Freitag, 6. März 2020

Autoreninterview - Katharina Mohini


Unsere erste Begegnung 
Buchmesse Leipzig 2019



Liebe Katharina,
vielen Dank, dass Du Dich bereit erklärt hast, meine Fragen zu beantworten. Ich schreibe ja zuerst immer, wie ich meine Interviewpartnerin kennen gelernt habe. Bei uns war es Zufall, man kennt jemanden, der jemanden kennt und die schreibt Bücher und sucht Blogger oder so ähnlich.  Auf jeden Fall ergab es sich, dass wir kurz vor der Leipziger Buchmesse 2019 in Kontakt traten und uns dort auf der Messe auch getroffen und gut unterhalten haben. Mit Begeisterung habe ich übrigens das Buch „Wandlungen – Das Geheimnis besonderer Frauen“ gelesen. Aber ich schweife schon wieder ab, eigentlich wollte ich Dir doch einige Fragen stellen.

Ja, das waren schöne Tage in Leipzig (wie wollen wir das nur bis zur nächsten aushalten?). Auf jeden Fall warst du mir gleich als Mensch sympathisch. Aber das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit.


Du hast ja auch eine besondere Wandlung durchgemacht und bist außerdem noch Autorin geworden. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?

Ich denke, dass das Schreiben mir schon immer im Blut lag. Nur habe ich eben viele Jahrzehnte damit zugebracht alles für die Schublade zu Schreiben. Für mich war es eine Flucht in ein Leben, das mir aufgrund meiner von der Öffentlichkeit zugedachten Rolle als Mann verwehrt geblieben war. Das ist erst anders geworden, als ich mit 50 Jahren plötzlich in den Abgrund gesehen und festgestellt habe, dass ich keine fünf Jahre weiterleben werde, wenn ich so weiter mache. Es war für mich der einsamste Schritt, aber auch der Wichtigste in meinem Leben. Du stehst wie nackt und gerade geboren da und stellst alles auf NULL. Familie, Freunde, Beruf und so vieles mehr. Und du hast keinen Anspruch darauf, dass all das, was du jemals erreicht hast bei dir bleiben wird. Heute nach acht Jahren kann ich sagen, dass diese Entscheidung die Wichtigste und Richtigste war, die ich je getroffen habe. Zu wissen, dass man zu den wenigen Menschen gehören darf, die das „Wesen Mensch“ von beiden Seiten kennenlernen durften. „Wandlungen – Das Geheimnis besonderer Frauen“ ist meine persönliche Aufarbeitung des Themas Transidentität.
Ach, ein kleines Geheimnis verrate ich euch: Keine „Seite“ ist perfekt und nur gemeinsam wird etwas Ganzes daraus. Gerade das, möchte ich in meinen Büchern beschreiben. Dreidimensionale Geschichten, mit den Gefühlen von Frau UND Mann. Meine Helden haben ihre Licht- aber auch ihre Schattenseiten, wie im wahren Leben. 
Sooo, jetzt muss ich bremsen, sonst wird das hier wieder ein Buch 😉


Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher erinnerst Du Dich?

Lesen gehörte zu meiner „Flucht“ vor der realen Welt dazu. In den Sechzigern auf dem Lande groß geworden, berufstätige Eltern, Großeltern weit fort und kaum Spielkameraden. Das prägt schon. Ich wollte unbedingt zur Schule um lesen und schreiben zu lernen. Das war super und schnell gelernt. Hm, irrtümlicherweise hatte ich da aber einen 9-Jahre-Vertrag geschrieben, der sich dann doch ziemlich hinzog.
An Büchern habe ich alles verschlungen, was mir vor die Augen kam. Ganz besonders erinnere ich mich an „Der erste Amerikaner“ von C.W. Ceram. Aber auch die Karl-May-Bücher, Pipi Langstrumpf und die ZACK-Comichefte.


Wenn ich das richtig sehe, hast Du noch einen Brotjob. Wann hast Du Zeit Bücher zu schreiben?

Ja, habe ich, denn vom Schreiben allein werde ich noch lange nicht leben können. Da meine Bücher keine Fast-Food-Geschichten sind habe ich zwar eine stetig wachsende aber noch überschaubare Anzahl von Fans und Lesern. Mein Brotjob ist Busfahrerin in Hamburg. Der ideale Platz um dem „Volk auf`s Maul zu schauen“. Ich arbeite gerne so. Und doch merkt man allmählich die nahezu 37 Jahre auf der Straße. Seit einem knappen Jahr bin ich nun in der Betriebslenkung auf dem Hamburger ZOB tätig. Eine sehr interessante, aber auch anstrengende Aufgabe, die wenig Zeit lässt sich auf das zügige Schreiben zu konzentrieren. Schreiben heißt da zwischen arbeiten – essen – schlafen. Und eben an den freien Tagen. Die Familie hat oft das Nachsehen.


Wie findest Du die Ideen? Wie werden sie fest gehalten?

