Valeska und ich, in der Pause beim Casting,
mehr Infos dazu gibt es im Text
Liebe Valeska,
ich freue mich, dass Du meine Fragen beantworten möchtest, aber
bevor ich loslege, schreibe ich zunächst, wie wir uns kennen gelernt haben.
Es war mal wieder reiner Zufall.
Ich saß in der Bloggerlounge der Leipziger Buchmesse und
unterhielt mich mit einer Autorin, die auf einmal aufsprang, weil sie jemanden
gesehen hatte und begrüßen wollte. Ich wurde gebeten ein Bild zu machen und wir
wurden einander vorgestellt. Wenn ich mitbekomme, dass jemand Krimis schreibt,
dann bin ich sofort dabei und es wurden Daten ausgetauscht, damit ich ein Buch
erhalten kann.
Kurze Zeit später schlenderte ich wirklich wieder rein
zufällig auf dem Weg zu einem Termin an dem Stand des Verlages vorbei und sehe
die Autorin mit ihrem Autorenpartner, der meinte, warum lange auf die Mail
warten und so wanderte das Buch mit Signatur in meine Tasche und alles nahm
seinen Lauf.
Danach haben wir uns übrigens noch in Düsseldorf getroffen,
aber darüber werde ich jetzt nichts erzählen, schließlich möchte ich hier ein
Interview mit Dir führen.
Wenn ich im WWW nach Informationen über Dich suche, finde
ich jede Menge. Du hattest ein sehr bewegtes Leben und dies auch in Deinen
Büchern festgehalten. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Bücher zu schreiben?
Da ich strohdoof in Mathematik war, musste ich mich auf das Schulfach
Deutsch konzentrieren. Damals merkte ich schon, dass ich ganz gut Aufsätze schreiben
kann, und als ich dann später die Serie „Mord ist ihr Hobby“ sah, keimte der
Wunsch in mir auf, auch so eine Art Jessica Fletcher zu werden. Es hat dann
aber noch einige Jahre gedauert, bis es soweit war. Das Buch „Körperharmonie“
von Christine Kaufmann und „Boobs, Boys, and High Heels“ von Dianne Brill haben
meinen Entschluss dann beschleunigt, und ich habe das Manuskript zu meinem
ersten Buch „Das kleine Grüne“ an den Ullstein Verlag geschickt. Ein Ratgeber,
der aber locker-leicht und witzig verfasst war – damals eine Marktlücke, die
ich gerne gefüllt habe.
Bevor ich weitere Fragen zu Deinen Büchern stelle, möchte
ich gerne wissen, ob Du als Kind gerne gelesen hast und wenn ja, an welche
Bücher erinnerst Du Dich?
Angefangen habe ich mit einem für mein Alter eigentlich viel
zu „schweren“ Stoff: die griechischen Sagen. Danach kamen dann alle Bücher von Agatha
Christie dran, damit (und siehe Frage zuvor) war wohl der Grundstein dafür
gelegt, später einmal selber Krimis zu schreiben.
Über Deinen Lebensweg und die Erfahrungen, die Du gemacht
hast, wurden einige Bücher geschrieben. Ich stelle es mir sehr schwer vor, wie
ging es Dir dabei?
Nach drei Sachbüchern zum Thema „Gesundheit + Schönheit“
habe ich das Bedürfnis verspürt, einmal meine eigene Lebensgeschichte zu Papier
zu bringen. Als ich meinen Eltern 1980 verkündete, dass ich lieber ein Mädchen
wäre, brach deren Welt zusammen. Das war damals in so einem kleinen Kaff wie
Königswinter – was mir aber gar nicht so bewusst war – DER Skandal schlechthin.
Wirkt übrigens bis heute nach, wie ich vor Kurzem wieder feststellen durfte,
als ich die größte Klatschtante des Ortes im Supermarkt traf. Da kann ich heute
nur müde drüber lächeln (was die Tante sichtlich geärgert hat).
Aber zurück zum Buch. „Blumen für ein Chamäleon“ war für
mich wie eine Therapie, da ich dabei alles für mich noch einmal geradegerückt
habe. Und zu sagen „Ich bin mit mir im Reinen“ ist das Schönste, was einem
passieren kann.
Das Buch wollte seinerzeit dann jedoch kein Verlag haben.
