Copyright Michael Magulski
Liebe Sina,
ich freue mich sehr, dass Du Dich meinen Fragen stellen
möchtest. Ich schreibe ja am Anfang immer gerne, wie ich meine Interviewpartner
kennen gelernt habe und an unseren Kontakt kann ich mich noch sehr gut
erinnern. Juli 2013, ich war noch eine „junge“ Bloggerin und las einen Aufruf
von Dir. Für Dein Buch „Mordsmöwen“ konnten sich Blogger bewerben und Du gabst
mir eine Chance, obwohl ich noch nicht lange dabei war. Das fand ich klasse und
das Buch hat mich damals wahnsinnig begeistert. Es ist ja wohl klar, dass ich
dann noch mehr Bücher von Dir gelesen habe und irgendwann haben wir uns auch
auf einer Buchmesse getroffen.
Sina Beerwald und ich
Buchmesse Frankfurt 2016
Als ich mich auf dieses Interview vorbereitet habe, konnte ich auf Deiner Homepage sehr viel über Dich erfahren und deshalb brauche ich gar nicht zu fragen, ob Du als Kind gerne gelesen hast. Vielmehr stellt sich mir die Frage, gibt es ein ganz besonderes Buch, an das Du Dich erinnerst?
Ich kann mich noch sehr gut an „Hase Hopphans“ erinnern, das steht bis
heute in meinem Bücherregal. Hinzu kommt von Tilde Michels „Gustav Bär erzählt
Gute-Nacht-Geschichten.“ Das kann ich heute noch auswendig, so oft habe ich die
Geschichte über die drei Wanderbären gelesen und vorgelesen bekommen.
Kam es damals auch vor, dass Du Bücher mehrmals gelesen hast?
Siehe oben :-) Tatsächlich hatte ich mit zwölf Jahren den Bestand an
Kinder- und Jugendbüchern unserer Stadtbücherei durchgelesen und das war kein
kleiner Bestand. Also habe ich in den kommenden zwei Jahren alle Bücher nochmal
gelesen, bin dabei wirklich systematisch von A-Z durch die Regale und mit
vierzehn Jahren war ich endlich alt genug, dass mir die Bibliothekarin auch den
Bestand für Erwachsene auszuleihen erlaubt hat. Was war ich stolz :-)
Ich habe ebenfalls gelesen, dass Du als Kind selber Geschichten
geschrieben hast, was für Geschichten waren das und gibt es sie heute noch?
Ja, eine dieser Geschichten gibt es heute noch. Mit Bleistift in ein
Schulheft geschrieben, rund dreißig Seiten, eine Fantasy-Geschichte. Dieses
Heft hüte ich wie einen Schatz, denn das war meine erste längere Geschichte,
die ich mit zehn Jahren geschrieben habe. Und damit wuchs mein Wunsch, eines
Tages ein Buch zu schreiben. In dem Alter habe ich mich auch eines schönen
Sonntags vor meinen Vater gestellt und ihm verkündet: Papa, ich werde mal
Schriftstellerin.“ Daraufhin meinte er nur: „Kind, lern du was Ordentliches“
Angefangen hast Du mit historischen Büchern und dann folgten die
Möwenkrimis. Ich finde es sehr interessant, weil es zwei so ganz
unterschiedliche Genre sind, die Du damit bedienst. Wie bist Du auf die Idee
gekommen?
Hinzu kommen noch meine Psychothriller :-) Und die Erlebnis-Reiseführer
für Sylt. Vier Genres, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich liebe
die Abwechslung, mag die Anforderungen jedes Genres. Tatsächlich verfolge ich aber
„nur“ meine Ideen. In welche Genre-Schublade die gehören, ist für mich
zweitrangig. Wichtig ist, dass ich die Geschichte unbedingt erzählen will.
So sehr ich Deine historischen und auch humorvollen Bücher ja mag, mein
Herz schlägt für die Mordsmöwen. Darf ich irgendwann mit einem weiteren Buch
rechnen?
Es sind bislang zwei Bände von den Möwen erschienen. „Mordsmöwen“ und
„Möwenalarm“. Und ich möchte nicht ausschließen, dass noch ein dritter Band
folgt.
Du hast Bibliothekswesen studiert, was natürlich mit Büchern zu tun
hat. Bist Du heute als solche noch tätig oder ist Dein Hauptberuf nun Autorin?
Seit zwölf Jahren bin ich hauptberuflich Autorin. Das war der
Zeitpunkt, als ich zwei Koffer gepackt habe und nach Sylt gezogen bin. Der
Sprung in die kalte Nordsee sozusagen. Ich landete zunächst in einem Zimmer im
Souterrain, die Matratze auf dem Boden und den Laptop auf den Knien. In den
ersten vier Jahren bin ich fünfmal umgezogen, und auch heute finanziert mir der
Verlag leider kein Reetdachhäusle. Aber ich bin auf meiner Herzensinsel
angekommen.
Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?
Na ja, auch eine Muse hat ihre Geschäftsstunden :-) Ich kann nicht
drauf warten, bis sie mich küsst. Ich sitze morgens ab 7 Uhr am Schreibtisch,
allerdings liebe ich es vor allem abends und nachts zu schreiben. Nur im Schein
der Schreibtischlampe, allein mit dem Manuskript. Wunderbar!
Wie findest Du die Ideen zu Deinen Büchern? Oder finden die Ideen Dich?
Wie werden sie festgehalten?