Sie kommen und sind einfach da. Schöne Augenblicke, wundervolle Landschaften, ein kleiner Disput unter wildfremden Menschen. Ideen, die es wert sind und die einen packen, bleiben im Kopf. Wenn dann ein Rechner in der Nähe ist, wird wild drauflos geklöppelt. Bis irgendwann ein roter Faden draus geworden ist. Jaaa… und dann geht`s los … Bis meine Protagonisten nach 40 Seiten eh das Regiment übernehmen und mir sagen „Schreib du man und wir handeln“. Tja, manchmal frage ich mich dann wie ich die kleine Zimtzicke von Heldin da wieder hinaus bekomme, wo sie sich hineinlaviert hat.


Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Eher länger (siehe oben). An Wandlungen habe ich wohl 18 Monate gesessen und das war schon schnell. Bei meinem neuen „Dünenflimmern – Schatten der Vergangenheit“ (Arbeitstitel) werden es dann wohl ca. 6 Monate. Ich bewundere Kollegen/innen die 3 oder 4 Bücher im Jahr schreiben.


Ich weiß, dass Du im vergangenen Jahr längere Zeit in Dänemark warst und an einem Buch schreiben wolltest, hat es geklappt?

Für mein neues Buch habe ich es nun im letzten November/Dezember gewagt, einen unbezahlten Urlaub von sechs Wochen zu nehmen. In dieser Zeit habe ich mich von Familie, Freunde und Beruf abgeschottet und bin allein nach Dänemark in das Ferienhaus gefahren. Natürlich habe ich das Manuskript dort nicht fertig bekommen. Aber ich habe sehr viel für mein weiteres Leben gelernt und bin endlich wieder richtig geerdet. Ich hoffe, dass sich das in meinem neuen Roman wiederspiegelt. Obwohl … die Story wird weit hektisch-aufregender verlaufen, als meine vorherigen Bücher


Wann werden wir Leser mehr darüber erfahren?

Mit Glück geht das Manuskript im April ins Lektorat. Nach und nach werde ich jetzt Schnipsel streuen.


Wer darf Dein Buch als erstes lesen?

Mein Schwiegerpapa (mein größter Fan) und natürlich mein A-Team und die Bücherwürmer. Die Mädels sind oft auch meine treibende Kraft. Und natürlich so tolle Menschen und Blogger wie du es bist 😉


Bisher hast Du noch nicht viele Bücher geschrieben, hast Du noch einige in Planung?

Ohhh ja! Wenn ich nur die Zeit hätte zu schreiben. Ich habe eine Lovestory zwischen einer berühmten US-Schauspielerin und einem ziemlichen Eigenbrötler eingefroren. Und dann gibt es da noch eine interessante Story, die ich mein „Lebenswerk“ nenne. Daran schreibe ich wohl seit Mitte der 90èr Jahre. Nach „Dünenflimmern…“ will ich mich daransetzen und an die 1000 Normseiten lesbar machen. Das wird wohl eine Miniserie werden, die ich testweise erst einmal als eBook veröffentlichen will.


Da ich ja in erster Linie ein Fan von Krimis und historischen Büchern bin, interessiert es mich immer sehr, ob es Ideen gibt, mal in diesem Genre zu schreiben?

Knallharte Krimis … wohl nicht. Mein neustes Buch wird aber schon sehr in die Richtung gehen. Ein Attentat muss verhindert werden. Geheimnisvolle Frauen, die so einiges zu verheimlichen haben. Stalking ist auch ein Thema.
In meinen großen Schubladen liegen u.a. auch Anfänge zu Historischen Romanen. Unter anderem eine Holsteinische Familie, die in der Mitte des 19.Jahrhundert in die USA auswandern. Schließlich habe ich nahezu dreißig Jahre lang Familienforschung betrieben. Da bleibt schon etwas hängen. 
Jedoch habe ich ein großes Problem damit, über Protagonisten zu schreiben, die längst zu Staub zerfallen sind. Ich tauche während des Schreibens und beim Wachsen des Romans so sehr in die Rolle und die Handlung hinein, dass ich auch nach der Veröffentlichung oft an den Orten meiner Geschichten De-ja-vu-Erlebnisse habe.


Hast Du selber Zeit Bücher zu lesen?

Leider viel zu selten!!!! Es gibt so viele tolle Bücher von Selfpublisher-Kollegen/innen die ich gern lesen und rezensieren möchte. Mittlerweile hat es sich so eingebürgert, dass ich für 1-1,5 Stunden in die heiße Badewanne flüchte, um dort die Ruhe dafür zu finden. Schlimm näch? Aber ich bin ein reinlicher Mensch geworden 😊.


Gibt es ein Buch, dass Du schon immer mal lesen wolltest, aber bisher noch nicht dazu gekommen bist.

Da gibt es so einige! Ganz oben liegt jetzt „George“ von Alex Gino. Ein transidentes Schicksal aus der Sicht eines Kindes. Auch wenn ich weiß, das vielleicht alte Wunden wieder aufgerissen werden, ist es so wichtig, dass auch in der heutigen Zeit viel mehr darüber gesprochen und geschrieben wird. Diese Kinder haben einen Recht darauf, so leben zu dürfen wie es ihre Natur ist. Zu vieles ist auch heute noch im Argen. Auch und besonders in einem so offenen Land wie dem unseren.


