Liebe Doro,
ich freue mich, dass Du Dich meinen Fragen stellst. Wir
beide sind uns persönlich noch nicht begegnet, aber irgendwann wird es mit
Sicherheit mal klappen. Auf jeden Fall war unser schriftlicher Austausch bisher
immer sehr interessant. Im August 2014 habe ich zum ersten Mal ein Buch von Dir
gelesen im April 2015 habe ich an einer Blogtour für ein Buch von Dir
teilgenommen. Besonders bei den Vorbereitungen einer Blogtour lernt man sich
etwas besser kennen. Aber es gibt noch
so viele Fragen, die ich stellen möchte.
Dein Debütroman hatte den Titel „Conny und die Sache mit dem
Hausfrauenporno“ . Wie bist Du auf diesen Titel gekommen?
Die Hauptfigur hieß Conny und sie schreibt unter einem
Pseudonym Erotikromane à la »Shades of Grey«. Ihr Verleger nennt dieses Genre
salopp »Hausfrauenporno«. Ich wollte, dass der Titel witzig klingt, also habe
ich das mit hineingenommen. Außerdem klang es dann wie eine kleine lustige
Anspielung auf die Conni-Kinderbücher.
Und wie bist Du auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?
Ich habe immer schon gern Geschichten, Gedichte, Märchen und
Fan Fiction geschrieben - nur für den Hausgebrauch. Inspiriert hat mich dazu
auch quasi meine Oma. Die musste als junge Frau mal eine längere Zeit das Bett
hüten. Da hat sie sich ihre Schreibmaschine geschnappt und hat einen Kurzroman
geschrieben. Das war im Grunde eine Romanparodie auf diese Schicksals- und
Liebesromane. Dabei hatte sie den Ehrgeiz, auf jeder Seite mindestens einen
Schrei einzubauen. Dass sie so etwas konnte, habe ich immer bewundert. An
Romane habe ich mich aber erst spät herangetraut. Das erste längere Werk, das
ich verfasst habe, hatte etwa 50 Seiten und war eine Fanfiction, die ich für
eine Freundin verfasst habe. Da habe ich mich also langsam herangetastet, bis
ich irgendwann den Mut hatte, mal etwas bei einem Verlag einzureichen.
Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, erinnerst Du
Dich noch an Buchtitel?
O ja! Gerne und viel. Alle drei Fragezeichen, Trixie Belden,
dann die Bücher von Otfried Preußler (Die kleine Hexe, Das kleine Gespenst
etc.), Astrid Lindgren, Enid Blyton. In meiner Jugend waren diese
Katastrophen-Bücher modern. Davon habe ich vermutlich ein klitzekleines Trauma.
Die letzten Kinder von Schewenborn, Die Wolke und so etwas. Dann habe ich noch
gern Die dreibeinigen Wächter gelesen und die Fantasy-Bücher von Susan Cooper,
die sich alle um die Artus-Legende drehen (z.B. Bevor die Flut kam). Mit etwa
12 Jahren habe ich mehrfach »Ayla und
der Clan des Bären« gelesen. Das war aber eigentlich für Erwachsene und ich
durfte es in der Bibliothek nicht ausleihen. Später als Jugendliche habe ich
dann Hesse verschlungen.
Unter dem Namen Katharina Stiller schreibst Du Jugendbücher,
bisher sind zwei erschienen, eins davon habe ich auch gelesen. Hast Du noch
weitere Bücher geplant.
Im Prinzip schon. Eines sollte eigentlich im Frühjahr 2018
kommen, da wurde dann aber im Programm geschoben und jetzt kommt es
voraussichtlich im Herbst 2020. Dann habe ich noch eine Trilogie in Planung,
die in Richtung Urban Fantasy geht. Da prüfen aktuell ein paar Verlage (=
Daumen drücken!). Eine Jugendbuchreihe - ein Gemeinschaftsprojekt mit
befreundeten Autorinnen - ist zumindest als Konzept schon mal ausgearbeitet.
Aber auch da müssen wir noch einen Verlag finden. Und ich habe da noch eine
Kinderbuchidee, die darauf wartet, dass ich irgendwann mal Zeit für sie habe.
Bisher hast Du Liebesromane und Jugendbücher geschrieben,
möchtest Du vielleicht noch in einem anderen Genre Bücher schreiben, wie Krimi
oder Fantasy?
