Liebe Stefanie,
ich danke Dir, dass Du Dich
meinen Fragen stellen möchtest.
Manchmal ist es schon witzig.
Schon länger dachte ich, dass ich kaum Autorinnen aus Düsseldorf und näherer
Umgebung kenne und siehe da, durch Zufall „finde“ ich immer mehr. Der Witz an
der ganzen Sache ist jetzt dabei, dass ich Dich auf der Buchmesse in Frankfurt wohl
getroffen habe, aber nicht realisierte, wo Du wohnst. Nun haben wir uns
inzwischen schon öfter getroffen, ob nun zufällig oder absichtlich und ich denke,
das wird auch nicht mehr abbrechen.
Das denke und hoffe ich auch!
Und ich danke dir für die Möglichkeit, mich hier auf deinem Blog vorstellen zu
dürfen.
Aber nun komme ich zu meinen
Fragen. Du schreibst unter zwei verschiedenen Namen, wie kam es dazu?
Meine erste Veröffentlichung,
Karriere im Kinderzimmer, ist ein autobiographischer, sehr persönlicher Roman
über das (mein) Mutterwerden und Muttersein. Ich wollte ihn damals nicht unter
meinem Klarnamen veröffentlichen, auch zum Schutz der Privatsphäre meiner
Familie. Inzwischen kennt natürlich fast jeder mein Pseudonym und es ist auch
nicht schlimm, damals brauchte ich aber diese kleine Anonymität noch. Für
meinen nächsten Roman habe ich dann ebenfalls dieses Pseudonym benutzt, weil es
ja schon einmal da war und ich darauf hoffte, dass Leser von Karriere im
Kinderzimmer auch nach Paradise Landing greifen würden. Das war natürlich
Unsinn, weil es ein völlig anderes Genre ist, aber damals war ich noch etwas
unerfahren.
Als ich dann die Magie der
Farben bei Amazon Publishing unterbringen konnte, waren sowohl der Verlag und
ich dafür, meinen Klarnamen zu nutzen. Und jetzt benutze ich beide
Autorennamen, um die unterschiedlichen Genres, in denen ich schreibe, klar
voneinander abzugrenzen.
Ich habe in Deiner originellen
Vita gelesen, dass tief in Dir viele Geschichten stecken, die geschrieben
werden wollen. Wann hast Du letztendlich damit angefangen?
Ich habe schon als Kind
Geschichten geschrieben und während meines Studiums der Literaturübersetzung mehrere
Anläufe gemacht, einen Roman zu schreiben. Hat nicht funktioniert, weil mir das
Handwerkszeug und wahrscheinlich auch die Reife und Ausdauer fehlte. Dann habe
ich lange, lange, viel zu lange Jahre gar nichts geschrieben. Eine Lebenskrise
hat mich dann endlich wieder auf meinen eigentlichen Weg (so sehe ich das
heute) zurückgebracht. Mit der Arbeit an meinem ersten fiktiven Roman (aus dem
jetzt mein neues Buch AM ENDE DER STILLE geworden ist), habe ich 2015 begonnen.
Du hast als Kind gerne gelesen,
das stand dort auch. Welche Bücher haben es Dir ganz besonders angetan?
Oh, ich habe alles in mich
aufgesaugt, was sich aus Buchstaben zusammengesetzt hat. Ich habe sämtliche
Bücher der Enid Blyton-Serie gelesen, Fünf Freunde, Die drei Fragezeichen, Karl
May (in einer Uralt-Ausgabe, sogar in Sütterlin-Schrift!), Michael Ende, Astrid
Lindgren … Gab es ein Buch, das mich besonders gefesselt hat? Ich weiß nicht
mehr genau wie alt ich war, als ich Die Unendliche Geschichte gelesen habe. Es
ist ja erst 1979 erschienen, ich war sicher schon 13, 14 Jahre alt, aber dieses
Buch gehörte damals definitiv zu meinen Lieblingsbüchern. Und Michael Ende zu
einem meiner absoluten Lieblingsautoren, immer noch.
Wie sieht heute Dein Tagesablauf
aus, wann hast Du Zeit zum Schreiben?
