Ich bin sehr traurig, dass ich an dieser Stelle mitteilen muss, dass Sabine Giesen am 13. Dezember 2021 gestorben ist. Der Krebs hat gesiegt.
Ich durfte Sabine Giesen mehrmals persönlich treffen, was uns beiden immer sehr viel Freude und Spaß bereitet hat. Ich freue mich, dass ich sie kennen lernen durfte und bin traurig, dass es nur eine kurze Zeit war und sie es nicht geschafft hat.
Liebe Sabine,
ich freue mich, dass Du Dich meinen Fragen stellst. Aber
bevor ich damit starte, möchte ich erst ein paar Zeilen dazu schreiben, woher ich
Dich kenne.
Voriges Jahr war ich bei einer Lesung, auf die ich durch Brigitte
Lamberts aufmerksam wurde. Ihr habt dort Kurzgeschichten vorgelesen, was mir
sehr gut gefallen hat, denn Du hast nicht einfach „nur“ gelesen, sondern warst
mittendrin und fast hätte ich Angst um Deinen Lesepartner haben müssen.
Sabine Giesen und Andreas Kriminalinski
Nach dieser Lesung haben wir uns dann noch zweimal
getroffen, einmal zufällig während der Tagung des Self-Publishing-Verbandes und
dann in der Destille, wo regelmäßig ein Autorenfrühstück stattfindet.
Aber nun
ist es genug der Vorrede, ich starte nun endlich.
Auf Deiner Homepage habe ich gelesen, dass Du nach Deinem Studium in
Betriebswirtschaft in verschiedenen Unternehmen gearbeitet hast. Wie bist Du denn auf die Idee gekommen, zu
schreiben?
vorweg erst einmal herzlichen Dank für dieses Interview!
Ja, wie bin ich auf die Idee gekommen, zu schreiben? Ich
hatte schon als Kind riesig Spaß an Geschichten. Zum Leidwesen meiner Mutter,
die mir ihre selbst erdachten Gute-Nacht-Geschichten erzählen musste. Ich weiß
nicht, wie oft sie davon müde geworden ist, während ich noch mehr hören wollte.
Als ich lesen konnte, habe ich das Gelesene für mich weitergesponnen: ein neues
Ende oder eine Fortsetzung erfunden. Von klein auf habe ich mit Begeisterung
meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Leider ist mir später der „Alltag“
dazwischengekommen. Zum Glück habe ich aber wieder zum Schreiben gefunden.
Du hast ja anscheinend zunächst viele Kurzgeschichten
geschrieben, die in verschiedenen Anthologien veröffentlicht wurden, wann hast
Du damit angefangen?
Meinen ersten Roman zu schreiben war für mich wie die
Besteigung des Mount Everest. Also habe
ich mich zunächst an Kurzgeschichten gewagt. Mit „Opfer“ habe ich 2014 an einem
Wettbewerb, den der Verlag Edition Oberkassel ausgeschrieben hatte,
teilgenommen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie sehr ich mich gefreut
habe, als meine Geschichte mit in die Anthologie „Mörderischer Rhein“
aufgenommen wurde. Inzwischen habe ich schon zahlreiche Kurzgeschichten
veröffentlicht. Zuletzt in der Anthologie „Pflegestufe Mord“ und eine
Geschichte mit dem Titel „Schöne Aussichten“ in der
Booksnacks-Kurzgeschichtenreihe
Wie kam es, dass Du im Genre Krimi schreibst?
Krimis und Thriller sind das Genre, das ich gerne lese. Mich
fasziniert das „Böse“ und die Frage, warum Menschen Verbrechen begehen. Wir
brauchen uns doch nur umzuschauen, sei es vor der eigenen Haustür oder in
fernen Ländern: es geschehen so viele grausame
Dinge.
Wann kam die Idee ein Buch zu schreiben?
Mit 17? 😊
Das war schon immer ein Traum von mir. Noch vor den ersten Kurzgeschichten habe
ich mich voller Enthusiasmus an den Computer gesetzt und begonnen meinen ersten
Roman zu schreiben. Es war eine ganz besondere Erfahrung. Ich habe den Roman
gefühlte hundert Mal überarbeitet. Ich gehöre eindeutig nicht zu den Autoren,
die direkt losschreiben können ohne vorher den Ablauf festgehalten zu haben.
