Lieber Jörg,
Du gehörst zu den wenigen Autoren, die ich interviewe und
noch nicht persönlich kennen lernen konnte. Aber wir haben durch Facebook
Kontakt zu einander und vielleicht sehen wir uns mal auf einer der vielen
Buchmessen. Ich freue mich immer, wenn ich für mich neue Autoren finde und
deren Bücher mich begeistern. Dich habe ich durch den Maximum Verlag gefunden,
dazu schreibe ich später noch etwas, jetzt möchte ich gerne mit meinen Fragen
starten.
Ich freue mich, dass Du Dir die Zeit nimmst und meine Fragen
beantworten möchtest.
Ich habe bei meiner Recherche gelesen, dass Du Deinen
Kindern früher Geschichten erzählen musstest, sie wollten nicht einfach nur
etwas vorgelesen bekommen. Hast Du diese Geschichten irgendwo festgehalten?
Leider nicht, die entstanden damals alle aus dem Stegreif,
ist aber auch schon lange her und meine Kinder sind inzwischen erwachsen. Die
Geschichten habe ich aber trotzdem nicht vergessen und sie sind immer noch noch
in meinem Kopf, vielleicht wird es mal Zeit für ein Kinderbuch (schmunzel).
Damals waren Edgar und Klausi die Helden der Gute-Nacht-Geschichten. Dabei
handelte es sich um zwei Holsteiner Bauern, die ständig in irgendwelche
spannenden Abenteuer hineingeraten sind. Die beiden pfiffigen Landwirte mussten
gegen blutrünstige Piraten, Schmuggler, Diebe, Ungeheuer oder Banditen kämpfen.
Natürlich kam auch der Humor nicht zu kurz und meine Kids haben damals vor
Vergnügen gegackert und sprechen noch heute davon.
Nun ist es ja eine ganz andere Sache, den Kindern
Geschichten zu erzählen oder Krimis zu schreiben. Ich denke mir, dass auch ein
gewisser Zeitraum dazwischen liegt. Wie bist Du letztendlich auf die Idee
gekommen, Bücher zu schreiben?
Da bin ich eher ein „Spätzünder“, aber einen Roman zu
schreiben spukte schon immer in meinem Kopf herum. Beruflich stark eingebunden
und als Familienvater hatte ich nie viel Zeit dafür. Aber ich habe schon immer
gerne Geschichten erzählt und meine Frau meint, ich sei ein „Sabbelkopp“. Vor
einigen Jahren wurde ich sehr krank und bin es leider immer noch. Ich musste
deshalb meinen Beruf aufgeben und was fängt man mit der gewonnenen Zeit an?
Genau, man kommt auf die Idee, den lang gehegten Wunsch in die Tat umzusetzen.
Da ich schon immer gerne Regionalkrimis von der Waterkant gelesen habe, wurden
es letztendlich norddeutsche Krimis mit viel Lokalkolorit und das Schreiben
macht mir großen Spaß.
Du schreibst im Genre Krimi, kannst Du Dir vorstellen auch
mal in einem anderen Genre zu schreiben?
Wie ich oben bereits erwähnt habe, wäre ein Kinderbuch
super. Außerdem spukt noch ein Vatikan-Thriller in meinem Kopf herum, ich weiß
gar nicht warum, aber ich mag dieses Genre sehr. Darüber hinaus hege ich seit
langer Zeit den Wunsch einen Krimi rein in Plattdeutsch zu schreiben, dass muss
ich auch einmal verwirklichen.
Snack mol wedder Platt, ich habe gelesen, dass Du mit
Leidenschaft Plattdüütsch sprichst, hast Du nicht mal Lust, kleine Büchlein mit
Sprüchen oder so in Plattdüütsch zu schreiben?
Ich schreibe bereits seit Jahren plattdeutsche
Kurzgeschichten und Gedichte. Meistens sind es eher lustige „Döntjes“, aber
auch Texte zum Nachdenken. Einige von ihnen gibt es auf meiner Webseite und der
Rubrik „Plattdüütsch – Jörg vertellt“ zu lesen. Es macht mir großen Spaß in
Platt zu schreiben und ich rede es, wann immer es geht. Und wer weiß,
vielleicht findet sich ja ein Verlag, der mit mir so ein Büchlein veröffentlichen
möchte? Also, wenn ein plattdeutscher Verlag dies liest, gerne bei mir melden
;-) !
Wie findest Du die Ideen zu Deinen Büchern?