Schon geschehen. :) Mein Krimi liegt noch bei zwei Verlagen
zur Prüfung und ich hoffe, dass er bei einem davon erscheinen darf. Leider
heißt es jetzt aber erst einmal wieder Warten. Einen weiteren Krimi schreibe
ich jetzt gerade. Es ist quasi ein Spin-Off zu meinem historischen Liebesroman,
spielt drei Jahre später und hat eine der Nebenfiguren aus »Lehrstunden des
Herzens« zur Hauptfigur. Diese wird dann zur unfreiwilligen Ermittlerin in
einem Mordfall. Und Fantasy wäre dann die Jugendbuchtrilogie, die ich in
Planung habe. Mein Problem ist immer: zu viele Ideen, zu wenig Zeit.
Wenn ich das richtig gelesen habe, dann bist Du noch als
Lehrerin tätig. Das heißt nebenbei schreibst Du Bücher?
Jain. Bis vor kurzem habe ich das noch nebenbei gemacht. Das
war ein kleiner Teufelskreis. Durch den Job konnte ich nicht in der Frequenz
schreiben, die es braucht, um davon leben zu können. Aber solange ich nicht
davon leben kann, braucht es ja im Prinzip noch den sicheren Job. Im Februar
habe ich dann den Sprung gewagt und mich selbstständig gemacht. Drei bis fünf
Jahre gebe ich mir, um »abzuheben« (oder auch nicht). Ich schreibe jetzt
hauptberuflich, gebe Schreibkurse/-workshops, biete Lektorat, Korrektorat und
Übersetzungen an und hoffe, dass es nach der gesetzten Frist trägt und ich davon
leben kann. Irgendeinen Vorteil musste es ja auch mal haben, dass ich nicht
verbeamtet war. So konnte ich kündigen und kann mich - sollte es mit dem
Schreiben dann doch nicht klappen oder mir die Ideen ausgehen - auch zu einem
späteren Zeitpunkt wieder als Lehrerin bewerben.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
Das ist sehr unterschiedlich, aber so ca. drei Monate.
Manchmal geht es auch schneller.
Wie sieht Dein Alltag aus?
Ich stehe morgens auf, mache die Kinder fertig für Schule
und Kindergarten, räume auf, was noch so rumliegt, und mache, was im Haushalt
noch anliegt. Dann setze ich mich an den Rechner, mache zwischendurch kleine
Pausen, in denen ich auch noch andere Dinge erledige oder mal spazieren gehe
und dann hole ich die Kinder ab und verbringe den Nachmittag damit, sie davon
abzuhalten, dass sie sich gegenseitig umbringen. Also im Prinzip habe ich eine
Halbtagsstelle - nur eben selbstständig.
Wenn ich ganz ganz diszipliniert bin - ich hoffe, das schaff ich bald wieder - stehe ich ganz früh auf, mache Frühstück für die Kids, Pausenbrot für den Großen, schreibe schon mal etwas, gehe dann joggen, dusche und schreibe dann weiter, bis ich die Kinder holen muss. Da ich jetzt wegen einer OP länger keinen Sport machen durfte, bin ich aus dieser Routine leider raus und muss, wenn ich wieder darf, dann erst einmal gegen den fiesen inneren Schweinehund ankämpfen. :)
Wenn ich ganz ganz diszipliniert bin - ich hoffe, das schaff ich bald wieder - stehe ich ganz früh auf, mache Frühstück für die Kids, Pausenbrot für den Großen, schreibe schon mal etwas, gehe dann joggen, dusche und schreibe dann weiter, bis ich die Kinder holen muss. Da ich jetzt wegen einer OP länger keinen Sport machen durfte, bin ich aus dieser Routine leider raus und muss, wenn ich wieder darf, dann erst einmal gegen den fiesen inneren Schweinehund ankämpfen. :)
Wer darf Deine Bücher als erstes lesen?
Meine Freundinnen Kari, Evelyn und Angelika (wenn sie Zeit
haben), meine Mutter und - wenn er mag - mein Mann.
Wie kommen die Ideen zu Dir?
Auf unterschiedlichen Wegen. Man sieht/hört/oder liest
etwas, das sich als Idee festsetzt, manchmal springen die Ideen einen auch
einfach an und man weiß nicht, woher oder wieso. Manchmal liest man kuriose
Schlagzeilen oder belauscht in der Bahn ein Gespräch, das Ideen freisetzt. Es
entstehen auch Ideen in meinen Schreibworkshops.
