Montag, 20. April 2020

Autoreninterview - Ingrid Glomp

Frankfurter Buchmesse Oktober 2019


Liebe Ingrid,
ich freue mich, dass Du meine Fragen beantworten möchtest. Aber zuerst möchte ich kurz erwähnen, wie wir uns kennengelernt haben. Ich fahre seit einigen Jahren gerne zu den Buchmessen nach Frankfurt und Leipzig.  Dort treffe ich auf bekannte Autoren oder lerne zufällig neue kennen. Bei uns war es so, ich wollte im Oktober 2017 am Stand von BoD eine Autorin treffen. An dem runden Tisch standen mehrere Autorinnen und unterhielten sich. Du erwähntest, dass Du Krimis schreibst und da werde ich ja sofort hellhörig. Kontaktdaten wurden ausgetauscht und irgendwann habe ich dann Deinen ersten Cori-Stein-Thriller gelesen. Weitere sollten folgen und auf Messen haben wir uns ebenfalls wieder getroffen.


Aber nun zu meinen Fragen. In Deiner Vita hast Du geschrieben: „Ich bin Wissenschaftsjournalistin, Schreibdozentin und Krimiautorin – und alles mit Leidenschaft.“ Ich finde es ausgesprochen interessant und möchte nun wissen, weshalb Du Dich auf Krimis spezialisiert hast.

Krimis sind die Romane, die ich schon immer am liebsten gelesen habe. Ich denke, es gefällt mir, dass sie sozusagen von Natur aus spannend sind und dass es für die Figuren um etwas Wichtiges geht, nämlich gewissermaßen um Leben und Tod.
Weil ich Krimis gerne und oft lese, lag es nahe, sie auch zu schreiben. Zumal auch die Serien und Filme, die ich am liebsten schaue, häufig Krimis, Thriller oder Action-Adventure-Geschichten sind.


Wie bist Du überhaupt auf die Idee gekommen, als Autorin zu arbeiten?

Gelernt beziehungsweise studiert habe ich ja Biologie und ich habe in diesem Fach auch promoviert und einige Jahre in der Forschung gearbeitet. Ich war und bin durchaus gerne Naturwissenschaftlerin.
Es war jedoch schon als Jugendliche mein Traum, Bücher zu schreiben. Vermutlich, weil ich auch so viel und begeistert gelesen habe. Allerdings hielt ich es für unmöglich, dass sich der Traum vom Bücherschreiben jemals verwirklichen lassen würde. Schriftsteller waren besondere Menschen, die in einer ganz anderen Welt lebten.
Ein anderer Traum von damals war, einmal als Journalistin zu arbeiten. Der erschien mir weniger abgehoben zu sein. Deshalb habe vor fast 30 Jahren diesem Wunsch nachgegeben und angefangen, mich sozusagen selbst zur Journalistin umzuschulen und freiberuflich zu arbeiten. Und zwar mit dem Themengebiet Wissenschaft und vor allem in den Bereichen Medizin und Psychologie.
Nachdem ich gesehen habe, dass es durchaus möglich ist, Träume zu verwirklichen, und ich außerdem wusste, dass ich prinzipiell schreiben kann, habe ich mich dann doch an Fiction-Bücher herangetraut. Zuerst habe ich Kurzkrimis verfasst und dann Romane.

Ich denke, das Muster, das sich unschwer erkennen lässt, ist, dass ich vielfältig interessiert bin und immer wieder gerne Neues lerne und ausprobiere J


Bist Du in allen drei Berufsgruppen noch tätig?

Jein. Ich konzentriere mich im Moment hauptsächlich auf meine Thriller. Ich habe allerdings aktuell auch Aufträge für zwei Schreibworkshops im Mai. Und es gab auch Interessenten für Veranstaltungen später im Jahr. Wegen der Coronakrise ist jedoch offen, was daraus wird. Ob ich zum Beispiel online unterrichten kann. Artikel habe ich seit zwei Jahren keine geschrieben. Wobei ich es nicht ausschließe, dass ich es irgendwann wieder einmal tun werde. Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich auf absehbare Zeit nur noch Thriller schreiben und veröffentlichen. Im Moment ist das allein jedoch noch keine ausreichende und sichere Einnahmequelle.


Inzwischen gibt es sechs Folgen der Cori-Stein-Thriller, dürfen wir Leser auf weitere hoffen?

