Montag, 28. Januar 2019

Autoreninterview Evelyne Weissenbach



Liebe Evelyne,

Du gehörst zu den Autorinnen, die ich leider noch nicht persönlich kennen lernen durfte, aber das könnte sich vielleicht ändern.
Bevor ich mit einem Interview beginne, recherchiere ich immer ein bisschen, vor allem überlege ich, wie unser Kontakt zustande kam.
Durch einen Hinweis der „Mörderischen Schwestern“ wurde ich auf einen Krimi von Dir aufmerksam, denn ich lese sehr gerne Regionalkrimis, besonders von Orten, die ich kenne oder wo ich einmal hinfahren will. Natürlich habe ich mir den Krimi sofort besorgt, gelesen und rezensiert, denn ich war begeistert.
Aber nun habe ich genug vorweg geschrieben, jetzt fange ich mit meinen Fragen an.

Ich freue mich, dass Du Dir die Zeit nimmst und Dich meinen Fragen stellst.

Ich danke dir für dein Interesse!



Auf Deiner Homepage habe ich gelesen, dass Du vor einigen Jahren mit dem Schreiben begonnen hast, aber Deinen ersten Krimi erst vor zwei Jahren. Wie kamst Du auf die Idee, einen Krimi zu schreiben.

Das ist eine lange Geschichte. Aber ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, was üblicherweise nur schwer gelingt …
Eigentlich habe ich sie geschrieben, weil ich mich so oft geärgert habe, wenn ich Regionalkrimis las. Die meisten waren so aufgeplustert. Außerdem war viel zu wenig Typisches von der Region enthalten.  Man konnte sie locker in eine andere Region transferieren. Oder, dass die Fälle zu abgehoben für die Region erschienen, besonders in den ländlichen Gegenden. Auch störte mich, dass die Ermittler alle viel zu unnatürlich waren. Die einen abgehoben, die anderen, vornehmlich am Land, wurden gern als dümmlich hingestellt. Das wurde dann zwar oft Satire genannt, aber das machte mir persönlich keinen Spaß. Ich will mich unterhalten beim Lesen, aber es soll authentisch und nachvollziehbar sein, damit ich auch selber in die Geschichte eintauchen kann. Daraus erwächst für mich Spannung. Nicht, wenn sich die Brutalität überschlägt oder von irgendwo außerhalb auf einmal ein Täter eingeflogen wird, der vorher grad einmal durchs Bild wankte.

Und eines Tages sagten dann meine FreundInnen, weißt was, suder uns nicht an, sondern schreib dir endlich selber einen Krimi, wie du ihn lesen möchtest.
Das war die Geburtsstunde der Luise Pimpernell.

Darüberhinaus bin ich erst vor 12 Jahren in die Region gezogen. Und hier so etwas von glücklich, hier ist es so schön und wir wurden sehr gut aufgenommen. Da wollte ich auch gern etwas zurückgeben. Und schreiben ist nun einmal das, womit ich es am besten kann.



Deine Protagonistin Luise Pimpernell  ist ziemlich originell, ich hatte auf jeden Fall viel Spaß sie zu begleiten. Gibt es für sie ein Vorbild? Ich meine, die meisten Krimiautoren nehmen „gewöhnliche“ Ermittlerinnen

Ah, da habe ich oben schon etwas vorweggenommen.
Mir gings darum, dass ich eine "andere" Ermittlerin wollte.
Es gibt so wenige originelle. Die einen sind selber kaputt, die anderen abgehoben, oft selber aggressiv. Manche versuchen den Spagat zwischen Familie und Beruf – und werden dann gerne in Regiokrimis als leichte Halbdodeln im Privatbereich dargestellt. Und die Landpolizisten sowieso irgenwie unterbelichtet. Das mag ich gleich auch nicht, denn bei uns sind die Leut sicher nicht  blöder als in der Stadt.
Ermittlerinnen sind meistens toughe Wesen, oft alleinerziehend.
Jetzt ist es aber so, dass ich nicht glaube, dass Mordermittlerin ein Beruf für alleinerziehende Mütter ist. Zumindest nicht, um damit Spaß beim Lesen haben zu können. Vor allem, wenn dann auch noch die Kinder entführt oder sonstwie instrumentiert werden.
Ich muss sagen, sie ist auch das einzige, das nicht authentisch ist. Eine solche Ermittlerin kann es nicht geben. Es machte mir einfach Spaß, sie so anzusetzen. Und auch Miss Marple oder Hercule Poirot hätten nie so existieren können.



