Liebe
Cornelia,
ich freue
mich, dass Dich meinen Fragen stellen möchtest. Bevor ich aber damit loslege,
möchte ich kurz etwas dazu schreiben, wie und wann wir uns kennen gelernt
haben. Natürlich habe ich Dich auf einer der Buchmessen getroffen, die ich in
den letzten Jahren gerne und regelmäßig besucht habe. Bei meiner „Recherche“
stellte ich dann fest, dass wir im Jahr 2014 bei Facebook den ersten Kontakt
hatten. Seitdem ist natürlich vieles geschehen. Du hast viele Bücher
geschrieben und bist nach Leipzig gezogen, um noch einmal so richtig
durchstarten zu können.
Wie kam es zu diesem Ortswechsel?
Nachdem ich
immer „nur nebenbei“ geschrieben habe und mein „Brotjob“ mich immer mehr
genervt hat, habe ich beschlossen, noch einmal völlig neu durchzustarten.
Ausschließlich das zu machen, was ich eigentlich mein Leben lang machen wollte:
Schreiben. Damit verbunden sollte auch ein Ortswechsel sein, weil der Vorort
von Tübingen, in dem ich seit 31 Jahren gelebt hatte, doch sehr provinziell
war. Es gab einfach zu wenig geistig-kulturellen Austausch, und ich wollte mich
auch selbst in die Kulturszene mehr einbringen, als das in Tübingen möglich
war. Also schaute ich nach möglichen Zielen und blieb gleich bei Leipzig
„hängen“. Auch weil ich dort schon seit einigen Jahren für meine Leipzig-Krimis
recherchiert habe und dadurch auch schon einige nette Menschen kannte.
Ich habe gelesen, dass Du schon sehr früh mit dem Schreiben hast. Verstehe ich das richtig, also schon als Jugendliche? Was hast Du damals geschrieben und gibt es davon noch Aufzeichnungen?
Ich habe mit
dem Schreiben begonnen, gleich nachdem ich das Alphabet beherrschte. Zunächst
Märchen (mit entsprechenden Zeichnungen auf Butterbrotpapier), später dann
Geschichten über den Schulalltag, angehimmelte Sänger (Bernd Clüver und Brian
Connelly von Sweet) und eben den Prinzen, der allerdings nie mit seinem weißen
Ross in meine Dorfeinöde geritten kam. Beim letzten Umzug habe ich all diese
Ergüsse dann entsorgt. Man hat ja immer weniger Platz. Gedichte habe ich auch
schon immer geschrieben. Es wurden auch viele in Zeitungen, Zeitschriften und
Anthologien abgedruckt, teils auf Initiative meines Deutschlehrers. Irgendwann
hatte ich auch mal eine Phase, da habe ich „utopische Romane“ geschrieben. In
der Zeit habe ich mich stark von Stanislaw Lem „inspirieren“ lassen, aber auch
Jules Verne fand ich toll.
Du bist in der DDR aufgewachsen und hattest sicherlich nicht Kinderbücher zur Verfügung, die wir Kinder im Westen lesen konnten. Hast Du als Kind viel gelesen und wenn ja, woran kannst Du Dich erinnern?
Wir hatten
das Glück, eine Dorfbibliothek zu haben, in der ich Stammgast gewesen bin. Ich
habe ununterbrochen gelesen, teils nachts mit der Taschenlampe unter der
Bettdecke. Wenn ich nicht gelesen habe,
habe ich geschrieben. Meine Mutter musste mich immer raus an die frische Luft
jagen, wenn ich mich wieder in meinem Zimmer vergraben hatte.
Ich habe gesehen, was Du beruflich im Osten und auch im Westen, nach der genehmigten Ausreise gemacht hast. Wann hast Du eigentlich so richtig mit dem Schreiben begonnen?
Kurzprosa und Lyrik, wie oben schon geschrieben, eigentlich immer. Die ersten Romane entstanden dann 2000. Das war nach einer schlechten Diagnose, die in mir den Kreativitätsmotor angeschmissen hat. Er ist bis jetzt noch nicht zum Stillstand gekommen.
Hattest Du neben Deinem Brotjob noch Zeit dazu?
Nach der
Geburt meines Sohnes 1993 habe ich ohnehin nur noch Teilzeit gearbeitet. Daran
hat sich bis zum Schluss nichts geändert. Dadurch hatte ich auch immer genug
Zeit zum Schreiben.
Hast Du jetzt noch Zeit, Bücher Deiner Kollegen zu lesen?
Ich lese nach wie vor sehr viel. Und tatsächlich hauptsächlich Bücher von KollegInnen aus dem Selfpublishing. Ich muss doch wissen, was die so machen…
Wie findest Du die Ideen zu Deinen Büchern?
Die Ideen
finden eher mich. Zeitungsartikel, Reportagen, Berichte, Dinge, die um mich
herum geschehen. Es gibt mehr Interessantes, als ich in Romanen verarbeiten
kann. Gegenwärtig schreibe ich an einem Roman, zu dem mich ein Leser und
Kollege gebracht hat. Obwohl ich mich erst dagegen gewehrt hatte, weil die
Protagonistin nicht gerade als Identifikationsfigur taugt, also alles andere
als eine positive Heldin ist, hat mich die Geschichte dann doch gepackt. Ich
liebe Herausforderungen!
