Donnerstag, 24. Januar 2019

Autoreninterview - Anke Schläger


Liebe Anke,
ich freue mich, dass Du Zeit und Lust hast und meine Fragen beantworten möchtest. Aber bevor ich loslege, schreibe ich immer gerne ein paar Zeilen, woher ich meinen Interviewpartner kenne. Wir sind uns 2017 eigentlich rein zufällig in Frankfurt auf der Buchmesse begegnet. Ich war am Samstagmorgen am Stand von BoD und dort mit Ulrike Busch verabredet. Wir standen an einem runden Tisch und kamen dann alle miteinander ins Gespräch. Du hattest gehört, dass ich wieder eine gesonderte Rubrik für Weihnachtsbücher auf meinem Blog angelegt hatte. Da Dein Buch „Festtagsgäste“ in die Rubrik fällt, hast Du mich gefragt, ob ich Dein Buch lesen möchte. Na klar, wollte ich und damit begann dann auch unser intensiver Kontakt. Zufällig haben wir uns dann auf dem Self-Publishing-Day getroffen und uns wieder gut unterhalten. Es war dann ja auch klar, dass wir uns für die nächste Buchmesse in Frankfurt konkret verabredet haben. Inzwischen habe ich auch Dein zweites Buch gelesen und rezensiert.

Aber nun will ich mit meinem Interview starten.


Auf Deiner Homepage habe ich gelesen, dass Du seit mehr als zwanzig Jahren in der Unternehmenskommunikation arbeitest. Also schreibst Du nebenher Deine Bücher?

Stimmt. Wobei „nebenher“ bedeutet, dass ich bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen täglich schreibe. Als ich vor gut fünf Jahren damit anfing, habe ich mir nur am Wochenende und im Urlaub dafür Zeit genommen. Heute plane ich meine Tage anders.



Wie bist Du auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben?

Geschrieben habe ich schon, bevor ich Journalistin wurde: Gedichte, Märchen, kleine Geschichten – alles in leere Schulhefte. Als es mit dem Wunsch, aus dem Schreiben einen Beruf zu machen, ernster wurde, habe ich mich für das Volontariat bei einer Tageszeitung entschieden. Aber so ganz vergessen konnte ich meinen Traum nicht. Ungefähr 2007 hatte ich die allererste Idee für meinen Debütroman. Ich habe mich in jenem Jahr etliche Male mit dem Auto verfahren und dachte mir: ‚Das könnte der Anfang für eine Geschichte sein.‘ Leider hatten zu dieser Zeit viele andere familiäre und berufliche Dinge Vorrang. Dann kam der 23. Dezember 2013. Ich fuhr eine Strecke, die ich nicht kannte, und mein Mann gab mir den Tipp, „beim Bäcker links“ abzubiegen. Ich kam eineinhalb Stunden später nach Hause, als ich wollte … und ahnte schon, was aus diesem Erlebnis werden würde.



Wann hast Du damit gestartet?

Sehr schnell: am 2. Januar 2014.



Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Für „Festtagsgäste“ habe ich netto knapp zwei Jahre gebraucht, „Taktgefühle“ war schneller fertig. Aber Schreiben allein reicht ja nicht, wenn man ein Buch im Selfpublishing veröffentlicht: Dazu gehören Buchsatz, Marketing, der Aufbau einer eigenen Homepage und vieles andere. Das nimmt eine Menge Zeit in Anspruch.



Wie findest Du Deine Ideen oder finden sie Dich?

Beim ersten Mal hat’s mich förmlich „erwischt“, beim zweiten Mal habe ich die erste Idee im Zimmer eines unbewohnten Hauses gefunden. Auf meinen dritten Roman bin ich bei einem Strandspaziergang im Sommerurlaub gekommen. Aber die detaillierte Planung ist immer am Schreibtisch entstanden.



Hast Du noch weitere Bücher geplant?