Werden sie irgendwie festgehalten?
Aber sicher. Notizbuch oder auch gern die Aufnahmefunktion
am Handy bzw. die Memos. Oder ich kritzle die Idee schnell auf irgendeinen
Zettel, den ich finde.
Die übertrage ich dann in ein Dokument auf meinem Rechner. Dafür habe ich einen speziellen Ordner. Das ist quasi mein »Eisschrank«, indem ich die Ideen aufbewahre und sie rausholen kann, wenn ich Zeit habe oder etwas in der Richtung schreiben möchte/soll.
Die übertrage ich dann in ein Dokument auf meinem Rechner. Dafür habe ich einen speziellen Ordner. Das ist quasi mein »Eisschrank«, indem ich die Ideen aufbewahre und sie rausholen kann, wenn ich Zeit habe oder etwas in der Richtung schreiben möchte/soll.
Kann es passieren, dass Dir während des Schreibens bereits
Ideen für ein weiteres Buch einfallen?
Ständig. Ich schreibe ohnehin meistens parallel an zwei
Sachen. Deswegen ist es auch so schwer zu sagen, wie lange ich für ein Buch
brauche.
Hast Du Zeit Bücher Deiner Kolleginnen zu lesen?
Leider viel zu wenig, aber ich versuche es immer. Gerade
arbeite ich mich zum Beispiel durch die Bücher meiner Kolleginnen von der
Romance Alliance. Es gibt einfach zu viele tolle Bücher, denn ich habe super
viele wahnsinnig talentierte Kolleginnen und Kollegen.
Du bist Mitglied in der Romance Alliance, möchtest Du uns
Lesern dazu etwas schreiben?
Die Gruppe ist entstanden, weil einige von uns alle beim
selben Verlag waren und eine gemeinsame Werbeaktion auf die Beine stellen
wollten. Damals hat Bettina Kiraly es dann in die Hand genommen, uns für eine
Adventskalenderaktion zusammenzutrommeln. Daraus hat sich dann eine immer
intensivere Zusammenarbeit und Autorinnenfreundschaft entwickelt. Wir haben
einen Chat, in dem wir Probleme und Ideen besprechen können und uns gemeinsame
Aktionen ausdenken. Dadurch dass jetzt viele von uns bei dp digital publishers
schreiben, hat sich eine Kooperation zwischen uns und dem Verlag ergeben. Wir
haben eine eigene Reihe von Kurzromanen namens Romance Alliance Love Shots. Das
sind alles kurze Geschichten, in denen die Liebe eine zentrale Rolle spielt und
in denen es ums Unterwegssein oder Reisen geht. Die Idee war, kurze, leichte
Lektüre für Reisen oder zum Beispiel das tägliche Pendeln zur Arbeit zu
schreiben.
Außerdem bist Du Mitglied bei DELIA – Vereinigung
deutschsprachiger Liebesromanautoren und –autorinnen, kannst Du uns dazu auch
etwas mitteilen?
Im Mai kann ich dazu bestimmt mehr sagen, denn dann war ich
das erste Mal bei den Delia Liebesromantagen dabei. Da freue ich mich schon
ganz riesig. Liebesromane werden ja gern ein bisschen mit Naserümpfen
betrachtet und ich glaube, dass eine Organisation wie Delia zeigen kann, wie
vielfältig dieses Genre ist, und dass längst nicht alles, wo »Liebe«
draufsteht, trivial oder kitschig sein muss. Da muss sich absolut keiner
schämen, weil er/sie Liebesromane schreibt oder liest.
Wie wichtig ist Dir die Zusammenarbeit mit Deinen
Kolleginnen
Sehr sehr sehr. Die RA ist mittlerweile wie eine zweite
Familie. Zwei meiner besten Freundinnen schreiben auch, da habe ich ohnehin
Austausch. Obendrein habe ich in Angelika Lauriel noch eine Kollegin gefunden,
die ähnlich tickt und mit der ich alles besprechen kann - beruflich wie privat.
