Frankfurter Buchmesse Oktober 2019
Liebe Ingrid,
ich freue mich, dass Du meine Fragen beantworten möchtest.
Aber zuerst möchte ich kurz erwähnen, wie wir uns kennengelernt haben. Ich
fahre seit einigen Jahren gerne zu den Buchmessen nach Frankfurt und
Leipzig. Dort treffe ich auf bekannte
Autoren oder lerne zufällig neue kennen. Bei uns war es so, ich wollte im
Oktober 2017 am Stand von BoD eine Autorin treffen. An dem runden Tisch standen
mehrere Autorinnen und unterhielten sich. Du erwähntest, dass Du Krimis
schreibst und da werde ich ja sofort hellhörig. Kontaktdaten wurden ausgetauscht
und irgendwann habe ich dann Deinen ersten Cori-Stein-Thriller gelesen. Weitere
sollten folgen und auf Messen haben wir uns ebenfalls wieder getroffen.
Aber nun zu meinen
Fragen. In Deiner Vita hast Du geschrieben: „Ich bin Wissenschaftsjournalistin,
Schreibdozentin und Krimiautorin – und alles mit Leidenschaft.“ Ich finde es
ausgesprochen interessant und möchte nun wissen, weshalb Du Dich auf Krimis
spezialisiert hast.
Krimis sind die
Romane, die ich schon immer am liebsten gelesen habe. Ich denke, es gefällt
mir, dass sie sozusagen von Natur aus spannend sind und dass es für die Figuren
um etwas Wichtiges geht, nämlich gewissermaßen um Leben und Tod.
Weil ich Krimis gerne
und oft lese, lag es nahe, sie auch zu schreiben. Zumal auch die Serien und
Filme, die ich am liebsten schaue, häufig Krimis, Thriller oder
Action-Adventure-Geschichten sind.
Wie bist Du überhaupt
auf die Idee gekommen, als Autorin zu arbeiten?
Gelernt
beziehungsweise studiert habe ich ja Biologie und ich habe in diesem Fach auch
promoviert und einige Jahre in der Forschung gearbeitet. Ich war und bin
durchaus gerne Naturwissenschaftlerin.
Es war jedoch schon
als Jugendliche mein Traum, Bücher zu schreiben. Vermutlich, weil ich auch so
viel und begeistert gelesen habe. Allerdings hielt ich es für unmöglich, dass sich
der Traum vom Bücherschreiben jemals verwirklichen lassen würde. Schriftsteller
waren besondere Menschen, die in einer ganz anderen Welt lebten.
Ein anderer Traum von
damals war, einmal als Journalistin zu arbeiten. Der erschien mir weniger
abgehoben zu sein. Deshalb habe vor fast 30 Jahren diesem Wunsch nachgegeben
und angefangen, mich sozusagen selbst zur Journalistin umzuschulen und
freiberuflich zu arbeiten. Und zwar mit dem Themengebiet Wissenschaft und vor
allem in den Bereichen Medizin und Psychologie.
Nachdem ich gesehen
habe, dass es durchaus möglich ist, Träume zu verwirklichen, und ich außerdem
wusste, dass ich prinzipiell schreiben kann, habe ich mich dann doch an Fiction-Bücher
herangetraut. Zuerst habe ich Kurzkrimis verfasst und dann Romane.
Ich denke, das Muster,
das sich unschwer erkennen lässt, ist, dass ich vielfältig interessiert bin und
immer wieder gerne Neues lerne und ausprobiere J
Bist Du in allen drei
Berufsgruppen noch tätig?
Jein. Ich konzentriere
mich im Moment hauptsächlich auf meine Thriller. Ich habe allerdings aktuell auch
Aufträge für zwei Schreibworkshops im Mai. Und es gab auch Interessenten für
Veranstaltungen später im Jahr. Wegen der Coronakrise ist jedoch offen, was
daraus wird. Ob ich zum Beispiel online unterrichten kann. Artikel habe ich
seit zwei Jahren keine geschrieben. Wobei ich es nicht ausschließe, dass ich es
irgendwann wieder einmal tun werde. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich
auf absehbare Zeit nur noch Thriller schreiben und veröffentlichen. Im Moment ist
das allein jedoch noch keine ausreichende und sichere Einnahmequelle.
Inzwischen gibt es
sechs Folgen der Cori-Stein-Thriller, dürfen wir Leser auf weitere hoffen?
