernommen:
Viktor wünscht sich nichts sehnlicher als ein Mädchen zu sein, das weiß er schon als kleines Kind. Doch der Weg dahin ist steinig. Der Vater: ein von Männlichkeit besessener Berufssoldat. Die Mutter: ein schwacher Charakter. Die einzige verlässliche Stütze ist die resolute Tante Christa. Sie nimmt sie unter ihre Fittiche, gibt ihr ein verständnisvolles Zuhause, verschafft ihr eine Lehrstelle als Friseurin und stärkt ihr den Rücken, als sie zufällig von einem Fotografen entdeckt wird. Schon vor der operativen Verwandlung von Viktor in Valeska startet die junge Frau eine internationale Karriere als Model - und das in einer Zeit, in der transsexuelle Models noch tabu waren, in der sie einen Teil ihrer Identität bei ihre Agentur, bei Kunden und unter den KollegInnen um jeden Preis verstecken musste. Ihr Bild war in großen Modezeitschriften wie ELLE oder VOGUE, ihr Gesicht ist verbunden mit Werbekampagnen wie der zu "Ivoire de Balmain", auf den Prêt-à-porter-Schauen führte sie vor und nach ihrer Operation die Mode von Gaultier, Mugler, Lagerfeld, Chanel, Dior, Kenzo und Claude Montana vor - die Liste ließe sich verlängern: eine weitaus bessere Therapie als die Besuche bei diversen Psychologen.
Valeska Réon erzählt ihre Geschichte mit viel Dramatik, aber auch immer mit einem Augenzwinkern. Sie arbeitet gekonnt die Pointen heraus: Wie reagiert die bildhübsche Frau, die sich die primären Geschlechtsorgane eines Mannes mit Heftpflaster "wegklebt", auf die Annäherungsversuche von Männern - vor allem, wenn sie diese auch noch attraktiv findet? Was soll sie tun, wenn sie einen Job in New York angeboten bekommt? Spätestens beim Bestellen der Flugtickets würde auffallen, dass sie eigentlich Viktor heißt. Was ist beispielsweise zu tun, wenn sie - biologisch noch immer ein Mann - plötzlich für Dessous werben soll? Der eingeweihte Fotograf arbeitet geschickt mit Licht und Schatten. Licht und Schatten fallen auch auf das Thema Nr. 1: die Männer! Sie hat es gehasst, selbst ein Mann zu sein, aber sie liebt sie als Frau. Aber kann sie die Männer letztendlich auch wirklich ernst nehmen?
In ihrem autobiografisch angelehnten, hier und da aber auch etwas "freien" Roman beschreibt Valeska Réon jedoch nicht nur die Vielfalt des Lebens und das Verwirrspiel der Geschlechter, sondern vor allem die Tatsache, dass wir Geschöpfe sind, die geliebt und geachtet werden wollen. Ein weises und anrührendes Buch über die Natur des Menschen in all seiner Verletzlichkeit und Stärke.


Meine Meinung:
Zum Inhalt des Buches muss ich hier nichts mehr schreiben, jeder, der die Kurzbeschreibung liest, kann sich denken, worum es geht. Ich möchte hier jetzt einfach nur erwähnen, dass mich das Buch sehr bewegt und nachdenklich gemacht hat. Außerdem finde ich es toll, dass jemand den Mut aufbringt und über dieses Thema schreibt. Man bedenke, wann das alles passiert ist, das war zu einem Zeitpunkt, da viele Leute noch nicht offen mit gewissen Themen umgehen konnten. Fasziniert habe ich die junge Frau auf ihrem Weg begleitet.  Wer hat nicht schon mal davon gehört, dass Menschen im falschen Körper gesteckt haben und einen schweren Weg vor sich hatten. Oder manch einer kennt sogar jemanden, der das durchgezogen hat oder kennt jemanden, der jemanden kennt. Ach was solls. Auf jeden Fall habe ich mir nie so recht Gedanken darüber gemacht, was alles noch damit zusammen hängt. Die Autorin hat es dann auch verstanden mir vieles zu vermitteln und dies nicht einfach nur sachlich alles geschildert. Dramatik, Humor und Romanze kamen in der Geschichte vor und gaben dem allen eine gewisse Würze.


Fazit:
Hier hatte ich mal wieder ein Buch, das mir eine ganz besondere Lebensgeschichte vermittelt hat. Bewegend und mutig und gerne gebe ich hier eine Leseempfehlung.


Bei der Autorin möchte ich mich recht herzlich bedanken, die mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.