Ja. Erstens habe ich schon Ideen für Band 7 und weitere Bände. Zurzeit arbeite ich jedoch an einem sogenannten Spin-off der Reihe, in der eine weitere Figur der Cori-Stein-Thriller, nämlich ein gewisser Leo Rivenhall (ein Liebling der Leser), die Hauptperson ist.


Ist in einer Serie nicht irgendwann „die Luft raus“?

Das kann ich mir gut vorstellen. Bei meinen Cori-Stein-Thrillern ist es jedoch längst nicht so weit. Ich habe noch zu viele Ideen, was Themen für weitere Bücher angeht, und außerdem im sechsten Band gerade einen Schurken eingeführt, dessen Geschichte und Konflikte mit Cori erst angefangen haben. Dafür, wie sich dieser Aspekt weiterentwickelt, habe ich schon einige schöne Ideen.


Cori Stein ist international unterwegs, wie sieht es bei Dir aus, kennst Du die Schauplätze?

Teils, teils. Ich war zum Beispiel an vielen Schauplätzen von Band 4 („Die Mauritius-Papiere“), nämlich in Israel, Wien und Barcelona. Auch in Mexiko war ich schon (Band 6, „Die Mexiko-Verschwörung“). Dagegen war ich noch nie in Indien (Band 5, „Endstation Mumbai“). Doch gerade bei diesem Roman habe ich mehrfach die Rückmeldung erhalten, dass ich Land und Leute gut getroffen habe.
Meine Leserinnen und Leser wissen, dass ich immer alles gründlich recherchiere – denn ich schreibe in einem separaten Kapitel am Ende des jeweiligen Buchs darüber, was der Realität entspricht, und nenne auch Quellen. Der Umfang der Recherche ist auch nicht geringer, wenn ich irgendwo schon einmal war, denn viele Details muss ich ohnehin mit Hilfe von Quellen überprüfen. All das, was ich beim Schreiben wissen muss, kann man bei einer relativ kurzen Reise gar nicht erfahren. Ich lese immer eine ganze Reihe von Büchern zur Vorbereitung und kann außerdem nur sagen: Zum Glück gibt es das Internet. Aber natürlich findet man vor Ort oder in Gesprächen mit Einheimischen das eine oder andere schöne Detail, das sich für eine Geschichte verwenden lässt.


Wie lange schreibst Du an einem Buch?

Für die letzten beiden habe ich jeweils etwa neun Monate gebraucht, wobei ich daneben nicht viel anderes gearbeitet habe. Diese Zeit unterteilt sich in etwa vier Monate für Recherche und das grobe Entwerfen der Handlung, vier Monate für das Schreiben der ersten Fassung, wobei ich das Geschriebene auch alle paar Tage schon überarbeite und auch parallel noch recherchiere. Im letzten Monat erfolgen weitere Überarbeitungen (bei denen ich in einem Durchgang auch die Anmerkungen meiner Testleserinnen und –leser berücksichtige) sowie das Formatieren und Veröffentlichen des Buchs.


Wer darf Dein Buch als erstes lesen?

Meine geschätzten Testleserinnen und Testleser.


Wie findest Du die Ideen zu Deinen Büchern oder finden sie Dich?

Die kurze Antwort lautet: Ich lese viel, und zwar alles Mögliche. Ich habe ja, glaube ich, schon erwähnt, dass ich vielfältig interessiert bin. Meine Bücher drehen sich immer um reale Probleme. Der erste Band („Ohne Skrupel“) zum Beispiel um gefälschte Medikamente. Darauf kam ich durch eine Pressemitteilung, in der es darum ging, dass dies besonders in Afrika ein riesiges und für viele Menschen tödliches Problem ist. Wovon ich bis dahin nichts geahnt hatte. Der erste Ideenkern für den zweiten Band „Das Phönix-Vermächtnis“ bestand aus etwas, das ein Reiseleiter auf Zypern zu uns sagte. Woraufhin ich begann, mich mit der speziellen politischen Situation der Insel zu befassen. Das Thema Organhandel in „Endstation Mumbai“ geht auf ein Buch zurück, über das ich Jahre davor etwas gelesen habe und dessen Titel ich mir für eine spätere Verwendung notiert hatte.


Gibt es einen Langzeitplan für Dich?

Es gibt einen mittelfristigen Plan mit Ideen für weitere Cori-Stein- und Leo-Rivenhall-Thriller. Langzeit-Planung ist nicht so mein Ding. Wer weiß, wann mich die Unruhe packt und ich wieder einmal etwas Neues ausprobieren möchte.