Wie lange schreibst Du an Deinem Buch?
Das ist
unterschiedlich und kommt auf den Umfang der notwendigen Recherchearbeit an.
Das geht von der Idee bis zum fertigen Buch irgendwas zwischen 3 Monaten und
einem Dreivierteljahr. Es kommt natürlich auch auf die Länge an. Für meine
Kurzromane mit ca. 150 Seiten brauche ich natürlich nicht so lange.
Wer darf das Buch als erstes lesen?
Meistens
habe ich Testleser, die sich von sich aus melden und bewerben oder ich starte
einen Aufruf oder ich frage sie konkret an, ob sie Zeit haben.
Wie sieht heute Dein Autorenalltag aus?
Nach dem
Frühstück ist erst Mal Social Media angesagt. Ich bin ein Morgenmuffel und
brauche lange Anlaufzeit. Vor halb zehn bin ich selten in der Lage, einen
vernünftigen Satz zu schreiben. Danach wird bis Mittag gearbeitet und dann am
Nachmittag nochmal ein paar Stunden, je nachdem, was ich sonst noch für Termine
habe.
Was hast Du noch alles geplant?
Gerade habe
ich, wie schon gesagt, den Roman mit der schwierigen Protagonistin angefangen.
Im Hintergrund läuft aber schon seit Monaten die Recherche für einen großen
Roman über den kommunistischen Widerstand während der NS-Zeit in Leipzig. Da
hängen die Archive mit der Bereitstellung bestimmter Materialien wegen Corona
arg hinterher.
Du veröffentlichst Deine Bücher als Self Publisherin, hast Du diese Entscheidung schon einmal bereut?
Nein, diese
Entscheidung habe ich noch nie bereut. Die Möglichkeit schnell und ohne dass
mir jemand reinredet zu veröffentlichen, was ich will, ist einfach unschlagbar
toll.
Die Idee zu diesem Interview kam, weil ich nun Mitglied in der Bloggerlounge des Self Publisher Verbandes bin und meine, dass verlagsunabhängige Autoren bekannter gemacht werden sollen. Du bist Mitglied im Verband. Was bedeutet das für Dich?
Ich finde es
gut und wichtig, dass wir Selfpublisher unsere Kräfte bündeln, um dem
Selfpublishing in der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, uns
gegenseitig zu unterstützen und fortzubilden.
Auf Deiner Homepage habe ich gesehen, dass Du auch Lesungen machst. Wie wichtig ist Dir das?
Lesungen
mache ich sehr gern. Ich bin eine richtige Rampensau. In Tübingen habe ich
regelmäßig eigene Programme mit Musik auf die Bühne eines kleinen Theaters
gebracht. Auch hier in Leipzig habe ich schon viele tolle und auch gut besuchte
Lesungen abgehalten und bedaure sehr, dass es in diesem Jahr wegen Corona so
selten möglich gewesen ist. Der Austausch mit dem Publikum ist mir dabei am
wichtigsten. Die unmittelbaren Reaktionen zu sehen, hinterher Fragen zu
beantworten und mit den Zuhörern zu diskutieren, das ist ein guter Ausgleich zu
dem doch einsamen Schreiben zu Hause.
Wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Bloggern und Lesern?
Auch das ist
mir sehr wichtig, ich freue mich immer tierisch, wenn mir ein Leser/ eine
Leserin eine Mail schreibt, dass und warum ihnen ein Buch von mir gut gefallen
haben. Dadurch sind schon viele gute Kontakte entstanden. Aus Bloggerkontakten
sind schon reale Freundschaften entstanden.
Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit würdest Du gerne besuchen und weshalb?
Da ich durch
meinen Geburtsort und zeitweiligen Wohnort Weimar ja vorbelastet bin, würde ich
schon gern mal mit dem alten Herrn Geheimrat Kaffeetrinken und über sein
Frauenbild diskutieren.
Nun habe ich wie immer sehr viel gefragt und bestimmt auch wieder etwas vergessen, hier hast Du nun die Möglichkeit, uns Lesern das mitzuteilen, was Du uns schon immer mal sagen wolltest.
Ich möchte alle Leserinnen und Leser bitten, wenn sie ein Buch gelesen haben, auch eine kurze Rezension auf der entsprechenden Plattform zu verfassen. Das ist für uns verlagsunabhängige Autoren immer besonders wichtig. Gern können dort auch kritische Bemerkungen gemacht werden. Es müssen keine Lobeshymnen sein. Aber ein feedback ist immer schön.
Ach ja, ich veröffentliche ja noch unter 5 Pseudonymen. Wer also auch mal etwas ganz anderes (Autobiografisches, Erotik, heitere Frauenliteratur) lesen möchte, kann sich gern per Mail an mich wenden. Ich teile dann gern meine Pseudonyme mit.
Über einen Besuch auf meiner Website www.autorin-cornelia-lotter.de freue ich mich auch.
Zum Schluss
möchte ich mich bei Dir vielmals bedanken, dass Du Dir die Zeit genommen und
meine Fragen beantwortet hast.
Was für eine Schnapsidee!
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