Mittwoch, 27. Juli 2016
Indie-Autoren-Challenge Kerstin Steiner
Im März 2015 hatten einige Autoren die Idee sich einer besonderen Herausforderung zu stellen. Ihnen sollten 15 Begriffe genannt werden und sie wollten eine Geschichte daraus machen, die mindestens drei Seiten lang sein sollte. Nach und nach möchte ich die Autoren und deren Geschichten vorstellen:
Kerstin Steiner
Schreiben und Lesen sind ein Lebenselixier - das ist das Motto der Autorin, die bereits als Teenager romantische Komödien schrieb, später dann ihr Hobby zum Beruf machte, Germanistik und Publizistik studierte und es versteht mit Worten zu spielen, Geschichten und Szenen vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, die den Leser in eine romantische, oft sinnliche und von Charme und Humor geprägte Welt entführen.
Die Autorin lebt mit Mann, Kind und Katze in einem großen Haus in München und wird geplagt vom Heimweh nach Kalifornien, dem Meer und der Sonne - kein Wunder also, dass viele ihrer Romane im sonnigen Staat an der amerikanischen Westküste spielen.
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Kerstin Steiner wurde nominiert von von Ava Innings, die ihr fünfzehn Wörter vorgegeben hat.
1. Krautsalat
2. Pferdeäpfel
3. Kreativität
4. Flow
5. Weihnachtsengel
6. Jammertal
7. Zeitgeist
8. Staubwedel
9. Zirkus
10. Flohpulver
11. Möpse
12. Turnschuh
13. Liebesglück
14. Rabenmutter
15. Nudelholz
Berthold drückte seine dicke, feuchte Nase tief in die Pferdeäpfel und sog den unwiderstehlichen Duft so tief ein, dass er sich beinahe verschluckte. Seine kleinen Beinchen waren bis zu den Knien im Mist versunken und so berührte sein zu seinem Missfallen sehr üppiger Bauch den matschigen Boden und einige feuchte Grashalme kitzelten ihn vorwitzig zwischen den kräftigen Pfoten.
Ein unwilliges Brummen entfuhr seinem breiten Maul und etwas Sabber spritzte umher. Berthold schüttelte sich kräftig und dennoch wurde er das schwermütige Gefühl einfach nicht los.
Seit auf dem Hof nebenan die elfengleiche Windhündin Priscilla eingezogen war und ihn mit Missachtung strafte, war er nicht mehr er selbst und litt unter einem mittlerweile ausgewachsenen Minderwertigkeitskomplex.
Was hatte er nicht alles versucht, um Priscilla zu beeindrucken, doch stets hatte sie sich nur knurrend abgewandt und ihre buschigen Brauen bis zur Stirn gezogen. Selbst den nagelneuen rechten Turnschuh seines Herrchens Willi hatte sie nicht einmal beachtet, obwohl Berthold ihn extra mehrmals durch den Mist gezogen hatte, um ihm diesen herrlichen Duft zu verleihen. Doch Priscilla hatte ihre zarte Nase gerümpft und sich abgewandt. Auch den wunderbaren Weihnachtsengel, den Berthold mit letzter Energie vom großen Christbaum am Hofeingang geschüttelt und mit wehenden Ohren zum Nachbarhof getragen hatte, konnten die Windhündin nicht beeindrucken, sie hatte einfach einen anderen Flow, neben dem sich Berthold wie ein missratener Rollmops vorkam. Wieder schnaufte er unglücklich und ließ die kurzen Ohren hängen. Ein Liebesglück mit Priscilla war ihm wohl nicht vergönnt, zumal er ihr auch gerade einmal bis zum samtigen Bauch reichte. Sie hatte stets nur einen abschätzigen, ja beinahe mitleidigen Blick für Berthold übrig, der ihm durch Mark und Bein ging und sein kleines Mopsherz schien zu brechen. Was für ein Jammertal!