Darf ich noch weitere Folgen erwarten?

Unbedingt. Zwei Fälle sind schon veröffentlicht. Der "Tod eines Surfers" und der "Tod eines Weinbauern". Der dritte Fall "Tod einer Witwe" ist bereits fertiggeschrieben, wird vermutlich Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres veröffentlicht. Den vierten Fall schreibe ich gerade. Arbeitstitel: "Tod einer Malerin".
Übrigens hat Luise Pimpernell eine eigene Homepage, auf der man viele Informationen über die Fälle, Aktuelles, oder auch Rezepte und ein Glossar finden kann: http://www.luise-pimpernell.at/



Wo findest Du Deine Ideen?

Einfach in meinem Umfeld. Ich gehe sehr aufmerksam und mit offenen Sinnen durch die Gegend. Nicht nur der Natur gegenüber, auch meinen Mitmenschen. Und außerdem bin ich auch ein bissl an psychologischen Abläufen interessiert.
Und aus diesen Eindrücken haben meine Fantasie und meine Schreiblust diese Typen geschaffen.



Hast Du noch andere  Buchideen und wenn ja, wie hebst Du sie auf?

Ich schreibe keine "Bücher". Ich schreibe einfach, was mir gerade Spaß macht, was mir einfällt, was mich beschäftigt. Bücher sind dann eigentlich ein Nebenprodukt.
Ideen zum Schreiben habe ich immer. Aber wirklich unterschiedlichste Texte. Von der Lyrik zur Prosa, vom Sachmanuskript zu Romanvorlagen, von der Poesie über die Erotik zur Satire.



Wie sieht Dein Autorenalltag aus?

Ich habe keinen Autorenalltag. Ich lebe an sich und in allen Belangen im Hier und Jetzt, also auch mit dem Schreiben. Wenn mir was einfällt und wenn ich Zeit dafür habe, schreibe ich.
Ich habe auch relativ viel Zeit für mich. Einerseits bin ich Pensionistin und andererseits malt mein Mann. Wir nehmen uns also beide viel Zeit für unsere Kreativität. Außer in Zeiten von Lesereisen.



Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Lass uns bitte von Manuskripten reden, nicht von Büchern (sh. oben).
An meinen Krimis habe ich im Durchschnitt 3 Monate pro Fall geschrieben. Ich bin eine kontinuierliche Schreiberin. D.h. ich schreib eine Geschichte von Anfang bis zum Ende, und nicht dort ein Kapitel und da mal eins. Und deshalb ist es dafür am besten, wenn ich dranbleiben kann, damit ich den Faden nicht verliere. Es beschäftigt mich dann ja auch und eigentlich hat dann nix anderes daneben Platz. Und ich bin auch keine große Umschreiberin. Meine Erstmanuskripte gehen auch so ins Lektorat.
Meine früheren Gesellschaftsromane haben ein bisschen länger gedauert, jeder etwa ein halbes Jahr.



Wie sieht es bei Dir aus, von anderen Autorinnen weiß ich, dass sich manchmal Figuren in die Geschichte „mogeln“ die vorher so nicht geplant waren.

Ja, wenn man sich auf eine Geschichte einlässt, dann wächst sie von allein und da macht das Personal oft was es will.



Weißt Du bereits am Anfang, wie das Buch enden wird oder gibt es dort auch schon mal Überraschungen?

Ich weiß den Anfang und ich weiß, wo es herauskommen soll.
Ich weiß aber nicht, was dazwischen passieren wird.



Wer darf Deine Bücher als erstes lesen?

Mein Mann ist absoluter Erstleser. Und dann habe ich eine FreundInnengruppe, die selber AutorInnen sind und die bekommen auch immer alles. Und zwar in Häppchen. Also wie einen Fortsetzungsroman.
Das ist gut, da kann man den Spannungsbogen gut abschätzen. Wenn die schon warten und fragen …



Hast Du Kontakt zu Lesern und/oder Bloggern?

Hauptsächlich zu LeserInnen. Ich mache ja sehr viele Lesungen und da gibt es natürlich viel Kontakt.



Wie wichtig ist Dir der Kontakt?

Sehr! Das ist für mich eigentlich die Essenz am Schreiben und Veröffentlichen. Was soll ich veröffentlichen, wenn ich mich nicht über mein Geschreibsel austauschen kann? Dann bleibe ich beim Tagebuch. Deshalb liebe ich auch meine Lesungen so sehr.