Du veröffentlichst Deine Bücher als Self Publisherin, als Start ist das ja immer sehr interessant, bist Du immer noch zufrieden mit Deiner Entscheidung?

Ich bin sehr glücklich über diese Entscheidung, die ich 2011 ganz bewusst getroffen habe. Damals hatte ich zumindest im Non-Fiction-Bereich schon langjährige Erfahrung mit Verlagen und mit Büchern. Was mir am Self-Publishing gefällt: Es geht schneller, es redet mir niemand rein und der Verdienst pro Buch und damit insgesamt ist deutlich höher. Aber am schönsten ist tatsächlich für mich, dass ich die totale Kontrolle habe, sowohl über die Geschichten als auch über Dinge wie Cover, Werbung, Preisgestaltung.


Wir haben uns ja auf den Messen getroffen, wie wichtig ist Dir der Kontakt zu Deinen Lesern?

Sehr wichtig. Deshalb mache ich auch manchmal Leserunden bei Lovelybooks, deshalb habe ich einen Newsletter und deshalb sind die Einzigen, die ich vor der Veröffentlichung meiner Bücher nach ihrer Meinung frage, Testleser als Vertreter all der anderen, denen meine Thriller gefallen (sollen).


Machst Du neben Leserunden auch Lesungen?

Lesungen mache ich nur selten, weil sich der Aufwand im Grunde nicht rechnet. Auch wenn ich den direkten Kontakt zu Leserinnen und Lesern mag. In den beiden letzten Jahren gab es von mir nur Lesungen für den guten Zweck (die Weihnachtsaktion der hiesigen Tageszeitung). Leserunden mache ich ab und an, wie gesagt, bei Lovelybooks.


Du bist auch Mitglied im Self Publisher Verband, wie eng ist da der Kontakt zu Deinen Kollegen?

Kontakt habe ich zu den anderen hauptsächlich über unsere Facebookgruppe, manchmal zu einigen auch über andere Social Media und dann einmal im Jahr bei der Frankfurter Buchmesse. Diese Art des Netzwerkens ist sehr hilfreich und macht mir viel Spaß.


Hast Du als Kind gerne gelesen, wenn ja an welche Bücher erinnerst Du Dich?

Ja, als Kind habe ich sehr gerne gelesen. Zum Beispiel jede Menge Bücher von Enid Blyton und von Karl May. Schon damals hatte ich offenbar eine Vorliebe für spannende Geschichten.


Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor der Vergangenheit würdest Du besuchen und warum?

William Shakespeare. Weil er der beste Schriftsteller ist, den ich kenne. Seine Geschichten haben alles: Spannung, Humor, einen hohen Unterhaltungswert, psychologische Tiefe, Poesie. Es würde mich interessieren, ihn kennenzulernen, weil man im Grunde nur wenig über ihn weiß und darüber, wie er geschrieben hat.


So, nun habe ich mal wieder jede Menge Fragen gestellt und bestimmt auch diesmal nicht an alles gedacht, deshalb hast Du hier nun die Möglichkeit, uns Lesern das zu sagen, was Du uns schon immer mal sagen wolltest:

Von ganzem Herzen danke für euer Interesse an meinen Büchern und für eure Unterstützung. Denn ich schreibe ja nicht für die Schublade, sondern für euch. Und ihr ermöglicht es mir, diesen wunderbaren Beruf auszuüben.


Und zum Abschluss frage auch ich Dich, was Dir zu folgenden Namen und Begriffen einfällt:

Thomas Mann: Ich habe lieber die Bücher seines Bruders Heinrich Mann gelesen. Besonders die beiden über Henri Quatre.

Die verlorene Ehre der Katharina Blum: Ich habe es seinerzeit gelesen, fand es, glaube ich, nicht schlecht. Ich kann mich aber nicht mehr wirklich daran erinnern. Ist ja schon recht lange her, dass das Buch erschienen ist. Und ja, so alt bin ich schon ;-)


Astrid Lindgren: Ganz wunderbare Kinderbücher, die so zeitlos sind, dass sie inzwischen Generationen erfreut haben. 



Liebe Ingrid,
ich bedanke mich, dass Du meine Fragen beantwortet hast.


Stellvertretend für alle Bücher zeige ich hier das Cover der Folge 6 von Cori Stein


Die Mexico-Verschwörung

Ein Cori-Stein-Thriller

erschienen: 9. Dezember 2019

Seiten: 474





Mehr Informationen zur Autorin und den Büchern gibt es hier:

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