Das ist ganz wichtig. Denn jammern können wir alle gut - und haben auch oft
Grund dazu. Die Branche kann verrückt sein und hart. Kontakte und Vernetzung
sind da extrem wichtig. Allein, damit man sich auch mal ungestraft ausheulen
kann. Ich habe aber auch einfach sehr viel von Kolleginnen lernen dürfen. Nicht
nur fürs Schreiben.
Planst Du einen Besuch auf der nächsten Buchmesse?
Klar. Hotel ist gebucht. Frankfurt, ich komme!
Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern und wie hältst
Du ihn?
Ich bin auf sozialen Netzwerken recht aktiv und komme
darüber mit Leserinnen und Lesern in Kontakt. Leider müsste man viel mehr Zeit
haben, um sich wirklich intensiv um all die tollen Menschen da draußen bemühen
zu können. Doch mein Tag dürfte auch so gern 48 Stunden haben. Kurzum, ich tu,
was ich kann und denke mir immer nette kleine Aktionen aus, um Leser
einzubinden.
Hast Du Klassiker gelesen?
Klar. Schon allein beruflich. Ich habe ja lange Deutsch
unterrichtet. Zwar an einem Berufskolleg, aber im Wirtschaftsgymnasium gab es
natürlich auch Literaturunterricht.
Gibt es ein Lieblingsbuch, das Du schon mehrmals gelesen
hast?
Nicht besonders originell, ich weiß, aber: Harry Potter 1-7.
Dann besagtes »Ayla und der Clan des Bären«, Hesses »Narziss und Goldmund« und
die Vampire Chronicles von Anne Rice (bis »Memnoch the Devil«, danach bin ich
irgendwie ausgestiegen).
Hast Du einen Lieblingsautor?
Nein, nicht direkt. Es gibt so viele tolle Kolleginnen und
Kollegen da draußen. Es gibt welche, von denen ich immer wieder gerne etwas
lese, aber einen »Lieblingsautor« in dem Sinne habe ich nicht. Außer vielleicht
Joanne Rowling - aber die ist ja so etwas wie eine Halbgöttin. Ich habe - mein
größter Schatz - eine signierte Ausgabe vom »Seidenspinner«, den sie unter dem
Pseudonym Robert Galbraith geschrieben hat. Das ist so etwas wie mein
Autorenglücksbringer.
Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor
würdest Du dann gerne mal besuchen?
Shakespeare. Über modernere Autoren hat man so genaue
Informationen und über Shakespeare liegt noch so vieles im Dunkeln. Das wäre
sicher spannend.
Ansonsten würde ich natürlich auch super gern Jane Austen besuchen, mit ihr Tee trinken und mir ein paar Tipps abholen, wie man so herrlich ironisch und pointiert schreiben kann.
Ansonsten würde ich natürlich auch super gern Jane Austen besuchen, mit ihr Tee trinken und mir ein paar Tipps abholen, wie man so herrlich ironisch und pointiert schreiben kann.
Habe ich bei meinen Fragen etwas vergessen? Hier hast Du die
Möglichkeit uns Lesern das mitzuteilen, was Du schon immer mal loswerden wolltest.
Habt eure Autoren lieb, sie sind auch nur Menschen. Wenn
euch ein Buch gefallen habt, schreibt eine (ganz kurze) Rezension oder uns eine
Mail/einen Brief. Da geht das Herz auf und ihr helft uns. Wenn euch ein Buch
nicht gefallen hat, zerreißt uns auch nicht in der Luft, sondern denkt bei
eurer (berechtigten) Kritik daran, dass wir Liebe und Arbeit in das Buch
gesteckt haben. Und: bitte kauft eure Bücher im Buchhandel. Ob on- oder offline
- aber bitte nicht bei Piratenseiten. Wir müssen davon leben und das ist
verdammt schwer.
Ich stelle in meinen Interviews immer wieder gerne die
Frage, was einem zu folgenden Namen oder Begriffen einfällt:
Astrid Lindgren
Michel, Pippi, Die Brüder Löwenherz - meine Kindheit!
Vorlesestunde für meine Kinder.
Vom Winde verweht
Habe gleich die Titelmelodie der Verfilmung im Kopf. Aber
ich bin kein großer Fan.
Harry Potter
Joanne Rowling hat Kinder wieder ans Lesen gebracht! Allein
dafür gebührt ihr der Literaturnobelpreis. Jawohl!
Liebe Doro, ich danke Dir, dass Du Dir die Zeit genommen und
meine Fragen beantwortet hast.
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