Ich bin eine
Morgenschreiberin. Ich versuche, mich direkt nach dem Aufstehen mit einer Tasse
Tee erst einmal an den Schreibtisch zu setzen und die ersten Gedanken und Ideen
festzuhalten, die sich so über Nacht entwickelt haben. Wenn ich einer
intensiven Schreibphase bin, nutze ich den Vormittag bis ca. 12/13 Uhr und
manchmal dann noch den späten Nachmittag bis Abend. Es hängt leider immer noch
stark davon ab, wer bei uns gerade so zuhause ist und wie viel Ruhe im Haus
herrscht. Ich finde am besten ins Schreiben, wenn ich ganz alleine bin und
weiß, ich habe den Tag vollkommen für mich.
Wie lange schreibst Du an einem
Buch?
Von der ersten Planung bis zur
letzten Überarbeitung vergeht bei mir eigentlich immer ein Jahr. Das
eigentliche Schreiben nimmt zwischen drei und fünf Monaten in Anspruch, je
nachdem. Natürlich überschneiden sich auch Phasen, so dass ich die Vorbereitung
für eine Veröffentlichung (mit dem letzten Überarbeitungsgang) parallel zur
Arbeit an einem aktuellen Manuskript vornehmen muss. Ich finde das immer
schwierig, weil ich während der Schreibphase komplett abtauche in die Romanwelt
und da nur ungern für andere Projekte draus hervorkommen mag.
Wer darf Dein Buch als erstes
lesen?
Ich habe eine sehr treue Alpha-Leserin,
die bisher jedes meiner Manuskripte als erstes zu lesen bekommen hat. Ich bin
allerdings sehr eigen, was das Herausgeben von unfertigem Material angeht.
Wie viele Ideen stecken noch in
Dir und wollen geschrieben werden? Hast Du da eine Liste oder lässt Du alles
auf Dich zukommen?
Ich habe keine Liste, die ich
abarbeite. Es ist auch nicht so, dass ich tausend Ideen für weitere Projekte in
petto habe, während ich an einem Roman schreibe. Klar gibt es immer wieder
Ideen, aber viele davon werden von meinem perfektionistischen Zensor auch recht
schnell verworfen. Bei mir ist am Anfang einer Romanidee fast immer erst ein
Bild da. Das kann ein Traumbild sein oder etwas, das ich gesehen habe und sich
zu einer Szenerie, wie eine Art Bühnenbild, verfestigt hat. Wenn mich so ein
Bild, so eine Szenerie über Monate nicht loslässt, dann weiß ich: Das ist der
Zündfunke für dein nächstes Buch.
Ich gestehe ja, dass ich erst ein
Buch von Dir, das aber mit Begeisterung, gelesen habe und ein anderes
schlummert ungeduldig auf meinem SUB. Du schreibst Bücher in den
unterschiedlichsten Genres, was darf ich noch alles von Dir erwarten?
Leider zwingt der Buchmarkt
uns Autoren ja dazu, uns auf bestimmte Genres festzulegen, oder aber eben
„literarisch“ zu schreiben (was immer das bedeutet). Wenn ich als Autorin erfolgreich
sein will, muss ich möglichst in meiner Genre-Schublade bleiben und da
konsequent ähnliche Titel veröffentlichen, möglichst jedes Jahr eines – als
Selfpublisherin sogar 3-4 im Jahr. Ich bedaure das sehr, denn ich würde mich
furchtbar gerne in ganz unterschiedlichen Genres (oder auch mal genre-frei)
ausprobieren. Ich schreibe ebenso gerne spannende, ein wenig mystisch-thrillige
Geschichten wie anspruchsvollere Romane mit psychologischer Dichte oder auch
magisch-realistische Romane wie die EWIGKEIT DES AUGENBLICKS. Darüberhinaus würde
ich liebend gerne mal etwas Leichtes, Humorvolles schreiben, oder auch etwas
Gesellschaftskritisches. Aber ich versuche, mich da zu zügeln und meine
„Linien“ konsequent weiter zu verfolgen. Momentan beschäftigt mich sehr stark
das Thema Kunst, künstlerischer Ausdruck – und deswegen wird es da auch von mir
sicher noch mehr geben.
Du hast ja eine Familie, die
Deine Zeit ebenfalls ausfüllt. Hast Du überhaupt noch Zeit selber Bücher zu
lesen?
Leider viel zu wenig! Über das
Jahr verteilt gibt es aber immer wieder Phasen, in denen ich mir auch diese
Lesezeiten nehme und dann ein Buch nach dem anderen verschlinge. Nur wenn ich
selbst in einer intensiven Schreibphase bin, kann ich überhaupt nicht lesen. Da
fällt es mir dann schon schwer meine eigene Romanwelt und die Realität unter
einen Hut zu bringen.