Luise Pimpernell geht gerne in eine Buschenschänke (oder sollte ich Heurigen schreiben) und trinkt von dem guten Wein des Burgenlandes. Finde ich Dich da wieder?

Ich trinke ganz gern ein Glaserl Wein in Gesellschaft, bin aber keine große Heurigengeherin.
Ich werde oft gefragt, wieviel von mir in der Luise steckt. Und ich muss sagen, sehr wenig. ich habe sie mir eigentlich aus Plastilin geformt, wie man sagen könnte.
Wir haben nur eines gemeinsam: Die Lebenseinstellung - die Einstellung zum Menschsein und zur Verantwortung.



Hast Du neben dem Schreiben und den Lesungen, die Du machst, auch Zeit Bücher Deiner Kollegen zu lesen?

Ja. Ich lese immer im Bett vor dem Einschlafen.



Wenn ja, in welchem Genre liest Du am liebsten?

Unterhaltungsliteratur, die aber nicht zu flach sein darf. Und bitte keinen Kitsch!
Und auch psychologische Sachbücher.



Hast Du als Kind gerne gelesen? Wenn ja, an welches Buch erinnerst Du Dich besonders gut?

Ja, ich hab gern gelesen. Mein erstes eigenes Buch war "Nesthäkchen und ihre Puppen" von Else Ury.



Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen verstorbenen Autor würdest Du dann besuchen wollen und warum?

Ach, keinen Nur-Autor, sondern Erich Fromm, den großen Psychologen und natürlich auch Autor, dessen Büchern ich sehr viel zu verdanken habe.


Gerne frage ich meine Interviewpartner immer, was ihnen zu bestimmten Namen oder Begriffen einfällt, so auch Dich:


Ernest Hemingway
Der alte Mann und das Meer

Der Trotzkopf
Dass ich ihn nicht gelesen habe, weil ich ja ein "Nesthäkchen"-Freak war und mir das damals echt als Konkurrenz erschienen ist.

Christine Nöstlinger
Unbeugsame, aufrechte Kämpferin für Menschlichkeit.

Romy Schneider
Wunderschöne Frau, aber tiefunglücklich. Ich hätte nicht mit ihr tauschen wollen.



Nun habe ich Dich so viel  gefragt und bestimmt auch einiges vergessen, deshalb hier meine Bitte an Dich, was wolltest Du uns Leser schon immer mal sagen:

Es ist schwerer einen guten Unterhaltungsroman zu schreiben, als einen pseudoliterarischen.




Liebe Evelyne, ich bedanke mich vielmals bei Dir

Ich habe zu danken, liebe Ulla!


Nun möchte ich natürlich die Cover und Kurzbeschreibungen der beiden Krimis zeigen:


Tod eines Surfers 

Luise Pimpernell ermittelt am Neusiedlersee
Fall 1

Ein junger Surfer wird in der gemieteten Ferienwohnung im Hof eines Weinbauern, tot aufgefunden. Es sieht wie ein Unfall aus, doch Oberst Luise Pimpernell hat eine ihrer berüchtigten Intuitionen, die sie den Fall genauer überprüfen lässt. Der attraktive junge Mann war allerdings kein angenehmer Zeitgenosse. Weibergeschichten, Übergriffe unter Alkoholeinfluss und sogar Erpressungsversuche waren Bestandteil seines Lebens. Die kauzige Ermittlerin schlüpft durch die Risse der vordergründig so glatten Oberfläche ihres beschaulichen Heimatortes Schilfern am See, um den „Tod eines Surfers“ aufzuklären.





Tod eines Weinbauern

Luise Pimpernell ermittelt am Neusiedlersee
Fall 2

Jahrhundertschneefall in Schilfern. Nach Abtauen wird ein alter Weinbauer im Weinberg tot aufgefunden. Er wurde niedergeschlagen und ist erfroren. Mehrere Motive eröffnen sich, denn der Alte hatte ein nicht unbeträchtliches Vermögen und jedes seiner drei Kinder dafür andere Pläne. Auch der mögliche Pachtwechsel sorgte für Zündstoff.


Mehr Infos zu beiden Büchern: klick hier



Und wer nun noch mehr über die Autorin erfahren möchte, kann dies auf folgenden Seiten:

Autorenhomepage: klick hier
Luise Pimpernell: klick hier
lintschis filosofium: klick hier