Die Ideen finden mich. Die Idee zu „Die Strandvilla“ und Moikens Café
in den Dünen bekam ich, als ich in einem historischen Reisebericht über
Westerland folgenden Satz las: „Ein eigenthümlicheres Café mag es auf Erden
kaum geben. Es herrschte eine clair obscour, eine Ruhe und Stille in dem
kleinen Häuschen. Ich ließ mich nieder und bat die Wirthin, die mit ihrer
Tochter ganz allein der Wirtschaft vorstand, mich durch eine Tasse Kaffee zu
erfrischen.“
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich für meinen Erlebnis-Führer „111 Orte auf
Sylt, die Geschichte erzählen“ schon viel recherchiert und plötzlich stand mir
meine Hauptfigur mit ihrer Tochter vor Augen. Es war ein Gefühl, als ob sie mir
ihre Geschichte erzählen will und ich musste sie nur noch aufschreiben.
Ideen halte ich meistens handschriftlich in einem Notizbuch fest. Wenn
ich das nicht bei mir habe, dann muss ich mir die Idee merken. Vergesse ich sie
wieder, dann war sie auch nicht tragfähig. Bilde ich mir zumindest ein :-)
Kann es vorkommen, dass beim Schreiben sich schon neue Ideen
„aufdrängen“
Ja, das war bei den Mordsmöwen der Fall. Diese Geschichte fiel mir ein,
noch während ich an meinem Psychothriller schrieb und ließ mich nicht los.
Eines Abends habe ich dann beschlossen, die Idee kurz zu skizzieren – und habe
erst am nächsten Morgen um sechs Uhr den Laptop zugeklappt. Das Ergebnis war
der komplette Handlungsentwurf für die Mordsmöwen und daran habe ich später
beim Schreiben auch nichts mehr verändert.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
Das ist ganz unterschiedlich. Zwischen einem und drei Jahre. Das hängt
vom Umfang und der Recherche ab.
Wer darf Dein Buch als erstes lesen?
Meine Mutter. An ihr ist eine Lektorin verloren gegangen. Sie ist auch
„schuld“, dass ich heute hauptberufliche Autorin bin. Ich wollte damals einfach
nur ein Buch schreiben, für mich allein, und wissen, ob ich das überhaupt zu
einem Ende bringe. Und dann ließ meine Mutter nicht locker, weil sie meinte,
das Manuskript müsse unbedingt zu einem Verlag. Ich entgegnete, dass sie den Roman
nur so toll findet, weil sie ihr Kind so furchtbar lieb hat und dann wollte ich
ihr schwarz auf weiß vorhalten, dass das allenfalls ein nettes Hobby ist, was
ihre Tochter da macht. Tja, das Ergebnis war ein Verlagsvertrag innerhalb
kürzester Zeit. Heyne griff zu, als das Manuskript gerade mal zur Hälfte fertig
war. Obwohl ich noch nie etwas veröffentlicht hatte. Ein Jahr später erschien
dann mein Debüt „Die Goldschmiedin“, ein historischer Roman.
Hast Du selber überhaupt noch Zeit, Bücher Deiner Kolleginnen und
Kollegen zu lesen?
Die Zeit nehme ich mir! Ich lese aber meistens ein Genre, in dem ich
gerade nicht schreibe.
Hast Du ein Autorenvorbild?
Keine lebenden. Vorbilder ist auch nicht das richtige Wort. Aber ich
mag zum Beispiel Hermann Hesse und Goethe sehr gern.
Gibt es ein Buch, dass Du schon immer mal lesen wolltest, es aber nie
geschafft hast?
Ein Buch?? :-) Hunderte!
Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit
würdest Du gerne besuchen und warum?
Goethe. Unbedingt. Ich würde gern mit ihm in seinem Gartenhaus an der
Ilm oder in sein Haus am Frauenplan sitzen und mit ihm einen Kaffee trinken.
Wobei, er würde wahrscheinlich zum Wein greifen. Ich wüsste zu gerne, ob er
sich über die heutigen Interpretationshilfen seiner Werke scheckig lachen würde
oder ob da was dran ist. Und mit seinem Schreiber Eckermann würde ich mich gern
unterhalten und ihn fragen, ob er immer alles so gut fand, was ihm Goethe in
die Feder diktiert hat. Ach, und wo ich schon mal in Weimar bin, würde ich
natürlich auch noch bei Schiller vorbeischauen.
Wie immer kann es passieren, dass ich nur meine Fragen stelle und etwas
vergesse, deshalb hast Du hier die Gelegenheit uns Lesern zu schreiben, was Du
uns schon immer mal mitteilen wolltest.
Ich möchte mich bedanken, bei meinen Lesern, die mir treu durch alle
Genres folgen. „Da steht Sina Beerwald drauf, das lese ich, obwohl das sonst
nicht mein Genre ist.“ Kann es ein größeres Kompliment geben? Danke dafür.
Danke überhaupt an alle Leser, dass ihr Bücher liebt und lest.
Und wie immer zum Schluss frage ich, was Dir zu folgenden Namen und
Titeln einfällt:
Enid Blyton – Hanni und Nanni,
Dolly, fünf Freunde, vorwärts und rückwärts gelesen.
Kalle Blomquist – das war mir als
junges Mädchen zu spannend, daran kann ich mich noch erinnern. Lach jetzt
nicht.
Werthers Leiden – Ich habe es
geliebt.
Liebe Sina,
ich bedanke mich sehr, dass Du mir dieses Interview gegeben hast
Ich danke dir, dass ich die spannenden und außergewöhnlichen Fragen
beantworten durfte. Das hat Spaß gemacht!
Stellvertretend für alle Bücher, die Sina Beerwald geschrieben hat, zeige ich hier das Cover des neuesten Buches:
Die Strandvilla - ein Sylt-Roman
erschienen: 2. März 2020
Seiten: 464
Verlag: Knaur
Wer noch mehr über die Autorin erfahren möchte, kann dies auf folgenden Seiten:
Homepage Sina Beerwald
Autorenseite bei Amazon