Da muss ich nicht lange suchen, Ideen kommen von ganz
alleine, die liegen quasi zur freien Verfügung auf der Straße und man muss sie
nur erkennen. Jede Begegnung, jedes Ereignis kann eine Story sein. Irgendein
kleiner Impuls von irgendwoher, eine Beobachtung und schon ist eine neue Idee
geboren, dann habe ich innerhalb von Augenblicken eine ganze Story im Kopf. Das
Schreiben dauert dann natürlich wesentlich länger ;-) und ich glaube, mein
Leben wird nicht ausreichen, um alle Ideen zu verwirklichen.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
Das ist sehr unterschiedlich. Da ich gerne Romane mit
historischem Hintergrund schreibe, brauche ich sehr viel Zeit für die
Recherche, denn die Historie soll ja möglichst authentisch sein. Aber im Großen
und Ganzen kann ich sagen, dass ich an einem Buch durchschnittlich ein Jahr
arbeite.
Momentan schreibe ich, neben einem neuen Matthiesen-Krimi,
auch an einem Spionage-Thriller, der gleichzeitig eine maritime Retrospektive
der Schifffahrt des beginnenden 20. Jahrhunderts darstellt und dafür ist
unendlich viel Recherche notwendig.
Deinen Hauptberuf hast Du ja aufgeben müssen, wie sieht nun
Dein Autorenalltag aus?
Ganz ehrlich? Was das betrifft, bin ich eher absolut
chaotisch! Tagesablauf und Struktur gibt es bei mir nicht. Da gleicht kein Tag
dem anderen. Ich kann mich nicht so diszipliniert hinsetzen und schreiben, so
wie viele andere Autoren es tun, so quasi mit täglichen Vorgaben an Wörtern und
Seiten. Geschrieben wird, wenn geschrieben wird und dann kann es auch zu jeder
Tag- und Nachtzeit sein ... stundenlang, wie im Rausch oder auch mal gar nicht
... chaotisch eben ;-)
Wer darf Dein Buch als erstes lesen?
Meine beste und schärfste Kritikerin ist meine Frau, sie
„muss“ alle neuen Sequenzen zuerst lesen oder ich lese sie ihr vor. Ansonsten
gibt es ein paar auserwählte Testleser, an deren Meinung mir sehr viel liegt.
Hast Du Zeit und Lust Bücher Deiner Kollegen zu lesen?
Ja, das mach ich sehr gerne. Besonders die neusten Werke des
„Kieler Krimi Kartells“ muss ich unbedingt lesen, wobei mir der Kieler Autor
Kurt Geisler inzwischen als guter Freund besonders ans Herz gewachsen ist und
wir betiteln uns mittlerweile spaßeshalber als „Kumpel“ ;-) und treffen uns zum
Kaffee und Klönsnack.
Ansonsten lese ich sehr gerne Regionalkrimis und Romane, die
im Norden beheimatet sind.
Hast Du als Kind gerne gelesen und wenn ja, an welche Bücher
kannst Du Dich erinnern?
Ich war bereits als Kind ein Lese-Junkie. Karl May, Jules
Verne, Jack London, Astrid Lindgren, die ganze Palette der Abenteuerliteratur
habe ich damals verschlungen, besonders wenn die Geschichten auf dem Meer, auf
Schiffen oder tropischen Inseln spielten. Moby Dick, Der Seewolf, Die
Schatzinsel usw.! Oft habe ich diese Bücher so richtig klassisch mit
Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen.
Wenn Du eine Zeitreise machen könntest, welchen Autor der
Vergangenheit möchtest Du besuchen und warum?
Jack London ist und war schon immer einer meiner
Lieblingsautoren. Seine Biografie hat mich schon als Jugendlicher fasziniert.
Er war Seemann, Goldgräber, Robbenfänger, Austernpirat und noch viel mehr, hat
quasi all seine Abenteuerbücher selbst erlebt, sie an Lagerfeuern in der
Wildnis Alaskas oder von Matrosen auf den Weltmeeren gehört. Mit ihm zusammen
eine längere Seereise auf einem Segler, mit langen Gesprächen über Gott und die
Welt ... das wäre schon eine grandiose Vorstellung.
Gibt es ein Buch, dass Du schon immer mal lesen wolltest, es
bisher aber nie geschafft hast?
Eins? Ich glaube, es müssen noch Hunderte sein, hihi, aber
eins fällt mir spontan ein: „Ulysses“ von James Joyce.
Ich habe von Dir zwei Bücher gelesen, die mir sehr gut
gefallen haben: „Der Käpt’n jenseits der See“ und „Kriegsgold“. Beide Bücher
sind im Maximum Verlag erschienen. Wie bist Du zu diesem Verlag gekommen und
fühlst Du Dich dort gut aufgehoben?