Ja. Erstens habe ich
schon Ideen für Band 7 und weitere Bände. Zurzeit arbeite ich jedoch an einem
sogenannten Spin-off der Reihe, in der eine weitere Figur der
Cori-Stein-Thriller, nämlich ein gewisser Leo Rivenhall (ein Liebling der Leser), die Hauptperson ist.
Ist in einer Serie
nicht irgendwann „die Luft raus“?
Das kann ich mir gut
vorstellen. Bei meinen Cori-Stein-Thrillern ist es jedoch längst nicht so weit.
Ich habe noch zu viele Ideen, was Themen für weitere Bücher angeht, und
außerdem im sechsten Band gerade einen Schurken eingeführt, dessen Geschichte
und Konflikte mit Cori erst angefangen haben. Dafür, wie sich dieser Aspekt
weiterentwickelt, habe ich schon einige schöne Ideen.
Cori Stein ist
international unterwegs, wie sieht es bei Dir aus, kennst Du die Schauplätze?
Teils, teils. Ich war
zum Beispiel an vielen Schauplätzen von Band 4 („Die Mauritius-Papiere“),
nämlich in Israel, Wien und Barcelona. Auch in Mexiko war ich schon (Band 6,
„Die Mexiko-Verschwörung“). Dagegen war ich noch nie in Indien (Band 5,
„Endstation Mumbai“). Doch gerade bei diesem Roman habe ich mehrfach die
Rückmeldung erhalten, dass ich Land und Leute gut getroffen habe.
Meine Leserinnen und
Leser wissen, dass ich immer alles gründlich recherchiere – denn ich schreibe
in einem separaten Kapitel am Ende des jeweiligen Buchs darüber, was der
Realität entspricht, und nenne auch Quellen. Der Umfang der Recherche ist auch
nicht geringer, wenn ich irgendwo schon einmal war, denn viele Details muss ich
ohnehin mit Hilfe von Quellen überprüfen. All das, was ich beim Schreiben
wissen muss, kann man bei einer relativ kurzen Reise gar nicht erfahren. Ich
lese immer eine ganze Reihe von Büchern zur Vorbereitung und kann außerdem nur
sagen: Zum Glück gibt es das Internet. Aber natürlich findet man vor Ort oder
in Gesprächen mit Einheimischen das eine oder andere schöne Detail, das sich
für eine Geschichte verwenden lässt.
Wie lange schreibst
Du an einem Buch?
Für die letzten beiden
habe ich jeweils etwa neun Monate gebraucht, wobei ich daneben nicht viel
anderes gearbeitet habe. Diese Zeit unterteilt sich in etwa vier Monate für
Recherche und das grobe Entwerfen der Handlung, vier Monate für das Schreiben
der ersten Fassung, wobei ich das Geschriebene auch alle paar Tage schon
überarbeite und auch parallel noch recherchiere. Im letzten Monat erfolgen
weitere Überarbeitungen (bei denen ich in einem Durchgang auch die Anmerkungen
meiner Testleserinnen und –leser berücksichtige) sowie das Formatieren und
Veröffentlichen des Buchs.
Wer darf Dein Buch
als erstes lesen?
Meine geschätzten
Testleserinnen und Testleser.
Wie findest Du die
Ideen zu Deinen Büchern oder finden sie Dich?
Die kurze Antwort
lautet: Ich lese viel, und zwar alles Mögliche. Ich habe ja, glaube ich, schon
erwähnt, dass ich vielfältig interessiert bin. Meine Bücher drehen sich immer
um reale Probleme. Der erste Band („Ohne Skrupel“) zum Beispiel um gefälschte
Medikamente. Darauf kam ich durch eine Pressemitteilung, in der es darum ging,
dass dies besonders in Afrika ein riesiges und für viele Menschen tödliches
Problem ist. Wovon ich bis dahin nichts geahnt hatte. Der erste Ideenkern für
den zweiten Band „Das Phönix-Vermächtnis“ bestand aus etwas, das ein
Reiseleiter auf Zypern zu uns sagte. Woraufhin ich begann, mich mit der
speziellen politischen Situation der Insel zu befassen. Das Thema Organhandel
in „Endstation Mumbai“ geht auf ein Buch zurück, über das ich Jahre davor etwas
gelesen habe und dessen Titel ich mir für eine spätere Verwendung notiert hatte.
Gibt es einen
Langzeitplan für Dich?
Es gibt einen
mittelfristigen Plan mit Ideen für weitere Cori-Stein- und
Leo-Rivenhall-Thriller. Langzeit-Planung ist nicht so mein Ding. Wer weiß, wann
mich die Unruhe packt und ich wieder einmal etwas Neues ausprobieren möchte.
