Buchmesse Leipzig 2019
Liebe Carmen,
ich freue mich, dass Du Dich meinen Fragen stellen möchtest.
Aber zunächst möchte ich kurz erwähnen, woher wir uns kennen. Ende 2017 habe
ich Dich „gefunden“, wir hatten einige Schnittstellen, Krimis und HOMER. Das
erste Buch, das ich von Dir gelesen habe, war der Krimi „Eiswein“ und der HOMER
Literaturpreis hat dann auch dafür gesorgt, dass wir uns endlich mal getroffen
haben, darauf werde ich später noch einmal eingehen. Auf jeden Fall hatten wir
schon einen sehr regen schriftlichen Kontakt, bevor wir uns gesehen haben.
Und nun möchte ich
mit meinen Fragen loslegen. Bei meiner Recherche habe ich festgestellt, dass Du
sehr interessanten beruflichen Tätigkeiten nachgegangen bist. Aber wie kam es,
dass Du Autorin wurdest?
Ich habe mir bereits
in der Grundschule vorgenommen, die jüngste Schriftstellerin der Welt zu werden,
als ich gerade mal alle Buchstaben schreiben und lesen konnte. Mein
Lieblingsfach war ‚Deutsch‘. Egal, ob es um Diktate, Aufsätze oder die ganze
Theorie in dem Fach ging. Da hatte ich auch die besten Noten. Es hat dann allerdings
noch ein paar Jahrzehnte gedauert, bis es geklappt hat mit der Schriftstellerei,
aber ich habe dieses Ziel nie völlig aus den Augen verloren.
Seit wann schreibst Du
Bücher?
Mein erstes Buch war ‚Dezember-Geschichten‘,
die ich zusammen mit Peter Nüesch und der Illustratorin Sibylle Beuttner als
Lese- und Vorlesebuch nicht nur für Kinder veröffentlicht habe. Das war 1991.
Mein erster Roman wurde 2011 im Verlag edition oberkassel veröffentlicht, und
dann kam jedes Jahr ein neues Buch dazu. Oder zwei. Oder so. Bislang sind es
insgesamt vierzehn Romane, das Dezember-Geschichten-Buch und viele
Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien.
Ich habe von Dir
einige Bücher gelesen und meine, dass Du wohl am liebsten im Genre Krimi und
historisch schreibst, ist das richtig?
Das ist richtig. Die
beiden Genres und ich passen einfach zusammen ;)
Kannst Du Dir
vorstellen, noch in anderen Genres zu schreiben?
Das habe ich bereits
probiert. Einmal eben mit den Dezember-Geschichten, und dann mit drei Geschichten
um ein kleines Café und drei Damen im besten Alter. In beiden Genres zu
schreiben hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich überlege mir immer wieder, in
der einen oder anderen Richtung was zu schreiben. Ideen dazu hätte ich genug.
Mal sehen
.
Wenn ich richtig
informiert bin, hast Du mit dem Schreiben von Kurzgeschichten begonnen, wurden
diese auch veröffentlicht?
Du bist richtig
informiert. Einige meiner Kurzgeschichten wurden in verschiedenen Anthologien
veröffentlicht, die letzte in ‚Grenzen‘, einer Anthologie zum Magazin
Literàbiles. Alle meine Kurzgeschichten zusammengefasst gibt es in ‚Menschen
nebenbei‘, das ich im Self Publishing herausgebracht habe.
Wie findest Du Deine
Ideen?
Das ist
unterschiedlich. Meine historischen Romane haben sich aus den von meinem
Großvater Ernst Kehrwecker begonnenen, und von mir später wieder aufgenommenen
Recherchen zu den Wurzeln meiner Familie entwickelt. Es war zunächst einfach nur
spannend herauszufinden, woher meine Vorfahren gekommen sind, aber plötzlich
steckte ich mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges … Ich habe dann
versucht, das Leben dieser Menschen nachzuzeichnen, bin mit meinem Mann ihren
möglichen Fluchtweg aus Österreich Richtung Deutschland abgefahren, und hatte
am Ende jede Menge Material für einen historischen Roman in der Tasche: Das
Awaren-Amulett.