Berthold klemmte seinen Stummelschwanz ein und schlich gebückt ins Haus, verkroch sich in seinem Körbchen und fiel in einen unruhigen Schlaf. Einige Stunden und viele Seufzer später, hob Berthold langsam ein Augenlid und seine Nasenflügel bebten augenblicklich: Krautsalat! Wenn er etwas mehr liebte als Pferdeäpfel, war das Krautsalat. Willi schien seinen Kummer bemerkt zu haben. Sein Willi! Eine große Schüssel stand auf dem Tisch. So schnell er konnte, stand Berthold auf, schob den alten Staubwedel vom Küchenstuhl und wuchtete sich selbst darauf. Hier war Kreativität gefragt. Er knurrte zufrieden, schob sich mit den Vorderpfoten über die Tischplatte und versenkte den wuchtigen Kopf in der Schüssel. Ein unbekanntes Geräusch ließ ihn hochfahren, der Salat flog in hohem Bogen durch die Küche und landete auf dem Nudelholz neben dem Herd. Berthold hielt den Atem an und lauschte angespannt. Hier stimmte etwas nicht! Willi war nicht allein! Fremde Stimmen drangen über den Hof zu ihm hinein. So schnell ihn die kurzen Beinchen trugen, eilte Berthold unter die Eckbank und drückte sich platt auf den Boden. Die Stimmen kamen näher, er hörte, wie die Tür knarrte und die Bodendielen ächzten, leises Trippeln, kräftige Schritte, verschiedene Gerüche. Bertholds Sinne waren hoffnungslos überfordert, denn über allem lag immer noch der durchdringende Geruch von Krautsalat. „Berthold!“ Er hörte Willis bekannte Stimme und spitze die Ohren. „Berthold, komm raus, wir haben Besuch!“
Berthold spähte vorsichtig unter der Eckbank hervor. Neben Willi stand eine Frau, die einen riesigen Weidenkorb umklammert hielt. Wer trug heute noch Weidenkörbe? Die entsprachen nicht mehrdem Zeitgeist, aber man konnte sie wunderbar zernagen. Interessiert kam Berthold noch etwas näher. Seine dicke Nase arbeitete ununterbrochen.
Ein altvertrauter Geruch stieg auf, es roch nach...nicht nach seiner Rabenmutter...aber nach...Bertholds Herz jubilierte....es duftete nach Möpsen, nach dicken, runden, kugeligen Möpsen. In dem Korb rührte sich etwas und zwei kleine Ohren tauchten über dem Rand auf, gefolgt von zwei ...Bertholds Herz tat einen Satz...braunen Kulleraugen, die sein Hundeherz höher schlagen ließen. Eine dicke, breite Nase folgte und schnüffelte neugierig.
Willi und die Frau setzten den Korb auf den Boden und vier Pfoten sprangen über den Rand. Berthold traute seinen Knopfaugen nicht. Vor ihm stand die schönste Mopsdame, die er je gesehen hatte. Zugegeben, sie roch etwas streng nach Flohpulver, aber dem konnte er sicher mit einem Besuch bei den Pferdeäpfeln schnell abhelfen.
„Berthold, das ist Diana, unsere neue Mitbewohnerin. Der Zirkus im Dorf wollte sie loswerden und da dachte ich so an dich, mein Dicker“, hörte Berthold Willis Stimme wie durch Watte. „Ein Weihnachtshund.“ Wenig später tobten Berthold und Diana durch den Matsch in der Nähe des Misthaufens, als Priscilla mit erhobenem Kopf vorbeistolzierte. Diana brummte amüsiert und stieß Berthold mit der dicken Schnauze an.
„Was für ein Gerippe“, knurrte sie. „Komm, wir bringen ihr Pferdeäpfel!“ Priscilla, die ihre Ohren gespitzt hatte, stürzte davon, so schnell sie die langen Beine trugen.
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