Das habe ich mir bei meinem zweiten Roman zu Herzen genommen und vorab auf dem
Papier geplottet.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
„Sein Gelübde“ habe ich 2011 angefangen und 2016 beendet. Wie
gesagt, hundert Mal überarbeitet (Lach!). Das erste Manuskript zu „Helenas
Verfolger“ habe ich innerhalb von sechs Wochen in 2014 geschrieben. Dann lag
der Entwurf erst einmal in meiner Schublade, bis ich es 2017 wieder
herausgeholt habe. Du siehst, ich brauche immer weniger Zeit. Deshalb bin ich auch guter Hoffnung, dass
mein dritter Roman innerhalb eines Jahres geschrieben ist – inklusive
Überarbeitung (Achtung: Singular!).
Bist Du nun hauptberuflich Autorin oder schreibst Du neben
Deiner beruflichen Tätigkeit?
Ich gehöre zu den Glücklichen, die sich den ganzen Tag dem
Schreiben widmen könnten.
Wie sieht Dein Autorenalltag aus?
Am Liebsten schreibe ich morgens nach dem Frühstück und ruhe
mich dann aus (d.h. meine Katze Michou nimmt mich in Beschlag – Schnurr!).
Am späten Nachmittag kann ich dann wieder an meinen
Projekten arbeiten. Dann auch schon mal in die Nacht hinein.
Fallen Dir bereits neue Ideen ein, während Du an einem Buch
schreibst?
Oh ja! Entweder lese ich etwas in einer Zeitung, sehe einen
Bericht im Fernsehen, beobachte Leute in der Straßenbahn, schnappe Geschichten
auf (manchmal sind Handygespräche Fremder – die man eigentlich nicht hören will
– sehr interessant 😉).
Wie werden die Ideen festgehalten?
Oft auf einem Kassenbon oder Einkaufszettel. Dann findet
sich zwischen den Begriffen Brot, Eier auch so ein Satz wie „stürzt die Brücke
ein“ oder „Radfahrer versucht dem Auto, das ihn verfolgt, zu entkommen“. Am
Liebsten sind mir aber Notizbücher. Davon besitze ich viele. Und kaufe mir
immer wieder neue.
Da ich gerade nach Ideen gefragt habe, was hast Du für die
nächste Zeit geplant?
Noch geistert die Geschichte in meinem Kopf herum und reift:
ein Rachefeldzug quer durch Deutschland. Im Verlauf der Reise kristallisiert
sich heraus, warum die Protagonistin so handelt.
Wie sieht es bei Dir aus, von anderen Autorinnen weiß ich,
dass sich manchmal Figuren in die Geschichte „mogeln“ die vorher so nicht
geplant waren.
Das ist mir bei meinem ersten Roman passiert. Es waren sogar
mehrere Figuren, die ich geliebt habe! Aber ich musste sie auch wieder
streichen (das ist ein fürchterliches Gefühl: kill your darling!). Es waren
Nebenfiguren, die die Geschichte nicht weitergebracht haben.
Weißt Du bereits am Anfang, wie das Buch enden wird oder
gibt es dort auch schon mal Überraschungen?
Ich muss mir über das Ziel klar sein. Das heißt, das Ende
steht fest, wenn ich anfange zu schreiben. Aber, wer weiß, was ich noch alles
beim Schreiben erleben werde? Das ist das Spannende daran!
Wer darf Dein Buch als erstes lesen?
Meine Autorengang. Jetzt fragst du, liebe Ulla, dich
bestimmt: Gang, das hört sich sehr
gefährlich an.
Das sind wir aber nicht. Wir sind mehrere Autorinnen, die in
unterschiedlichen Genré schreiben. Und ich schätze mich glücklich, immer
jemanden zu haben, der mir ein ehrliches Feedback gibt, wertvolle Tipps und
Unterstützung. Das ist keine Selbstverständlichkeit.
Für meinen nächsten Roman such ich darüber hinaus
TestleserInnen.
Hast Du Zeit Bücher Deiner Kollegen zu lesen und wenn ja,
sind es auch Krimis oder dürfen es auch Bücher in einem anderen Genre sein?
Manchmal fehlt mir die Zeit, insbesondere wenn das Lektorat
ansteht oder die Druckfahne zur letzten Kontrolle vor mir liegt. Aber so oft es
geht, lese ich Thriller und Krimis der Kollegen. Und ich lese mit Begeisterung
die Romane von Autorinnen aus meiner „Gang“ aus den Bereichen Urban Fantasy,
Chicken Lit, Dystopie.
Was macht für Dich ein gutes Buch aus?
Es muss mich in eine andere Welt entführen, sodass ich alles
um mich herum vergesse. Also Spannung, Spannung, Spannung. Aber am Ende des
Buches müssen auch alle aufgeworfenen Fragen beantwortet sein. Nichts ist
unbefriedigender als ein offenes Ende oder dass der Kreis sich nicht schließt.
Hast Du ein Autorenvorbild?