Meine Krimis wiederum
haben ihre Wurzeln in Berichten über reale Verbrechen, zu denen ich mir meine
Gedanken gemacht, und aus denen ich dann meine eigenen Geschichten gesponnen
habe. Dabei geht es mir nie um die Darstellung brutaler Szenen, sondern um die
psychologischen Aspekte dahinter. In meinem letzten Krimi ‚Der Fall Susann K.‘
habe ich mich in die Situation eines Vaters hineinversetzt, dessen Tochter
umgebracht wurde, und der erleben muss, dass ihr mutmaßlicher Mörder
freigesprochen wird. Das ging mir bei den Recherchen und später beim Schreiben
teilweise deutlich mehr an die Substanz, als bei den anderen Krimis. Wobei ich
auch bei denen hin und wieder - nach Gesprächen mit Opfern wie in
‚Hurentöchter‘ beispielsweise, oder Angehörigen von Opfern in meinen anderen
Krimis - eine Atempause gebraucht habe.
Kommt es schon mal
vor, dass beim Schreiben bereits Ideen für neue Bücher entstehen?
Ständig! Und dann
schreibe ich teilweise an zwei Projekten gleichzeitig. Hat auch was. Besonders,
wenn ich in einem Projekt hängen geblieben bin, und dafür neue Ideen für das
andere habe, die mich zwischendrin förmlich angesprungen haben.
Wie lange schreibst Du
an einem Buch?
Kommt drauf an. Wenn
ich für einen historischen Roman immer weiter in die Vergangenheit abtauche und
mich so weit es geht an die realen Begebenheiten jener Zeit halten will, dauert
es zuweilen zwei Jahre, bis das Buch fertig ist. Ich habe es auch schon in
weniger als 12 Monaten geschafft, weil ich bereits viele Vorkenntnisse über die
geschichtlichen Hintergründe hatte. Für einen Krimi brauche ich ungefähr ein
Jahr. Immer inklusive Recherchen.
Wie sieht Dein
Autorenalltag aus?
Ich bin eine Nachteule
und arbeite deshalb sehr gerne abends und teilweise bis weit in die Nacht
hinein. Da kann ich mich ungestört auf meine Arbeit konzentrieren. Wichtig für mich ist jedenfalls, dass alle anderweitig anfallenden Aufgaben
erledigt sind, es möglichst ruhig um mich herum und --- mein Schreibtisch
aufgeräumt ist.
Wer darf Dein Buch zuerst lesen?
Mein Mann Rudi, der
mich auch bei meinen Recherchen tatkräftig unterstützt, unsere Tochter Sabine
und Schwiegersohn Oliver. Wenn es bei den Dreien nicht durchfällt besteht die Hoffnung,
dass es die anderen Leserinnen und Leser auch mögen. Sie sind meine strengsten,
aber auch liebsten und fairsten Kritiker und Fans. Mein Schwager Gunter Hackel begleitet
mich während der Recherchen zu den historischen Romanen, hauptsächlich, was die
militärische Seite darin betrifft, und Hauptkommissar Heinz Rindlbacher passt
auf, dass ich die Arbeit der Polizei – sagen wir mal ‚möglichst nahe an der
Realität entlang‘ beschreibe. Die beiden kennen den Inhalt meiner Bücher zum
Teil schon, bevor sie gedruckt werden, und ich bin ihnen für ihre konstruktive
Kritik und Mitarbeit sehr dankbar.
Vor kurzem wurde das
historische Buch „Die Trossfrau“ im Maximum Verlag veröffentlicht. Dürfen wir
Leser dort noch mehr Bücher von Dir erwarten?
Ja, und darüber freue
ich mich ganz besonders, weil meine Bücher und ich bei Maximum von einem tollen
Team betreut und unterstützt werden, und wir inzwischen recht ansehnliche
Erfolge verzeichnen können. Aktuell schreibe ich an einem weiteren historischen
Roman parallel zur Trossfrau, ein anderer wird gerade für eine Neuauflage
vorbereitet. Außerdem arbeite ich an einem neuen Krimi, über den wir bei
Maximum auch schon gesprochen haben.
Ah, das ist gut, dass
Du die Neuauflage erwähnst. Ich kenne das Buch und habe später noch einige
Fragen dazu.
Ich erwähnte ja
anfangs, dass ich meine, Deine beiden Schwerpunkte liegen im Bereich Krimi und
Historie. Du bist Mitglied bei den mörderischen Schwestern. Was kann ich mir
darunter vorstellen?