Nach drei Sachbüchern war es Ullstein „zu heiß“, es hätte angeblich nicht zu
meinem Image gepasst. Der Männerschwarm Verlag hat es dann verlegt, und es war
noch nicht ganz raus, da bekam ich jede Menge Zuschriften von Betroffenen. Alle
hatten denselben Tenor: „Danke, dass du uns gezeigt hast, dass ich mich nicht
umbringen muss und es immer eine Lösung gibt.“
Das hat mich damals total umgehauen, mir aber auch gezeigt,
dass ich von da an in einer verantwortungsvollen Vorbildfunktion war. Zu Anfang
war das nicht leicht, weil ich diesen Teil meines Lebens irgendwie immer
ausgeklammert hatte, aber mittlerweile kann ich ganz gut damit umgehen. Lustig
ist nur, wenn ich eine Lesung aus einem meiner Bücher gebe, dann bekomme ich
immer den folgenden Satz zu hören: „Du bist ja so normal.“
Meine Antwort ist dann jedes Mal dieselbe: „Na, das hoffe
ich doch!“
Ich bin ja sehr begeistert, was Du auch jetzt noch alles so
machst. Als Model arbeitest Du ja wohl nicht mehr, bist Du noch als Detektivin
tätig?
Ja, ich habe sehr viele Jobs durch. Wenn ich heute daran
denke, dass ich noch vor meiner OP als Model nach Paris gegangen bin – ich muss
wahnsinnig gewesen sein!
Die Detektei habe ich zugunsten meines Lektorats aufgegeben.
Übrigens der schönste Job von allen!
Ich habe irgendwo gelesen, dass es einen Film zu einem
Deiner Bücher geben wird. Welches Buch ist es und wann wird der Film zu sehen
sein?
Haha, ja, das war lustig. Meine Biografie „Blumen für ein
Chamäleon“ war noch nicht erschienen, da schrieb mich der Filmemacher Jakob M.
Erwa über XING an, dass er es verfilmen wollte. Es war der 1. April 2012, ich
habe das echt für einen Scherz gehalten!
Aber tatsächlich hat er sich die Optionsrechte gesichert.
Eigentlich sollte es diesen Sommer verfilmt werden, aber wegen Corona kann man
zurzeit ja gar nicht genau sagen, wie das alles weitergeht. Doch zumindest darf
ich verraten wer mitspielen wird: Katja Riemann (als meine Tante Christa),
Justus von Dohnányi (mein Vater) und Udo Kier als Boss der Modelagentur.
Ein weiteres Buch wurde als Theaterstück umgeschrieben.
Jetzt erwähne ich doch einen Grund, weshalb wir uns in Düsseldorf gesehen
haben. Ich war nämlich zeitweise beim Casting dabei, was ich ausgesprochen
interessant fand. Wann habe ich die Möglichkeit das Stück zu sehen?
Ja, darüber freue ich mich ganz besonders. „Wie auf Sand“
ist ein sehr persönliches Buch geworden, zu viel zur Auflösung möchte ich aber
jetzt nicht verraten. Das Stück ist fertig, sowohl der reine Bühnen-Part als
auch die beiden dazugehörigen Filmeinspielungen. Aber alle Lesungen und
Veranstaltungen sind ja zurzeit ausgesetzt. Ich schlucke derweil jede Menge
liposomales Vitamin C und hoffe, 1. von Corona verschont zu bleiben und 2. dass
Du und viele andere es dann im Herbst in Düsseldorf zu sehen bekommt.
Du spielst darin auch eine Rolle, möchtest Du dazu etwas
schreiben?
Bei den Dreharbeiten zu den beiden das Theaterstück begleitenden
Filmen stellte sich heraus, dass die Rolle meiner damaligen Psychotherapeutin
Frau Dr. Gisela Walden am besten gespielt werden kann … von mir.
Ich mache ja viel verrücktes Zeug und habe vor nix Angst,
aber diese Frau war für mich damals ein Rettungsanker (Stichwort: Rational-emotive
Therapie nach Albert Ellis) und sowohl menschlich als auch modisch ein Vorbild.
So war ich mir der Verantwortung sehr wohl bewusst, und ich hoffe, ich habe sie
gut in Szene gesetzt.
Also, ich fasse mal zusammen, Du arbeitest als Lektorin,
Autorin, Schauspielerin und was sonst noch?
Als ich damals keine Lust mehr auf die Glitzerwelt der Mode
hatte, habe ich eine Umschulung zur Industriekauffrau gemacht und einige Jahre
als Assistentin der Geschäftsleitung in einem großen Architekturbüros
gearbeitet.
Wenn Deine Frage darauf hinausläuft, was ich noch machen
möchte: eine Talkshow im Literaturbereich würde ich liiiiebend gerne
moderieren, sowas wie „Das Literarische Quartett“. In der ersten Sendung hätte
ich dann diesen niedlichen Sebastian Fitzek und Wulf Dorn auf meinem Sofa
sitzen. Seufz …
Also liebe Redakteure von Arte und 3sat, schreibt mich gerne
an!
Hast Du eigentlich noch Zeit für andere Dinge? Du hast einen
Hund und machst mit ihm viele Spaziergänge, ist das für Dich Erholung und dient
zum Kraft sammeln?
