Liebe Alexandra,
ich freue mich, dass Du mir Fragen beantworten möchtest. Du
gehörst von allen Autoren, die ich interviewen möchte, zu den wenigen, die ich
leider noch nicht persönlich kennen gelernt habe. Aber ich hoffe, dass wir uns
auf irgendeiner Buchmesse mal begegnen werden.
Natürlich versuche ich im Vorfeld so viel wie möglich über
die Autoren zu erfahren, damit ich auch gezielt Fragen stellen kann. Dabei habe
ich festgestellt, dass wir Kontakt zueinander aufgenommen haben, nachdem ich im November 2014 eins Deiner Bücher gelesen und rezensiert habe. Inzwischen habe ich von den
bereits erschienen vier gelesen und ich gestehe, dass ein Buch schon ungeduldig
wird, denn es schlummert schon länger auf meinem Reader.
Hallo liebe Ulla
Ich freu mich sehr,
Deine Fragen zu beantworten. Dann leg mal los!
Ja, gerne, denn nun habe ich mich lange genug mit der Vorrede
aufgehalten und will dann mal durchstarten.
Liebe Alexandra, Dein erstes Buch „Ein Bett in Cornwell“ ist
2014 erschienen, also vor gar nicht allzu langer Zeit. Wie bist Du auf die Idee
gekommen, Bücher zu schreiben?
Geschichten geisterten
schon immer in meinem Kopf herum … Ich bin und bleibe wohl eine Träumerin. Mit
Schreiben begann ich erst so mit fünfundzwanzig. Meine erste tatsächlich zu
Ende geschriebene Geschichte habe ich aber niemandem zum Lesen gegeben *lach*, das
wäre eine Zumutung gewesen. Meine Leidenschaft für England erwachte, als ich
nach meiner Berufslehre für drei Monate in London eine Sprachschule besuchte.
Ich mochte den englischen Humor und all die netten Leute, die ich kennengelernt
habe. Aber eine richtige Britoholikerin wurde ich erst mit der Übernahme des
eigenen Gartens und mit den ersten Reisen auf der Insel. London ist ja ganz
nett, aber das Land außerhalb der Stadt: WOW!
Auf die Idee Bücher zu
schreiben kam ich ganz einfach, weil ich meine zusammengeträumten Geschichten
nicht vergessen wollte. Ja, „Ein Bett in Cornwall“ habe ich in erster Linie für
mich selbst geschrieben. Und weil ich eben wirklich mal mein eigenes Buch in
den Händen haben wollte, bat ich eine befreundete Bloggerin es für mich zu
korrigieren (meine Rechtschreibung ist leider ziemlich kreativ). Anschliessend
wollte ich es bei einer Druckerei für mich drucken lassen. Wo es dann schon mal
korrigiert war und die nette Bloggerin mir auch noch Dampf unterm Hintern
gemacht hat, habe ich es ein paar Agenturen und Verlagen geschickt. Der Rest
ist Geschichte und unheimlich viel Glück.
Hast Du vorher schon mal mit dem Gedanken gespielt?
Als ahnungslose aber
willige Gärtnerin begann ich bei einem Gartenforum mitzuschreiben. Die netten
Damen aus dem Forum liessen öfters mal den Spruch fallen: Mensch, schreib doch
mal ein Buch. Mädels, das hätte ich dann nun getan J.
Später begann ich
einen eigenen Gartenblog zu schreiben und durfte dann auch für das
Gartenmagazin „Schweizer Garten“ die monatliche Kolumne übernehmen. Das hat
richtig Spass gemacht! Vermutlich wurde ich so sanft zum Schreiben verführt.
Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, welche Bücher?
Oh ja! Ich gehörte zu
den Kindern, die Bücher nur so gefressen haben. Besonders beeindruckt hat mich
Michael Endes „Die unendliche Geschichte“. Nicht etwa weil ich das Genre
Fantasy gemocht hätte, sondern weil der lesende Junge, Bastian, Teil der
Geschichte wurde. Das war doch auch mein Traum! Gut, ich hätte mich jetzt aber
lieber in eine Geschichte von Berte Bratt oder Enid Blyton hineinziehen lassen
wollen … Ich frage mich bis heute, warum der Mensch zum Mond fliegen kann, aber
es nicht hinkriegt, einem in eine Geschichte hineinzubeamen. Strengt Euch mal
ein bisschen an, Ihr Wissenschaftler da draussen.