Du hast ja vielleicht
gut recherchiert! Stimmt. Ich bin als aktives Mitglied nicht nur für die
WebSite der Mörderischen Schwestern in Bayern, sondern hier auch als
Organisations-Schwester für die von den Mörderischen Schwestern ‚erfundene‘
Ladies Crime Night zuständig. Das ist eine etwas andere Lese-Veranstaltung für
Krimi-Autorinnen, ein Format mit Schuss, das inzwischen sehr gut ankommt.
Außerdem bist Du tätig
für den HOMER Literaturpreis. Eine Weile haben wir zusammen gearbeitet. Ich durfte
Jury-Mitglied sein und weiß, wie viel Arbeit darin steckt. Wie schaffst Du das
alles bloß?
Oh ja, daran erinnere
ich mich immer noch sehr gerne. Ich bin ja, wie du weißt, nicht nur
Jury-Koordinatorin für den HOMER Literaturpreis, sondern habe auch die letzten
drei Galas zur Preisverleihung in Ingolstadt organisiert. Es steckt wirklich
viel Arbeit und Zeit dahinter, und ist teilweise auch stressig, meine Aufgaben
zur Zufriedenheit aller und zeitlich punktgenau unter einen Hut zu bringen. Zumal
ich ja noch ein Leben außerhalb meines Daseins als Autorin und Organisatorin habe.
Aber es macht Spaß, klappt irgendwie immer, und dann freue ich mich für alle
Beteiligten über den Erfolg.
Durch Deine
Tätigkeiten hast Du sehr guten Kontakt zu Autorenkollegen, wie sieht es denn
mit Kontakten zu Lesern und Bloggern aus?
Ich bekomme immer wieder
Mails oder PNs oder Kommentare von Leserinnen und Lesern, die mir beschreiben, wie
sie meine Bücher empfunden haben. Das finde ich total schön, und ich bin da
auch offen für jede Art konstruktiver Kritik. Zu Bloggern hatte ich bislang
leider weniger Kontakt, das hat sich seltsamer Weise nie so richtig ergeben. Deshalb
freue ich mich jetzt gerade sehr über den Kontakt zu dir als Bloggerin.
Dankeschön!
Wie wichtig sind Dir
diese Kontakte?
Seeehr wichtig. Ich
freue mich über alle Zuschriften, die mich zu meinen Büchern erreichen, und
beantworte auch alle. Ich habe sogar Fans, die mich seit der allerersten Veröffentlichung
mit Mails und Kommentare begleiten, was ich total klasse finde. Danke auf diesem
Weg!
Du bist auch viel
unterwegs und liest aus Deinen Büchern, was bringt Dir das? Damit meine ich
jetzt nicht unbedingt nur den Buchverkauf.
Was mir das bringt? Ich liebe den Kontakt zu den Menschen, die
sich für meine Bücher interessieren. Es gibt auch Video-Lesungen von mir, aber
die Reaktion der Leute direkt zu erleben ist unvergleichlich viel spannender.
Wenn ich sehe, dass sie die Emotionen meiner Protagonisten förmlich mit(er)leben,
ist es für mich wie beim Schreiben: Ich bin plötzlich Teil der Geschichte. Wenn
ich es schaffe, meine ZuhörerInnen beim Vorlesen da hinein mitzunehmen, weiß ich,
dass ich auf dem richtigen Weg bin, und wenn sie hinterher noch meine Bücher
kaufen, haben wir alle miteinander einen wundervollen Abend verbracht, von dem letztendlich
jeder was hat ;)
In Ingolstadt habe
ich Deine Tochter kennen gelernt und ich weiß, dass sie selber sehr gerne
liest. Hat sie auch Ambitionen zur Schriftstellerei? Oder überlässt sie das
lieber der Mutter und liest gerne Deine Bücher?
Sie überlässt das mir
und liest lieber. Unter anderem auch meine Bücher ;) Ich lege großen Wert auf
ihre Meinung dazu. Sie hat mich übrigens drauf gebracht, historische Bücher zu
schreiben, fällt mir dabei gerade ein. Weil sie meine Art, ihren
Geschichtsunterricht in der Schule im Nachgang aufzupeppen, einfach interessant
fand und sich ein paar historische Begebenheiten besser vorstellen und merken
konnte.