Steven King und Sebastian Fitzek, vor allem im Hinblick auf
ihre ersten Romane.
Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher
erinnerst Du Dich?
Heidi, Huckleberry Finn, die Schatzinsel, Pippi Langstrumpf ….
Die Romane von Karl May habe ich verschlungen.
Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen
verstorbenen Autor würdest Du gerne besuchen und warum?
Astrid Lindgren. Eine für ihre Zeit unabhängige (sie wollte
den Vater ihres unehelichen Kindes nicht heiraten und das Mitte der 1920er!)
und engagierte Frau, die im zweiten Weltkrieg beim Nachrichtendienst gearbeitet
hat und sich für Menschen-, Kinder- und Tierrechte eingesetzt hat. 1974, da war
sie immerhin 67 Jahre alt, kletterte sie mit ihrer 80-jährigen Freundin um die
Wette auf einen Baum!
Hast Du als Autorin Kontakt zu Lesern und oder Bloggern?
Ja, und es dürfte gerne mehr sein.
Lesungen sind eine tolle Möglichkeit, um mit den Leser/Innen
und Bloggern persönlich in Kontakt zu kommen. Wir, liebe Ulla, haben uns ja bei
einer Lesung kennengelernt und ich fand unser Gespräch auch sehr anregend.
Natürlich bin ich auch in den sozialen Netzwerken
„unterwegs“, z.B. bei Facebook mit meiner Autorenseite oder auf meiner Homepage
unter www.sabinegiesenbuecher.de.
Wie wichtig ist Dir der Kontakt?
Sehr. Ich erfahre gerne, wer meine Romane liest und wie die
Geschichte bei ihm/ihr angekommen ist. Und
für die LeserInnnen bin ich dann auch „greifbarer“, nicht nur als Foto, sondern
als realer Mensch.
Gerne frage ich meine Interviewpartner, was ihnen zu Namen
oder Begriffen einfällt, so nun auch Dich:
Enid Blyton - Ich
bewundere Kinder- und Jugendbuchautor/en/innen. Was für eine Herausforderung
Kinder und Jugendliche zu begeistern. Welches Kind kennt nicht Hanni und Nanni oder die Fünf Freunde?!
Pippi Langstrumpf – ein außergewöhnliches Vorbild für
Mädchen: ihr seid stark!
Eifelkrimis – ich mag die Eifel sehr. Als Kind war ich oft
dort, insbesondere in Adenau. Deshalb musste auch mein erster Roman u.a. in der
Eifel spielen.
Pinocchio – ein kleiner Junge, unfertiger Mensch, zwischen
Gut und Böse, bis er an dem Guten orientiert Mensch wird. Ups, jetzt sind wir
wieder bei meinem Thema: das Böse im Menschen …
Nun habe ich wieder so viel gefragt und später fällt mir mit
Sicherheit noch einiges ein. Deshalb hier meine Frage
Gibt es etwas, was Du uns Lesern immer schon mal sagen
wolltest?
Liebe Leser, ohne euch wären Bücher nur mit Buchstaben
bedrucktes Papier. Denn erst, wenn ihr sie lest, werden die Buchstaben zu
Silben, zu Worten, zu Sätzen und schließlich zu Geschichten. Lebendig in euren
Köpfen. Danke!
Liebe Sabine, ich bedanke mich, dass Du Dir die Zeit für
meine Fragen genommen hast.
Liebe Ulla, ich danke dir! Es hat sehr viel Spaß gemacht.
Sein Gelübde
In der Eifelregion versetzt seit den 1970er Jahren eine Mordserie die Menschen in Angst. Die Opfer sind alte und junge Frauen und Männer. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Was haben die Toten gemeinsam?
Vier junge Menschen lernten sich damals kennen. Aus ihnen wurden zwei Familien. Doch jemand hat sich geschworen, leidenden Menschen zu helfen. Dieses Gelübde gilt bis heute …
Helenas Verfolger
Karl wird tot aus dem Rhein geborgen. Seine Verlobte Helena fühlt sich von der Polizei im Stich gelassen. Sie beginnt auf eigene Faust mit Hilfe von Karls Bruder Jakub dort zu ermitteln, wo Karl zuletzt war: als Teilnehmer an einer Pharmastudie. Während der Studie treten vermehrt Probleme auf: Probanden erkranken schwer oder verschwinden spurlos. Jakub und Helena gelangen an Informationen über die Studie, die sie in Lebensgefahr bringt. Sie versuchen, zu fliehen. Helen kann mit Hilfe einer Fremden, Anna, entkommen. Doch Annas Leben wird ab diesem Moment nicht mehr wie bisher sein …
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