Hast Du Autorenvorbilder?
Katie Fforde, Robin
Pilcher (ja der Sohn, nicht die Mutter), Barbara Delinsky und Nora Roberts. Ich
mag es, wie sie es schaffen, Kopfkino zu zaubern und einem für Stunden in eine
andere Welt zu entführen. Ein Happy End ist für mich ein Muss. Es gibt genug
Trauriges im realen Leben. Pssst … ich lese meistens auf den letzten Seiten
nach, ob eine Geschichte gut ausgeht. Bei Nora Roberts mag ich es, wie sie
Abenteuer, Liebe und Thriller vermischt.
Ich habe gelesen, dass Du mit Begeisterung auf die britische
Insel fährst und Deine Geschichten spielen sich dort auch überall ab. Hast Du
Dir schon mal Gedanken gemacht, Handlungen in der Schweiz anzusiedeln?
Hmm, also die Schweiz
ist ein ganz wunderbares Land, und ich bin glücklich und dankbar, hier geboren
zu sein. Aber … und nun kommt’s J … die Schweiz ist für
mich eben Alltag. Und zum Träumen und Schreiben muss ich dem Alltag entfliehen.
Ich brauche weite hügelige Landschaften, das Meer und Himmel ohne Ende. Ich
brauche auch diese überaus freundlichen Menschen, die einem auch dann zu Tee
und Kuchen einladen, wenn man völlig verregnet und in Fahrradklamotten vor der
Kirche steht, um da das Unwetter auszusitzen und ich brauche einfach diesen
goldig-kauzigen Humor. Ich weiss, auch in England laufen Stinkstiefel herum,
aber zu meinem Glück, bin ich diesen noch nicht begegnet. In drei meiner bisher
veröffentlichten Romanen spielt die Schweiz zudem schon auch eine Rolle … gut,
eine Nebenrolle, aber immerhin *schmunzel*.
Deine Geschichten spielen sich alle in der Gegenwart ab,
aber gerade besondere Gegenden in England und Schottland haben in meiner
Vorstellung etwas mystisches, kommt Dir da nicht die Idee in einem anderen
Genre ein Buch zu schreiben?
In „Die Rosen von
Abbotswood Castle“ habe ich das Mystische in Form eines Gespenstes einfliessen
lassen. Ja, man kommt in Schottland tatsächlich an keinem Schloss ohne
Gespenstergeschichte vorbei. Eigentlich grusle ich mich vor Gespenstern und
dergleichen (ich bin wirklich ein Schisserchen, was das anbelangt und kann noch
nicht mal die Komödie „Der Tanz der Vampire“ anschauen). Aber gerade im Schloss
Glamis Castle wurden die Geschichten so warmherzig und lustig erzählt, dass man
beinahe gerne eines getroffen hätte. Tatsächlich ist mir in diesem Schloss auch
die Idee zur Rose gekommen, die sich ständig aus dem Fenster stürzt. Ich mag
es, die Genres ein wenig zu mischen.
Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen Autor
würdest Du gerne mal besuchen?
Astrid Lindgren. Ich
weiss, da müsste ich nicht weit in die Vergangenheit reisen, aber ich mag
Zeitmaschinen eh nicht so gern.
Mir gefällt Astrid
Lindgrens Humor, und wie sie sich für die Rechte der Tiere und der Kinder
eingesetzt hatte. Wer mit achtzig Jahren mit ihrer Freundin noch ein
Wettklettern auf einen Baum veranstaltet und meint: „Es gäbe kein Verbot, das
alten Weibern verbiete auf Bäume zu klettern“, der hat mein Herz im Sturm
erobert. Ich hoffe, ich kann das mit achtzig auch noch. Meiner Freundin rate
ich jetzt schon, sich mal vorzubereiten … obwohl sie ist jünger als ich und
wird das locker hinbekommen.
Wenn ich da richtig gelesen habe, hast Du auch einen
Brotjob, ist das richtig? Wie vereinbarst Du das zeitmäßig mit dem Schreiben
Deiner Bücher?
Puh, frag bloss nicht!
Solange ich im Prozess des Schreibens bin, klappt das super mit meinem Brotjob.