Außerdem hast Du
Enkelkinder, bist oder warst Du eine vorlesende Omi?
Jaaaaa, sehr, sehr
gerne. Inzwischen nicht nur für meine fünf Enkelmäuse, sondern für weit über
dreihundert. Ich lese seit einigen Jahren in Kindergärten und Grundschulen
Geschichten vor, die ich zum Teil selber geschrieben habe, oder spiele sie dort
zusammen mit meinen beiden ‚FrühStückchen‘ Francesca Pane und Dani Richter. Da
passiert es schon hin und wieder, dass mich Kinder beim Einkaufen sehen und zur
Mami sagen: „Das da ist die Oma Carmen!“, und nach einer gut gemeinten Belehrung
mütterlicherseits stolz richtigstellen: „Doch, ich darf Oma Carmen zu ihr
sagen.“ Stimmt, dürfen sie. Wobei ich nie so richtig weiß, wer in dem Augenblick
mehr stolz ist.
Hast Du als Kind
gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher erinnerst Du Dich?
Gerne und – heimlich.
Damals war es - zumindest in meiner Familie - verpönt, einfach dazusitzen und
sich womöglich mit Unnützem zu beschäftigen. Lesen gehörte in diese Kategorie,
galt als reine Zeitverschwendung. Ich bin dann ab und zu in die Stadtbücherei
gegangen und hab dort ein bisschen geschmökert, bis man mich entdeckt und
hinauskomplimentiert hat, weil ich keine Mitgliedskarte hatte. Oder ich habe mir
von Freundinnen Comics und Bücher ausgeliehen und sie mit der Taschenlampe
unter der Bettdecke gelesen. Karl Mays Winnetou, Old Shatterhand, Kara Ben
Nemsi und Hadschi Halef Omar … waren meine absoluten Favoriten. Oder Micky-Maus-
und Fix-und Foxi-Heftchen, die habe ich förmlich verschlungen. Heimlich
natürlich. Damals habe ich mir fest vorgenommen, keinem Kind jemals das Lesen
zu verbieten oder madig zu machen, und ich weiß, warum. Denn wie war das gleich?
Lesen gefährdet die Dummheit.
Lach, der Spruch
kommt mir irgendwie bekannt vor 😉
Wenn Du eine Zeitreise
machen könntest, welchen Autor würdest Du gerne besuchen und warum?
Den alten Herrn von
Goethe. Ich würde mich liebend gerne mit ihm über seine Frauengeschichten
unterhalten, und ihn außerdem fragen, wie er seine Texte geschrieben hat.
Liefen sie – wie bei mir sehr oft – wie ein Film in seinem Kopf ab? Woher kamen
seine Ideen, und wie war das tatsächlich mit Frau von Stein? Wie sieht er denn
dieses grenzenlose Reisen innerhalb Deutschlands jetzt, das er sich unter
anderem in seiner Funktion als Minister unter Herzog Carl August so sehr
gewünscht hat? Über seine wissenschaftlichen Tätigkeiten und Erkenntnisse würde
ich ihn ausfragen, seine spätere Sicht auf seine Arbeit als Autor seine Werke, undundund
…
Gibt es ein Buch, das
Du schon immer mal lesen wolltest, aber bisher noch nicht geschafft hast?
Ich habe mir mal in
einem Anflug von Nostalgie eine Sammlung der Romane von Ludwig Ganghofer als
eBooks gekauft, sie aber bis auf ein paar immer noch nicht alle gelesen. Dabei
habe ich entdeckt, dass hinter den für den heutigen Lesegeschmack wirklich sehr
kitschigen ‚Bildern’ in seinen Büchern zum Teil richtig gute Krimis stecken.
Hast Du eigentlich
Zeit und Lust Bücher Deiner Kollegen zu lesen, ohne sie irgendwie bewerten zu
müssen? Denn für den HOMER Literaturpreis erhältst Du ja reichlich Bücher, die
gelesen werden müssen.
Oh ja, durchaus. Und ich
lese natürlich nicht nur die historischen Romane, die für den HOMER-Preis auf
meinem Schreibtisch landen, ich habe auch unter meinen Kolleginnen und Kollegen
aus der Zunft der Krimiautoren ein paar Favoriten, von denen ich sehr gerne was
lese.