Sicher. Der erste Entwurf für den dritten Roman ist zu einem guten Viertel fertig, und ich werde wohl im Sommer den letzten Satz schreiben. Den gibt es schon und den Titel auch. Gegenüber meinen ersten beiden Büchern wird einiges anders, zum Beispiel die Erzählperspektive. Meine Hauptfiguren bleiben auch nicht mehr in Ostwestfalen.



Da Du ja nebenbei schreibst, wann hast Du Zeit dazu?

Nach der Arbeit, am Wochenende und in den Ferien. Eigentlich steht jeden Tag etwas an.



Wer darf Dein Buch als erstes lesen?

Mein Mann, der immer sehr schnell Logikfehler und schiefe Formulierungen findet. Danach mein Lektor, der vieles entdeckt, worauf sonst niemand kommt und sich zum Beispiel die Spannungskurve und das Innenleben der Figuren gründlich vornimmt. Dann wieder mein Mann und nochmal mein Lektor, außerdem ein paar Testleserinnen. Darum wird es auch bis zum Erscheinen meines nächsten Romans noch ein bisschen dauern.



Du veröffentlichst Deine Bücher als Selfpublisherin bei Books on Demand. Wie kam es zu dieser Entscheidung, und bist Du damit zufrieden?

Zu BoD gibt es – jedenfalls nach meinem Kenntnisstand – keine Alternative, wenn ich meine Romane in Buchhandlungen vorfinden möchte. Ich wollte keinen Distributor, der einzelne Barsortimenter ausschließt. In Verbindung mit Lesungen haben einige Buchhändlerinnen „Festtagsgäste“ und „Taktgefühle“ direkt bei BoD bestellt.



Hast Du neben Familie, Beruf und Schreiben noch Zeit, Bücher von Kollegen zu lesen?

Meist im Urlaub, und es dauert immer lange, bis ich eins durch habe: Seit ich selbst schreibe, lese ich manche Absätze doppelt und dreifach, überlege, ob die Erzählperspektive richtig ist, etc. pp. Als „Kollegen“ würde ich andere Selfpublisher bezeichnen. Sehr gut gefallen mir die beiden Liebesromane von Katharina Burkhardt, die historischen Romane von Julia Drosten und die Bodenseekrimis von Béla Bolten.



Wenn ja, gibt es ein Genre, das Du am liebsten hast?

Nö. Oft genug fällt mir unerwartet etwas in die Hände, und dann wundere ich mich, weil ich ausgerechnet mit diesem Genre eigentlich gar nichts am Hut hatte … Im Moment lese ich einen älteren Roman von Nick Hornby, den mir ein Kollege geschenkt hat, Motto „Musst du unbedingt lesen“. Recht hatte er.



Gibt es dann vielleicht auch ein Buch, das Du schon immer mal lesen wolltest, es aber noch nie geschafft hast?

Habe ich gerade geschafft: „Das Jesus Video“ von Andreas Eschbach ist 1998 erschienen. Manches darin wirkt mit dem Abstand so vieler Jahre kurios – zum Beispiel die Beschreibung von Handys und Camcordern – , aber ich bin ganz froh, dass ich den Roman jetzt erst gelesen habe. Vor zwanzig Jahren wäre mir nicht aufgefallen, wie viele verschiedene Erzählperspektiven da sehr gekonnt zusammenkommen.



Hast Du als Kind Bücher gelesen und wenn ja, an welche erinnerst Du Dich?

Alles, was die Stadtbücherei in meiner Heimatstadt hergab: Das ganze Programm von Enid Blyton, Die drei Fragezeichen, Burg Schreckenstein …



Hast Du ein Autorenvorbild?

Nein. Aber mich beeindrucken Bestseller-Autoren, die sich für die Newcomerin Zeit nehmen – wie Nina George, die mir vor gut drei Jahren innerhalb weniger Stunden antwortete, als mir ein Problem wirklich unter den Nägeln brannte.



Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen verstorbenen Autor würdest Du gerne besuchen und warum?