Ja, mein Max, der hält mich davon ab, ein Couch Potatoe zu
werden, ich bin nämlich total unsprotlich. Bald kommt noch eine Hündin dazu,
die kleine Mira. Aber lektorieren, selber Bücher schreiben und zwei vierbeinige
Freunde, da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge. Na ja, für den Fitzek
würde ich mir indes doch ein wenig Zeit freischaufeln.
Als Lektorin liest Du ja sehr viele Bücher, hast Du dann
überhaupt noch Lust, so rein privat etwas zu lesen?
Ja, und wie. Am liebsten Krimis, und da ich gerade an einem
Anti-Aging-Ratgeber schreibe, lese ich dazu gerade viele Fachbücher.
Wie lange brauchst Du, um ein Buch zu schreiben?
Da meine Geschichten sehr recherche-intensiv sind, sitze ich
mindestens ein Jahr an einem Buch. Außerdem gehe ich immer ganz in meinen
Buchfiguren auf, das geht so weit, dass sie mir manchmal gegenübersitzen und
mir „erzählen“, dass der Plot doch auch so oder so funktionieren würde. Meine
Bücher enden oft anders, als ich es eigentlich geplant hatte.
Wer darf Dein Buch als erstes lesen?
Meine Schulfreundinnen kommen immer als Erste in den Genuss
(also, ich hoffe jedenfalls, dass sie es so empfinden). Wir kennen uns seit
1969, und sie sagen mir immer ganz klipp und klar, wenn da etwas im Text nicht
ganz rund ist. Nach vielen Jahren, wir wir gar keinen Kontakt hatten, ist
dieser jetzt sogar sehr eng und es ich merke, dass das eine Lücke in meinem
Leben schließt, die (von mir unbemerkt) sehr schmerzlich war.
Wie sieht überhaupt Dein Alltag aus?
Ich bin eine Langschläferin, versuche aber immer um 8 Uhr
aufzustehen. Schnell ins Bad, dann mit Max in den Wald. Frühstück fällt bei mir
seit einiger Zeit aus, da ich gemerkt habe, dass intermittierendes Fasten gut
für meine Insulinresistenz ist. Mittags gibt es dann immer „was Gesundes“:
überbackenes Gemüse, Lachs in Limonensauce ... Auf jeden Fall muss es immer
schnell zubereitet sein, wie ich es in meinem Kochbuch „Zuckermanagement“ ja
auch zeige.
Dann lektoriere ich, wobei ich dabei Handy & Co. immer
ausschalte. Meine eigenen Bücher schreibe ich immer nach dem letzten Doggiewalk
um 22 Uhr, manchmal auch bis in die Nacht. Da bin ich wirklich sehr gesegnet,
dass ich mir meinen Tag frei einteilen kann.
Zurzeit recherchiere ich für einen neuen Roman, der 1978 in
Holland spielt und im Rückblick dann die Judendeportationen im Zweiten
Weltkrieg behandelt.
Wenn Du in die Vergangenheit reisen könntest, welchen Autor
würdest Du besuchen und warum?
Oscar Wilde – ich glaube, jemand, der so ein tolles Buch wie
„Das Bildnis des Dorian Gray“ schreibt, mit dem hätte ich Gesprächsstoff für
mehrere Jahre.
Nun habe ich mal wieder reichlich Fragen gestellt und
bestimmt auch wieder etwas vergessen, deshalb gebe ich Dir hier die
Möglichkeit, was wolltest Du uns Lesern immer schon mal sagen:
Herzlichen Dank, dass ihr mir seit 1997 die Treue haltet.
Ich verspreche, dass noch ganz viele tolle Bücher folgen werden!
Zuletzt frage ich mal wieder, was Dir zu folgenden Begriffen
und Namen einfällt:
London: Nach Wien meine Zweit-Lieblingsstadt. Laut, bunt und
swinging – big Like!!!
Hundertwasser: Fand ich mal ganz toll, ist mir heute zu
verschnörkelt.
Paris: Da habe ich von 1985 bis 1989 gelebt. Dieser
unangestrengte Chic der Pariserinnen – damit muss man wohl geboren sein. Was
ich mir dort jedoch angewöhnt habe: Mit Händen und Füßen zu reden (eine sehr
„undeutsche“ Eigenschaft). Wer mal auf einer Lesung von mir war weiß, was ich
meine.
Liebe Valeska, ich bedanke mich vielmals.
Wer noch mehr über die Autorin erfahren möchte, kann auf folgende Links klicken:
Stellvertretend für alle Bücher möchte ich zwei Cover
zeigen
Blumen für ein Chamäleon
erschienen: 1. April 2012
Seiten: 240
erschienen: 1. April 2012
Seiten: 240