Aber wenn es dann um die Endarbeiten geht - nach dem Lektorat und Korrektorat -
und der Terminplan eng gesteckt ist, geht’s echt an die Substanz. Da heisst es
manchmal einfach, ohne Pause durchzuackern: arbeiten, schreiben, essen,
schlafen… Letzteres geht dann meistens noch schlechter als sonst, weil einem
ständig die Geschichte im Kopf herumgeistert. Und nach jedem Buch sage ich mir,
jetzt lege ich eine Pause ein. Das hält dann meistens eine Woche an und schon
sitze ich an der nächsten Geschichte :o). So ist das eben mit Suchtgefährdeten.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Unspektakulär. Meistens
stehe ich morgens um Viertel nach fünf Uhr auf, damit ich um sieben Uhr bei der
Arbeit bin. Zwischen fünf und sechs Uhr abends komme ich wieder nach Hause.
Dann werden zuerst der Herr Kater und Herr Kaninchen mit Futter versorgt, dann kriegen
auch der Göttergatte und meine Wenigkeit etwas zu essen. Später wird der
Bürokram erledigt und, wenn ein Abgabetermin ansteht, korrigiere ich bis mir
die Augen zufallen. Ansonsten guck ich ganz gerne mal etwas TV oder lese ein
Buch. Sobald es die Temperaturen zulassen, verbringe ich die Abende gerne auch
im Garten, um noch etwas zu jäten oder zu schnippeln. Das ist übrigens eine
gute Anti-Aggressions-Therapie. Wen genau ich da nämlich aus der Erde ziehe
oder wem ich gerade den Kopf abschneide, ist jeweils mein persönliches Geheimnis.
Du fragst Dich jetzt
vielleicht: Aber wann schreibt sie denn? An meinem freien Tag in der Woche, am
Wochenende, in den Ferien, und seit ich die präsenile Bettflucht habe, auch
gerne mal um zwei Uhr morgens im Bett. Ich sass schon frierend auf den Azoren
in einem Bungalow mitten im Wald, auf dem Sofa, wo ich in Gesellschaft eines
Nachtfalters an der Decke und unheimlichen Geräuschen vor der Tür, die Nacht
hindurchschrieb. Einfach weil ich nicht schlafen konnte. Eine Liebesszene wurde
das aber nicht, das sage ich Dir.
Hast Co-Autoren oder lässt Du Deine Bücher von anderen schreiben 😉
Es ist nur ein übles Gerücht, dass mein Kater die Geschichten schreibt, aber ich werde zumindest von ihm genau überwacht.
Es ist nur ein übles Gerücht, dass mein Kater die Geschichten schreibt, aber ich werde zumindest von ihm genau überwacht.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
Normalerweise brauche ich etwa ein halbes bis ein Jahr um eine Geschichte zu Ende zu schreiben. Aber die eigentliche Arbeit fängt ja dann erst an: korrigieren, korrigieren und noch mal korrigieren. Das liegt vermutlich daran, dass ich eine etwas chaotische Schreiberin bin. Ich schreibe nämlich einfach drauflos und lasse mich von meinen Helden und Heldinnen überraschen.
Normalerweise brauche ich etwa ein halbes bis ein Jahr um eine Geschichte zu Ende zu schreiben. Aber die eigentliche Arbeit fängt ja dann erst an: korrigieren, korrigieren und noch mal korrigieren. Das liegt vermutlich daran, dass ich eine etwas chaotische Schreiberin bin. Ich schreibe nämlich einfach drauflos und lasse mich von meinen Helden und Heldinnen überraschen.
In den letzten Jahren ist jedes Jahr ein Buch erschienen,
ich gehe einfach mal davon aus, dass Du reichlich Ideen hast. Wie sieht das bei
Dir aus, schreibst Du ein Buch ohne Dich ablenken zu lassen, oder kommen
während des Schreibens schon die nächsten Ideen?
Es ist so eine Sache
mit der Inspiration: Die kommt immer dann, wenn man nicht danach fragt.
Aber immerhin rennen
mir die Ideen nicht gleich wieder weg. Sie bleiben bei mir und reifen noch ein
wenig, bis ich Zeit für sie habe. Im Moment geistern mir Ideen für zwei weitere
Geschichten im Kopf herum.
Wer darf Dein Buch als erstes lesen?