Friedrich Schiller, mit dem ich mich im Germanistik-Studium vom ersten Semester an bis zur Magisterarbeit auseinandergesetzt habe. Ihn würde ich gern mal fragen, was er denn aus den politischen Themen unserer Zeit machen würde. Ob ihm wohl bei Stichworten wie „Flüchtlingsproblematik“ oder „Brexit“ die Idee für ein spannendes Drama käme?



Wie sieht es bei Dir aus, von anderen Autorinnen weiß ich, dass sich manchmal Figuren in die Geschichte „mogeln“ die vorher so nicht geplant waren.

Ertappt! Das ist mir schon passiert, besonders in „Taktgefühle“. Plötzlich tauchte da so ein pensionierter Handwerker auf, der einem schmierigen Makler das Handwerk legte … und die alten Schulfreundinnen waren auch nicht geplant.



Weißt Du bereits am Anfang, wie das Buch enden wird oder gibt es dort auch schon mal Überraschungen?

Beim ersten Mal hatte ich keine Ahnung. Beim zweiten Mal hatte ich einen detaillierten Kapitelplan und wusste doch erst am Schluss, wie das Ende wirklich aussehen würde. Und jetzt kenne ich den letzten Satz und habe eine ziemlich konkrete Vorstellung von der letzten Szene. Mal sehen, ob es dann wirklich genau so kommt.



Hast Du Kontakt zu Lesern und/oder Bloggern?

Ja. Ich freue mich immer riesig, wenn ich plötzlich eine Mail von einer mir unbekannten Leserin bekomme. Oder über die Diskussion nach einer Lesung, die viel länger dauert, als ich erwartet hatte. Oder über eine Bloggerin, die ich gern wieder persönlich treffe … Das macht alles viel mehr Spaß als der soundsovielte Blick aufs Amazon-Dashboard.



Wie wichtig ist Dir der Kontakt?

Sehr – das weißt Du doch, liebe Ulla!



Ich habe jetzt schon wieder so viel gefragt und mit Sicherheit einiges vergessen, deshalb hast Du an dieser Stelle die Möglichkeit und kannst schreiben, was Du uns Lesern schon immer mal sagen wolltest.

Zuallererst: Danke! Mich haut es immer noch um, wenn ich merke, dass meine Bücher gekauft werden und wenn – nach Erscheinen des zweiten Romans – auch der erste neue Leser findet. Das kann ja nur heißen, dass einige, die den zweiten gekauft haben, sich danach für den ersten entschieden haben. Aber weil ich vieles nur vermuten kann, wünsche ich mir, dass Leser mir mehr über ihre Eindrücke verraten. Entweder per Mail oder auf Facebook, oder, am allerliebsten, in einer Rezension. Manchen scheint immer noch neu zu sein, dass Rezensionen anderen Lesern die Entscheidung für oder auch gegen ein Buch erleichtern.



Zum Schluss frage ich meine Interviewpartner gerne was ihnen zu Namen oder Begriffen einfällt, so nun auch bei Dir:

Lippe Detmold 
Detmold ist eine schöne Stadt in Lippe und nicht weit entfernt von meinem Wohnort in Ostwestfalen. Hier wie dort ticken die Menschen ähnlich: Sie sind bodenständig, nicht offenherzig – aber ehrlich. Und ziemlich hartnäckig, wenn’s drauf ankommt.

Der Graf von Monte Christo 
Den Klassiker von Alexandre Dumas fand ich so spannend, dass ich mir Château d’If vor vielen Jahren angesehen habe.

Astrid Lindgren
Hat etliche Bücher geschrieben, in denen starke Mädchen vorkommen. Ich hab so ziemlich alle verschlungen.

Ich bin dann mal weg 
Dieser Roman von Hape Kerkeling steht noch auf meiner „To Read“-Liste. Immerhin habe ich mir gerade die Verfilmung von „Der Junge muss an die frische Luft“ angesehen (toll!). 


Liebe Anke, ich bedanke mich vielmals bei Dir für die Beantwortung meiner Fragen und gerne zeige ich hier die Cover Deiner beiden Bücher




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