Eigentlich hatte ich das Manuskript zum „Käpt’n“ an den
Bookspot Verlag geschickt und sie haben das Buch auch angenommen und wollten es
verlegen. Damals war Petra Mattfeldt dort noch in der Geschäftsleitung tätig, war
aber gerade dabei einen eigenen Verlag zu gründen. Ich hatte die Wahl, entweder
beim Bookspot Verlag zu veröffentlichen oder mit Frau Mattfeld neue Wege zu
gehen. Ich entschied mich für den zweiten Weg, den MAXIMUM Verlag und habe es
nicht bereut. Frau Mattfeldt ist eine großartige Verlegerin und eine
beeindruckende Persönlichkeit. Die Zusammenarbeit mit ihr und mit dem Verlag
macht sehr viel Spaß und ich fühle mich dort sehr wohl, es ist schon fast
familiär ;-) .
Du bist Mitglied beim Kieler Krimi Kartell, was kann ich mir
darunter vorstellen und was macht Ihr dort so?
Das Kieler Krimi Kartell hat sich im vorigen Jahr
zusammengefunden und es ist eine „verschworene Schreibergilde“ von inzwischen
16 Autoren aus dem Raum Kiel und darüber hinaus. Wir treffen uns in
unregelmäßigen Abständen bei den verschiedenen Autoren Zuhause, fachsimpeln, quatschen
über Gott und die Welt und planen gemeinsame Projekte und Lesungen, die ja zur
Zeit (bedingt durch die Corona-Pandemie) leider alle ausfallen müssen. Wir
stehen kurz vor der Veröffentlichung unserer ersten Krimi-Anthologie unter dem
Namen „Mörderische Kieler Förde“. Dieses spannende Buch, mit packenden
Kurzgeschichten, erscheint im Gmeiner Verlag und der bekannte Kieler Krimiautor
Kurt Geisler ist der Herausgeber. Außerdem sind weitere Anthologien geplant.
Wer mehr über das Kieler Krimi Kartell erfahren
möchte, der darf gerne unsere Webseite besuchen:
Der Austausch mit Deinen Kollegen ist Dir also wichtig, hast
Du auch Kontakt zu Lesern?
Der Kontakt zu meinen Lesern ist mir sehr wichtig, besonders
auf Lesungen, da spürt man die Resonanz quasi hautnah und ich mag die
Atmosphäre auf solchen Veranstaltungen. Außerdem liebe ich es, dort mit den
Leuten zu quatschen. Leider finden momentan durch die Corona-Pandemie keine
Lesungen statt und ich hoffe, dass sich die Lage bald entspannt und wir Autoren
wieder loslegen können.
Ansonsten bekomme ich häufig Mails von Lesern, oder sie
schreiben mir persönliche Nachrichten auf Instagram, Facebook oder per Post. Ich
freue mich über jede einzelne Nachricht und sie wird auch beantwortet.
Arbeitest Du mit Bloggern zusammen oder ist da noch einiges
im Aufbau?
Da ist noch einiges im Aufbau, aber mit einigen stehe ich
bereits in sehr gutem Kontakt und ich schätze ihre Arbeit sehr und freue mich
über jede Rezension zu meinen Büchern.
Nun habe ich wie immer sehr viel gefragt und trotzdem
bestimmt das eine oder andere vergessen. Deshalb gebe ich Dir hier die
Möglichkeit und frage, was wolltest Du uns Lesern immer schon mal sagen:
Da möchte ich mich einfach mal bei allen Lesern ganz
herzlich bedanken. Nur durch ihr Interesse ist es uns Schreiberlingen möglich,
das zu tun, was wir gerne machen, nämlich Geschichten zu erzählen.
Zum Abschluss nenne ich gerne Namen und Begriffe und frage
meinen Interviewpartner, was ihm dazu einfällt:
Klaus Störtebecker
Norddeutscher Pirat und Haudegen, dessen Leben bestimmt viel
Stoff für einen spannenden Abenteuerroman liefert.
Astrid Lindgren
Verehre und liebe ich. Ihre großartigen Romane begleiten
mich seit meiner frühsten Kindheit. Ich liebe ihre Heimat Småland und war
bereits einige Male dort, um die Schauplatze ihrer Bücher zu besuchen, wie z.B.
den Katthult-Hof (Michel von Löneberga), Bullerbü usw.! Die Landschaft dort,
mit ihren tausenden von Seen und Wäldern, ist einfach nur fantastisch!
Kiek mol wedder in
Plattdüütsch mien Modderspraak, ik snack so geern Platt un
wi mütt oppassen, dat de Spraak ni verloren geiht. Deshalb segg ik jümmers:
Lüüd snackt Platt, jümmers un överall ... un hol ju al fuchtig ;-)
Ich schrieb gerade, dass ich obige Frage zum Abschluss all
meinen Interviewpartnern stelle, aber diesmal ist es anders. Ich erweitere mein
Interview und möchte noch einmal auf Dein Buch „Kriegsgold“ zurückkommen.