Hast Du Deinen Kindern Bücher
vorgelesen?
Jede Menge und stundenlang!
Sind Deine Kinder auch Leseratten
geworden?
Leseratten? Nein, nicht
wirklich. Bis 12/13 haben beide sehr viel gelesen. Mein Sohn hat sich dann
vollkommen dem Sport verschrieben und meiner Tochter war kein Buch mehr gut
genug. Inzwischen liest sie wieder, jetzt aber auch immer noch sehr ausgewählte
Literatur. Aber das ist ja nicht das Schlechteste.
Hast Du ein Autorenvorbild?
Viele! Es gibt allerdings
nicht das eine, das leuchtende Vorbild. Zur Zeit inspirieren mich Autorinnen,
die, wie ich, spät angefangen haben zu veröffentlichen und trotzdem sehr
erfolgreich geworden sind 😉
Gibt es ein Buch, dass Du schon
immer mal lesen wolltest, es bisher aber noch nicht geschafft hast?
Marcel Prousts A la
Recherche du Temps Perdu.
Anmerkung der Bloggerin Ulla: da ich mich selber zum Buch schlau gemacht habe, möchte ich keinem das vorenthalten 😉 Aus Wikipedia :
Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (frz. Originaltitel: À la recherche du temps perdu, erschienen zwischen 1913 und 1927) ist ein siebenteiliger Roman von Marcel Proust. Er erzählt die Geschichte von Prousts eigenem Leben als allegorische Suche nach der Wahrheit und ist das Hauptwerk der französischen Romanliteratur des frühen 20. Jahrhunderts.
Wenn Du in die Vergangenheit
reisen könntest, welchen Autor würdest Du besuchen und warum?
Ich glaube, ich würde gerne mal
bei George Sand vorbeischauen. Eine Frau, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts
aus allen gesellschaftlichen Konventionen befreit hat, die Männerkleidung trug
und keinen Skandal scheute, große Künstler und Schriftsteller um sich
versammelte und dazu noch enorm produktiv und erfolgreich als Schriftstellerin
war … ja, es könnte mir gefallen, mit dieser Frau ein paar Tage zu verbringen
und das eine oder andere von ihr zu lernen.
Ich stelle immer so viele Fragen,
trotzdem kann es passieren, dass ich etwas vergesse. Hier hast Du nun die
Möglichkeit, uns Lesern das endlich mal zu sagen, was Du uns schon immer mal
sagen wolltest:
Ich möchte Danke sagen. Ich
habe über die letzten Jahre so viele Menschen kennengelernt, die mit
unendlicher Leidenschaft Bücher lesen und über Bücher sprechen und schreiben,
Blogger wie du zum Beispiel, die uns Autoren mit ihrer Arbeit ungemein
unterstützen. Das Autorendasein ist manchmal hart und nicht selten gepflastert
mit Enttäuschungen und Rückschlägen. Ich glaube, ohne die Menschen, die mir
immer wieder schreiben und erzählen, dass sie meine Bücher lesen und sie gerne
lesen, würde irgendwann die Kraft fehlen, nach einem Rückschlag (zum Beispiel
einer Absage durch einen Verlag) wieder aufzustehen und weiter zu machen.
Zu guter Letzt frage ich gerne,
was meiner Interviewpartnerin zu Namen oder Begriffen einfällt. So nun auch bei
Dir:
Vom Winde verweht Großartiger Kitsch
Das Doppelte Lottchen Kästner,
fand ich damals schon irgendwie altbacken
Michael Ende Siehe oben 😊
Liebe Stefanie, ich danke Dir,
dass Du meine Fragen beantwortet hast
eine kleine Auswahl der Bücher
Stefanie Hohn
Die Ewigkeit des Augenblicks
erschienen: 18. September 2019
Seiten: 300
Verlag: Stefanie Hohn (Nova MD)
Franca Steffen
Am Ende der Stille
erschienen: 2. März 2020
Seiten: 284
Verlag: Edition Weltenschreiber
Wer noch mehr über die Autorin und ihre Bücher erfahren möchte, kann dies auf folgenden Seiten:
Homepage zeilenRaum
Autorenseite Amazon Stefanie Hohn
Autorenseite Amazon Franca Steffen