Wie immer frage ich
sehr viel und hinterher stelle ich fest, dass es noch das eine oder andere
gegeben hätte, was ich vergessen habe zu fragen. Deshalb gebe ich Dir hier die
Gelegenheit, was wolltest Du uns Lesern immer schon mal sagen?
Du hast alles gefragt,
worauf ich spontan eine Antwort gefunden habe. Vielen Dank dafür. Das sage ich
auch meinen Leserinnen und Lesern: Vielen Dank, dass ihr meine Bücher nicht nur
lest, sondern mir auch sagt und zeigt, ob, und wenn ja, wie sehr ihr sie mögt.
Ich freue mich über konstruktive Kritik,
und habe aus einigen Reaktionen von euch schon Anregungen und Ideen gewonnen,
die ich gerne in einem der nächsten Bücher umgesetzt habe. Am allermeisten
freue ich mich, viele von euch bei meinen Lesungen kennengelernt zu haben und noch
kennen lernen zu dürfen. Wir sehen uns!
Zum Abschluss nenne
ich immer Namen oder Begriffe und frage, was einem dazu einfällt, so nun auch
bei Dir:
Paris Da habe ich in meiner Sturm- und Drangzeit
fast ein Jahr lang als fille au-pair ein aufregend glückliches Leben geführt,
an das und die damit verbundenen Menschen und Ereignisse ich heute noch gerne
zurückdenke. Ganz abgesehen davon, dass ich in Paris dem Mann meiner
Kindheitsträume für einen kurzen Augenblick gegenüber stand (aber mich nicht
getraut habe, ihn anzusprechen …): Pierre Brice, ‚meinem‘ Winnetou.
Astrid Lindgren Ich habe ihre Geschichten erst als
Erwachsene kennengelernt – und konnte leider nicht so viel mit ihnen anfangen.
Allerdings hat mich davon unabhängig ihre Persönlichkeit beeindruckt, nachdem
ich ein Fernseh-Interview mit ihr gesehen habe.
Asien Eine Welt, die sich mir in meiner jahrelangen
Funktion als Einkäuferin für deutsche Firmen auf eine Weise erschloss, die ich
als mögliche Touristin so nie gesehen hätte, und in die ich mich unsterblich
verliebt habe. Vor allem liebe ich Hong Kong, wo meine ehemaligen Agenten
Michelle und Patrick leben, die längst zu Freunden geworden sind.
Liebe Carmen, ich
bedanke mich vielmals, dass Du meine Fragen beantwortet hast, aber ich erlöse
Dich noch nicht, denn nun kommen noch weitere Fragen zu einem Buch. Im Juni
erscheint im Maximum Verlag die Neuauflage von dem Buch "Das Awaren-Amulett".
Na dann: Leg los!
Ich lese sehr gerne
historische Bücher, dadurch erfahre ich so nebenbei vieles über das Leben der
damaligen Zeit. Allerdings stelle ich es mir sehr aufwändig vor, denn es bedarf
ja einer sehr gründlichen Recherche.
Das ist wohl wahr.
Unter uns: Es geht mir bei den Recherchen wie Dir beim Lesen. Ich erfahre
Vieles über das Leben in der damaligen Zeit, von dem ich keine Ahnung hatte,
und finde es ausgesprochen spannend, was ich dabei oftmals herausfinde.
Wie bist Du auf die
Idee gekommen, dieses Buch zu schreiben?
Wie gesagt: Ich wollte
wissen, woher meine Vorfahren kamen, von denen ich anhand eines von meinem
Großvater in Auftrag gegebenen Stammbaums nur wusste, dass sie ihres Glaubens
wegen aus Österreich geflüchtet und in Württemberg sesshaft geworden sind. Das
hat mich nicht mehr losgelassen und aus der anfänglichen Neugier ist unter
anderem dieses Buch entstanden.
Wie viel Zeit
benötigst Du für Deine vorbereitenden Arbeiten?
Bei dem Buch habe ich
ziemlich lange gebraucht, weil ich ja ursprünglich nur den Weg meiner Vorfahren
nachzeichnen wollte. Genau weiß ich das gar nicht mehr. Prinzipiell brauche ich
inzwischen ungefähr zwei Drittel der Gesamtzeit für Recherchen, ein Drittel
fürs Schreiben.