Denn es jährt jetzt im Mai 2020 etwas, das wir nicht feiern,
aber woran wir doch denken wollen. Der schreckliche zweite Weltkrieg war
endlich zu Ende. Allerdings hat es sehr lange gedauert, bis Normalität
eintreten konnte, zu viel war zerstört und zu vieles musste aufgedeckt werden. In Deinem Buch hast Du „eine
explosive Mischung aus Diebstahl, Mord und Rache“ beschrieben und „zugleich einen spannenden Blick in die
Geschichte“ gewährt.
Wie bist Du auf die Idee zu diesem Buch gekommen?
Die Idee kam mir, als ich vor einiger Zeit zum zigsten Mal
„Das Boot“ von Lothar-Günther Buchheim gelesen habe, für mich, einer der
großartigsten Romane der Weltliteratur. Plötzlich sah ich beim Lesen den
„Alten“ als Kapitänleutnant Johann von Stackeldorf vor mir und der historische
Teil von „Kriegsgold“ war geboren.
Du behauptest in der Anmerkung zwar, dass die Geschichte
Deiner blühenden Fantasie entsprungen ist. Aber trotzdem musstest Du gut
recherchieren, wie bist Du hier vorgegangen?
Natürlich liegt zwischen der Idee und der fertigen Story
eine Menge Recherche, denn die historischen Fakten sollen ja auch authentisch
sein. Dazu habe ich viel über diese Zeit gelesen, angefangen über die Technik
der damaligen U-Boote, bis hin zu historischen Ansichten aus Kiel. Außerdem
konnte ich auf Erzählungen meines Vaters zurückgreifen, der als junger Mann auf
solch einem Boot gefahren ist und den Schrecken des Seekrieges hautnah
miterlebt hat.
Zudem habe ich nochmals die Bücher „Das Boot“ und „Die
Festung“ von Lothar-Günther Buchheim gelesen, um mich in die Zeit des Zweiten
Weltkriegs einzustimmen. Beide Bücher sind anschauliche Werke, die die
Atmosphäre dieser Ära drastisch wiederspiegeln.
Ich stelle mir vor, dass es gefühlsmäßig sicher nicht
einfach war, zum Beispiel sich in die Männer zu versetzen, die sich im U-Boot
befanden, wie ging es Dir da?
Wie oben bereits erwähnt, ist mein Vater auf so einem U-Boot
gefahren. Von ihm weiß ich, wie furchtbar es auf solchen schwimmenden Särgen
gewesen sein muss. Jeder, der schon mal das U-Boot-Denkmal in Laboe besucht hat
und im Inneren von U-995 war weiß, wie beklemmend eng es dort drinnen ist. Wenn
ich mir vorstelle, in so einem Ding unter der Wasseroberfläche und dann noch
bei einem Angriff mit Wasserbomben zu sein ... furchtbar! Das muss die Hölle
gewesen sein.
Nein, nur auf die Erzählungen meines Vaters, auf
entsprechende Literatur aus jener Zeit und sehr gute historische
TV-Dokumentationen.
Ich habe das Buch ja gelesen und auch rezensiert, ich war
begeistert und fand es sehr emotional. Möchtest Du noch etwas dazu sagen?
Das freut mich sehr, dass es dir so gut gefallen hat. Es
freut mich immer wieder, wenn ich die Leser mit meinen Geschichten emotional
erreichen kann. Mir hat zum Beispiel eine Leserin geschrieben, dass sie beim
„Käpt’n“ Rotz und Wasser geheult hat, als sie die Szene las, in der der
blutjunge Jack London und Hannes Kröger sich das erste Mal in San Francisco
trennen, nachdem sie sich kennen und schätzen gelernt haben. Solche
Rückmeldungen berühren mich sehr und ich freue mich darüber.
Nun soll bitte niemand denken, das ist kein Buch für mich.
Es sollte aber von mehreren Seiten betrachtet werden. Es erinnert einen an eine
Zeit, die sich keiner zurückwünscht. Es hat für viel Spannung gesorgt und das
sollte ja ein guter Krimi. Gerne und hier spreche ich noch einmal meine
Leseempfehlung aus.
Nun komme ich aber wirklich und endlich zum Ende und ich
möchte mich bei Dir, lieber Jörg für die Beantwortung meiner Fragen bedanken.
Im Maximum Verlag sind bisher diese beiden Bücher erschienen:
Mehr Informationen zum Autor und den Büchern gibt es hier:
Maximum Verlag
Homepage
Mehr Informationen zum Autor und den Büchern gibt es hier:
Maximum Verlag
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