Nenne mir Deine absoluten Lieblingsbücher:

„Das große Glück kommt nie allein“ von Kaysa Ingemarsson
„Das Lächeln der Frauen“ von Nicolas Barreau
und die Bücher meiner beiden Kolleginnen
„Memories of your Smile“ von Tamara Leonhard und
„Tage wie Türkis“ von Jennifer Hilgert


Auf den Messen habe ich Dich meist an dem Stand vom Selfpublisher Verband angetroffen, fühlst Du Dich dort gut aufgehoben?

Es ist sooo wichtig, dass gerade wir Selfpublisher, oder freie Autoren wie ich mich lieber bezeichne, eine möglichst große Aufmerksamkeit in der Literaturwelt bekommen. Wir sind oft besser als der Ruf, der uns oft noch vorauseilt. Über den Verband kann man sich weiterbilden und mit Kollegen austauschen und so vieles mehr.


Hast Du irgendwann mal bereut, den Autorenweg eingeschlagen zu haben?#

Ehrlich??? Nein, niemals bisher! Auch wenn ich meist noch draufzahle ist es für mich so, dass ich Menschen mit auf eine Reise nehmen und aus ihrem Alltag herausreißen kann. Mit jedem seiner Bücher wächst man selbst auf´s Neue. Jeden Tag lernt man etwas dazu. Mal schön, mal weniger schön. Ein großer Teil meines heutigen Wesens habe ich durch das Schreiben gewonnen. Warum sollte man das bereuen?


Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen Autor würdest Du gerne besuchen und warum?

Thomas Mann wäre bestimmt ein toller Gesprächspartner. Ich denke, er hat weit ausholend geschrieben und ist manchen spöttischen Bemerkungen begegnet. Wir würden uns gut darüber unterhalten können, was an einer Story für die Leser wichtig ist und was „to much“.


Nun habe ich wie immer, sehr viel gefragt und bestimmt wieder etwas vergessen, deshalb gebe ich Dir hier die Möglichkeit uns Lesern das zu schreiben, was Du uns schon immer mal mitteilen wolltest.

Nun, da wäre natürlich immer wieder die gleiche allgemeine Bitte: Wenn ihr unsere Geschichten lest und sie euch im günstigsten Fall gefallen, dann tut es bitte überall kund. Es gibt so viele Bewertungsplattformen für eure Rezensionen. Es müssen keine Romane sein (dafür sind wir ja da, sie zu schreiben). Zwei drei prägnante Sätze reichen. Und vor allem seid dabei ehrlich – keine Gefälligkeitsrezis.
Wenn ihr wisst, dass eure Lieben und Freunde gerne lesen, dann setzt doch mal eure Lieblingsbücher von uns SPlern auf die Geschenkeliste.
Stürmt die Buchhandlungen und verlangt nach euren Lieblingsautoren. Wenn der Buchhändler dreimal die Woche ein Buch von der Mohini bestellen muss, dann legt er sich vielleicht einen kleinen Vorrat zu. Nur durch die optische Präsenz bekommen wir viele weitere Leser.
Und last but not least. Auch wenn es für die meisten von euch nicht zutrifft. Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist aus. Für ein gut hergestelltes Buch und einen selbstlaufenden Vertriebsweg, der dem Autor das flüssige Schreiben erleichtert, haben wir auch bei den Dienstleisterverlagen wenig Marge. 4-8% vom Kaufpreis sind hoch. Hört auf, die Bücher (besonders die eBooks) erst herunterzuladen wenn wir sie „verschenken“ müssen. Selbst nach der MwSt-Senkung bleiben für ein eBook von 1,99 € gerade einmal 67-72 Cent für uns übrig.


Zuletzt frage ich immer gerne nach, was einem zu Namen und Begriffen einfällt und das mache ich jetzt auch bei Dir:

Erich Kästner
Ein toller Autor, der mich durch die Kindheit begleitet hat und auch heute noch einer der ganz Großen ist.

Hummel Hummel 
Hahaha – ich sage nun „Moin Moin“

Enid Blyton
Wie zuvor bei Erich Kästner. Nur habe ich wenige ihrer Bücher gelesen. Und dann auch nur, aus oben aufgeführten Gründen, eher heimlich. War nicht gerade cool bei den Jungs damit anzugeben. 


Liebe Katharina, ich bedanke mich vielmals bei Dir.

Ich bedanke mich bei dir!!! Danke, dass du mir die Möglichkeit gegeben hast



Nun möchte ich auf die Bücher hinweisen, die von Katharina Mohini erschienen sind:



Wandlungen - Das Geheimnis besonderer Frauen

erschienen: 20. Februar 2019
Seiten: 464
Verlag: Books on Demand









Pflichtjahr bei Helena

erschienen: 12. Januar 2018
Seiten: 596
Verlag: tredition








Das Geheimnis der Stadtchronistin

erschienen: 21. April 2017
Seiten: 416
Verlag: tredition






Mehr zu den Büchern ist hier zu lesen:

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Und über die Autorin gibt es hier noch mehr zu lesen

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