Du veröffentlichst
Deine Bücher als Self Publisherin, als Start ist das ja immer sehr interessant,
bist Du immer noch zufrieden mit Deiner Entscheidung?
Ich bin sehr glücklich
über diese Entscheidung, die ich 2011 ganz bewusst getroffen habe. Damals hatte
ich zumindest im Non-Fiction-Bereich schon langjährige Erfahrung mit Verlagen
und mit Büchern. Was mir am Self-Publishing gefällt: Es geht schneller, es
redet mir niemand rein und der Verdienst pro Buch und damit insgesamt ist
deutlich höher. Aber am schönsten ist tatsächlich für mich, dass ich die totale
Kontrolle habe, sowohl über die Geschichten als auch über Dinge wie Cover,
Werbung, Preisgestaltung.
Wir haben uns ja auf
den Messen getroffen, wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern?
Sehr wichtig. Deshalb
mache ich auch manchmal Leserunden bei Lovelybooks, deshalb habe ich einen
Newsletter und deshalb sind die Einzigen, die ich vor der Veröffentlichung
meiner Bücher nach ihrer Meinung frage, Testleser als Vertreter all der
anderen, denen meine Thriller gefallen (sollen).
Machst Du neben
Leserunden auch Lesungen?
Lesungen mache ich nur
selten, weil sich der Aufwand im Grunde nicht rechnet. Auch wenn ich den
direkten Kontakt zu Leserinnen und Lesern mag. In den beiden letzten Jahren gab
es von mir nur Lesungen für den guten Zweck (die Weihnachtsaktion der hiesigen
Tageszeitung). Leserunden mache ich ab und an, wie gesagt, bei Lovelybooks.
Du bist auch Mitglied
im Self Publisher Verband, wie eng ist da der Kontakt zu Deinen Kollegen?
Kontakt habe ich zu
den anderen hauptsächlich über unsere Facebookgruppe, manchmal zu einigen auch
über andere Social Media und dann einmal im Jahr bei der Frankfurter Buchmesse.
Diese Art des Netzwerkens ist sehr hilfreich und macht mir viel Spaß.
Hast Du als Kind
gerne gelesen, wenn ja an welche Bücher erinnerst Du Dich?
Ja, als Kind habe ich
sehr gerne gelesen. Zum Beispiel jede Menge Bücher von Enid Blyton und von Karl
May. Schon damals hatte ich offenbar eine Vorliebe für spannende Geschichten.
Wenn Du eine
Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit würdest Du besuchen
und warum?
William Shakespeare.
Weil er der beste Schriftsteller ist, den ich kenne. Seine Geschichten haben
alles: Spannung, Humor, einen hohen Unterhaltungswert, psychologische Tiefe,
Poesie. Es würde mich interessieren, ihn kennenzulernen, weil man im Grunde nur
wenig über ihn weiß und darüber, wie er geschrieben hat.
So, nun habe ich mal
wieder jede Menge Fragen gestellt und bestimmt auch diesmal nicht an alles
gedacht, deshalb hast Du hier nun die Möglichkeit, uns Lesern das zu sagen, was
Du uns schon immer mal sagen wolltest:
Von ganzem Herzen
danke für euer Interesse an meinen Büchern und für eure Unterstützung. Denn ich
schreibe ja nicht für die Schublade, sondern für euch. Und ihr ermöglicht es
mir, diesen wunderbaren Beruf auszuüben.
Und zum Abschluss
frage auch ich Dich, was Dir zu folgenden Namen und Begriffen einfällt:
Thomas Mann: Ich habe lieber die Bücher seines Bruders Heinrich Mann gelesen.
Besonders die beiden über Henri Quatre.
Die verlorene Ehre
der Katharina Blum: Ich habe es
seinerzeit gelesen, fand es, glaube ich, nicht schlecht. Ich kann mich aber
nicht mehr wirklich daran erinnern. Ist ja schon recht lange her, dass das Buch
erschienen ist. Und ja, so alt bin ich schon ;-)
Astrid Lindgren: Ganz wunderbare Kinderbücher, die so zeitlos
sind, dass sie inzwischen Generationen erfreut haben.
Liebe Ingrid,
ich bedanke mich, dass Du meine Fragen beantwortet hast.
Stellvertretend für alle Bücher zeige ich hier das Cover der Folge 6 von Cori Stein
Die Mexico-Verschwörung
Ein Cori-Stein-Thriller
erschienen: 9. Dezember 2019
Seiten: 474
Mehr Informationen zur Autorin und den Büchern gibt es hier:
Amazon Autorenseite
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