Meine Freundin Caro
und meine Testleserinnen. Eigentlich sind die drei wirklich bemitleidenswerte
Leserinnen, da sie bereits die zweite oder dritte Fassung eines neuen Romans
erhalten und die ist wirklich in der Regel noch Schrott. Aber ihre Hinweise
sind für mich sehr hilfreich. Ich muss meine Romane insgesamt gut sechs bis
acht Mal lesen, bis das Endprodukt steht.
Wir haben ja mit Hilfe von Facebook zueinander gefunden, wie
wichtig sind Dir die Social Medien?
Ich schätze die sozialen
Medien, weil sie auf eine einfache Weise den Kontakt zu den Leserinnen und
Lesern ermöglichen. Auch für den Austausch mit Autorenkolleginnen oder mit so
netten Buchbloggerinnen wie Dir, ist es praktisch. Natürlich hoffe ich, Dich
auch mal live und in Farbe kennenlernen zu dürfen. J
Nun wohnst Du ja sehr weit weg und ich glaube in der Schweiz
finden keine Buchmessen statt, aber ich frage mich, ob Du dort Lesungen geben
kannst. Ich meine ist da Interesse vorhanden oder eher nicht üblich?
So grosse Messen wie
bei Euch die Frankfurter oder Leipziger haben wir hier in der Schweiz tatsächlich
nicht. Aber Lesungen gibt es durchaus. Allerdings muss ich ehrlich gestehen,
dass mir etwas davor graut, selbst eine Lesung zu geben. Ich bin eine
Schreiberin, keine Rednerin. Das heisst, ich schreibe am liebsten einfach so
vor mich hin, und wenn ich vor Leuten sprechen soll, sterbe ich tausend Tode. Nun
springe ich trotzdem demnächst über meinen Schatten und werde an einer kleinen
privaten Lesung so eine Art Survival Training für schüchterne Autorinnen
ablegen. Falls danach also kein Roman mehr erscheint, wisst Ihr, dass ich es
nicht überlebt habe.
Ich habe jetzt jede Menge gefragt, weiß aber, dass ich
bestimmt mal wieder etwas vergessen habe, deshalb bitte ich Dich, hier einfach
zu schreiben, was Du uns Lesern schon immer mal mitteilen wolltest.
Hmm, was ich den
Lesern schon immer mal mitteilen wollte? Da gibt es eigentlich nur etwas:
DANKE! Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt für all die Geschichten, die wir
Autorinnen und Autoren mit viel Herzblut niederschreiben. Dass Ihr geduldig mit
uns seid, wenn die Heldin oder der Held mal nicht so handelt, wie Ihr es Euch
erhofft habt, dass Ihr mit uns lacht und mit uns weint. Nur dank Euch werden
unsere Geschichten in die Welt hinausgetragen und finden andere Leser, die sich
damit ein paar schöne Stunden machen können. Mein Ziel ist es, Euch zu
unterhalten … nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Gerne bitte ich meine Interviewpartner mir zu Namen oder
Begriffen etwas zu sagen:
Johanna Spyri:
Lach, Heidi und der
Geissenpeter. Ich glaube, das waren die ersten Bilderbücher nach Johanna Spyri,
die meine Eltern mir als Kind gekauft haben. Ich hab’s geliebt und mit der
Heidi mitgelitten.
Enid Blyton:
Seufz, ich hätte so
gerne mit George (Georgina) und ihrem Hund all die Abenteuer miterlebt. Und ja,
in George sah ich immer ein wenig mich selbst: Lieber auf Bäume klettern und Geheimnisse
aufdecken, als mit Puppen spielen.
Die drei Musketiere
Da mochte ich die
Filme unglaublich gerne. Wer hat nicht auch den D’Artagnan angehimmelt? Auch
hier wäre ich lieber mit den drei Musketieren auf einem Pferd losgeprescht, als
in dem hübschen Kleidchen der Königin herumgewandelt. Dass ich nicht reiten
kann, hätte allerdings ein Problem werden können *lach*.
Liebe Alexandra, ich möchte mich vielmals bei Dir bedanken,
dass Du Dir die Zeit genommen hast.
Sehr gerne, liebe
Ulla. Es war mir eine Ehre. Herzlichen Dank an Dich, dass Du uns Autorinnen mit
Deinen Rezensionen so toll unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich und da
steckt eine Menge Arbeit drin. Ich hoffe, wir treffen uns mal an einer Messe
und haben Zeit für einen kleinen Schwatz.
Diese fünf Bücher sind bereits erschienen und mehr Informationen gibt es auf der
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