Die Personen
unterhalten sich natürlich auch in Deinen Büchern, wie schwer ist es, sich der
damaligen Sprache anzupassen?
Das ist ziemlich
schwierig, und zwar aus mindestens zwei Gründen: Erstens, weil es zwar alte Schriftstücke
gibt, die ahnen lassen, wie sich damals die Leute unterhalten haben könnten.
Aber da ist es wie heute auch: Zwischen realem Sprechen und Geschriebenem gibt
es deutliche Unterschiede. Dabei ist es
nochmal anders, wenn es sich um Dialekt handelt. Ich habe mich bei den
Ortsnamen in meinen historischen Romanen an die damals übliche Schreibweise
gehalten und sie im Glossar erklärt. Bei direkten Reden habe ich die Art der Unterhaltung
gewählt, die ein wenig an das erinnert, wie man damals gesprochen haben könnte,
und dem, wie es heute flüssig lesbar ist.
In dem Buch macht
sich Johannes auf den Weg, weil er seine Schwester sucht. Er hatte ja keine
Landkarte, aber konntest Du alte nutzen? Schließlich musst Du ja eine Furt oder
so finden, Brücken gab es ja nicht.
Da hatte ich das
Glück, während meiner Recherchen immer wieder auf Leute zu treffen, die mir
alte Karten gezeigt haben oder wussten, in welchem Archiv ich genau die finde,
die für mich wichtig war. Brücken gab es
damals schon, aber nicht immer genau da, wo ich sie haben wollte. Da musste
mein Johannes schon auch mal einen weiten Umweg nehmen. Auch Wegstrecken
verliefen vor 400 Jahren anders als heute. An die habe ich mich anhand alter
Karten oder Bildmaterial gehalten, sofern vorhanden.
Mir gefällt es, wenn
in historischen Büchern auch Personen vorkommen, die wirklich gelebt haben. Wie
ist es bei Dir, Du sammelst ja enorm viele Informationen und hast ein
umfangreiches Wissen. Kommen dann doch vielleicht noch Ideen zu weiteren
historischen Romanen?
Gerade während meiner
Recherchen tauchen immer wieder Personen oder Situationen auf, über die es
weitaus mehr zu berichten gäbe, als ich in mein aktuelles Projekt einarbeiten
möchte. Da kribbelt es dann schon in meiner Autorinnenseele, ein Buch zu
schreiben, in dem es mehr darüber zu lesen gibt, als in dem, das ich gerade
schreibe. Die Ideen gehen mir wirklich nicht aus.
Weißt Du am Anfang des
Buches schon den gesamten Ablauf? Oder mogeln sich dann unterwegs doch Personen
ins Geschehen, was vorher nicht geplant war?
Ich glaube anfangs
immer fest daran, den Ablauf meines Buches und den Schluss genau zu kennen. Und
dann widersetzen sich meine Protagonisten diesen Plänen plötzlich, Personen
tauchen auf, von denen ich vorher überhaupt keine Ahnung hatte, und alles läuft
anders als geplant. Inzwischen weiß ich: Auch fiktive Charaktere sind nur Menschen
…
Musst Du Dich doch
öfter wieder daran erinnern, dass Du beim Schreiben in einer anderen Zeit bist
oder tauchst Du so richtig ab?
Ich tauche so richtig
ab, bin irgendwann mitten im Geschehen. Deshalb mag ich auch keine Musik hören
nebenbei, dass im Nebenraum der Fernseher mit den aktuellen Nachrichten läuft
oder der Mailmelder blinkt. Das sind auch Gründe, weshalb ich abends oder
nachts gerne schreibe.
So und nun erlöse ich
Dich von meinen Fragen, lach. Nein, es hat Spaß gemacht, Dein Buch zu lesen und
mir Gedanken dazu zu machen.
Liebe Ulla, es hat mir
großen Spaß gemacht, Deine Fragen zu lesen, mir Gedanken darüber zu machen und
sie zu beantworten. Herzlichen Dank dafür und herzliche Grüße! von der Carmen
Wer noch mehr über die Autorin und die erschienenen Bücher erfahren möchte, kann dies auf folgenden Seiten von
Carmen Mayer
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